Pressearchiv 2018

 

Krebspreis 2018: Wissenschaftler werden für ihre wegweisenden Arbeiten in der Krebsmedizin ausgezeichnet

Thomas Brabletz, Hartmut Goldschmidt und Michael Baumann erhalten Auszeichnung auf dem Deutschen Krebskongress.


Berlin, 21.02.2018. Die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebsstiftung verleihen jährlich den Deutschen Krebspreis für herausragende Leistungen in der onkologischen Forschung – der Preis zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für Krebsforscher in Deutschland. In der Sparte „Klinische Forschung“ geht der Preis in diesem Jahr an Prof. Dr. Hartmut Goldschmidt (Universitätsklinikum Heidelberg und Nationales Centrum für Tumorerkrankungen, Heidelberg), den Preis in der Sparte „Translationale Forschung“ erhält Prof. Dr. Michael Baumann (Universitätsklinikum Heidelberg und Nationales Centrum für Tumorerkrankungen, Heidelberg), in der Sparte „Experimentelle Forschung“ wird Prof. Dr. Thomas Brabletz (Nikolaus-Fiebiger-Zentrum für Molekulare Medizin, Universität Erlangen) ausgezeichnet. Der Preis wird auf dem Deutschen Krebskongress in Berlin verliehen.


Hartmut Goldschmidt ist ein international anerkannter Experte für das Multiple Myelom – diese Krebserkrankung der Plasmazellen, die einen wichtigen Teil des Immunsystems darstellen, ist nach dem Non-Hodgkin-Lymphom die zweithäufigste Blutkrebsart. Unter der Leitung von Hartmut Goldschmidt untersucht die German Speaking Myeloma Multicenter Group (GMMG) seit 1996 alle Phasen dieser Erkrankung in klinischen Studien: vom asymptomatischen Stadium über das neu diagnostizierte Multiple Myelom bis zur mehrfach vorbehandelten Erkrankung. Durch die Integration modernster Therapiebausteine durch eine Hochdosistherapie mit anschließender autologer Blutstammzelltransplantation gelang es der Gruppe, den Anteil der Myelompatienten mit einer kompletten Remission und langer Remissionsdauer deutlich zu erhöhen. Durch genomweite Assoziationsstudien konnte Hartmut Goldschmidt außerdem erbliche Varianten identifizieren, die das Risiko erhöhen, an einem Myelom zu erkranken.

 

Der Radioonkologe und Strahlenbiologe Michael Baumann hat in den Jahren 2004 bis 2016 in Dresden das Nationale Zentrum für Medizinische Strahlenforschung in der Onkologie OncoRay aufgebaut. Seit November 2016 ist Baumann Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg und führt den Vorsitz im Lenkungsausschuss des Deutschen Krebskonsortiums (DKTK). Baumanns wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt auf der Erforschung der individualisierten Radiotherapie, bei der die Bestrahlung durch den Einsatz strahlenspezifischer Biomarker an den jeweiligen Patienten angepasst werden kann. Seine Arbeiten sind außerdem wegweisend für die Weiterentwicklung bildgebender Verfahren in der Radioonkologie, die Hochpräzisions- und Protonentherapie sowie die Behandlung von Lungen- und Kopf-Hals-Tumoren.

 

Im Zentrum der Forschungsarbeiten von Thomas Brabletz steht die Frage nach der Entstehung von Metastasen. Er ging dabei von der Beobachtung aus, dass die Zelldifferenzierung beim Darmkrebs an der Invasionsfront anders verläuft als im Zentrum des Tumors. Als einer der ersten Wissenschaftler schlug Brabletz ein Metastasierungsmodell vor, bei dem migrierenden Krebsstammzellen eine wesentliche Bedeutung zukommt. Für die Etablierung und Ausbreitung dieser Zellen werden längst stillgelegte Signalwege aktiviert, die der Körper während seiner Entwicklung als Embryo genutzt hat, etwa der EMT-Signalweg. Das Schlüsselmolekül dieses Signalwegs, der Transkriptionsfaktor ZEB1, aktiviert eine Vielzahl an Genen, die ein aggressives Tumorwachstum bewirken. Die Arbeiten des Preisträgers zur Plastizität von Krebszellen durch die wechselseitige Regulation von ZEB1 und sogenannten miRNAs markieren ein Durchbruch im Verständnis der Mechanismen bei der Invasion, Ausbreitung, Absiedelung und Therapieresistenz von Metastasen.

Der Deutsche Krebspreis
Der Deutsche Krebspreis wird von der Deutschen Krebsgesellschaft jährlich zu gleichen Teilen für hervorragende Arbeiten im deutschsprachigen Raum verliehen:

  • in der experimentellen onkologischen Grundlagenforschung (experimenteller Teil),
  • in der translationalen Forschung (Transfer experimenteller Forschungsergebnisse in den klinischen Bereich),
  • in der Tumordiagnostik und -behandlung (klinischer Teil).

Stifter des Deutschen Krebspreises sind die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebsstiftung. Jede Kategorie ist mit 7.500 Euro dotiert.

Die Deutsche Krebsgesellschaft
Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) – eine Nachfolgeorganisation des 1900 gegründeten „Comité für Krebssammelforschung“ – ist die größte wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum. In der DKG vertreten sind über 7.900 Einzelmitglieder in 24 Arbeitsgemeinschaften, die sich mit der Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen befassen; dazu kommen 16 Landeskrebsgesellschaften und 39 Fördermitglieder. Die DKG engagiert sich für eine Krebsversorgung auf Basis von evidenzbasierter Medizin, Interdisziplinarität sowie konsequenten Qualitätsstandards und ist Mitinitiatorin des Nationalen Krebsplans. www.krebsgesellschaft.de

Die Deutsche Krebsstiftung
Die Deutsche Krebsstiftung e. V. mit Sitz in Frankfurt am Main wurde 2007 gegründet. Sie ist eine reine Vermögensstiftung, die die Erträge des Stiftungsvermögens satzungsgemäß für Projekte der Deutschen Krebsgesellschaft ausschüttet, beispielsweise für Wissenschaftsförderung sowie für Maßnahmen der Aufklärung, Prävention und Früherkennung. www.deutsche-krebsstiftung.de

Pressekontakt
Pressestelle der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.
Dr. Katrin Mugele
Tel: 030 322 93 29 60
mugele@krebsgesellschaft.de