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HER2-Status neu im Fokus: Neue Therapie beim „HER2-low“-Mammakarzinom

Auf dem ASCO Annual Meeting 2022 wurden die wichtigsten aktuellen Erkenntnisse zur Therapie beim frühen und metastasierten Mammakarzinom präsentiert. Das vielleicht überraschendste Ergebnis lieferte die PALOMA-2-Studie mit fehlendem Vorteil im Gesamtüberleben bei CDK4/6-Inhibition, das Highlight des Kongresses war die DESTINY-Breast04-Studie mit der Erkenntnis, dass eine Einteilung des HER2-Status in positiv und negativ künftig nicht mehr ausreichen wird.

Zur Übersicht der Themen der Expertenrunde

Teilnehmer des Expertengesprächs von links nach rechts: Prof. Dr. Wolfgang Janni (Ulm), Prof. Dr. Michael Untch (Berlin), Prof. Dr. Tanja Fehm (Düsseldorf), Prof. Dr. Nadia Harbeck (München), Prof. Dr. Volkmar Müller (Hamburg), Prof. Dr. Christian Jackisch (Offenbach a.M.), Prof. Dr. Christoph Thomssen (Halle), Prof. Dr. Cornelia Kolberg-Liedtke (Essen)

Moderation: Prof. Dr. Tanja Fehm (Düsseldorf)

Begrüßung: Nastasia Hertrampf (Berlin)

Die Experten diskutierten unter anderem über folgende Themen:

  • Unicancer ASTER 70s Studie: Kein Vorteil, wenn bei Patientinnen ab 70 Jahren mit Hormonrezeptor-positivem HER2-negativem Mammakarzinom bei bestimmtem genomischen Score der adjuvanten endokrinen Therapie eine adjuvante Chemotherapie hinzugefügt wird.
  • ASTRRA-Studie bei prämenopausalen Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom, die nach Operation und Chemotherapie weiterhin Eierstocksfunktion hatten, Therapie mit Tamoxifen (fünf Jahre) mit oder ohne GnRH-Analoga (zwei Jahre) erhielten: Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens bei GnRH-Analogonanwendung. Die Beschränkung der GnRH-Analogonanwendung kann bei Patientinnen interessant sein, deren Fertilität erhalten bleiben soll.
  • Langzeitanwendung des RANK-Ligand-Inhibitors Denusomab bei postmenopausalen Patientinnen in der adjuvanten Therapie zur Prophylaxe von Osteoporose und Knochenfrakturen: Wenig Komplikationen, signifikante Reduktion des Frakturrisikos und Verbesserung des knochenmetastasenfreien Überlebens.
  • KEYNOTE-522-Studie: Bei Patientinnen mit triple-negativem Mammakarzinom im Stadium II-III verbessert eine Immuntherapie mit Checkpoint-PD1-Blocker Pembrolizumab in Kombination mit Chemotherapie in der Neoadjuvanz plus als alleinige Therapie in der Adjuvanz das ereignisfreie Überleben im Vergleich zu Placebo plus Chemotherapie bzw. Placebo allein. Wie viel die Patientinnen individuell von Pembrolizumab profitieren, hängt von der Resttumorlast nach der neoadjuvanten Chemotherapie ab - Residual cancer burden als prognostischer Score zur pathologischen kompletten Remission (PCR).[1]
  • Stereotaktische Strahlentherapie beim metastasierten Mammakarzinom mit Oligometastasen: Keine Unterschiede in den Überlebenszeiten bei Bestrahlung zusätzlich zur systemischen Therapie.
  • PALOMA-2-Studie beim metastasierten Hormonrezeptor-positiven HER2-negativen Mammakarzinom: Zugabe des CDK4/6-Inhibitors Palbociclib zur endokrinen Therapie mit Letrozol in der Erstlinie verbessert das progressionsfreie Überleben signifikant, jedoch das Gesamtüberleben nicht signifikant. Gründe für fehlende Signifikanz müssen noch diskutiert werden.[2]
  • DESTINY-Breast04-Studie bei vorbehandelten Patientinnen inoperablem bzw. metastasiertem HER2-low Mammakarzinom: Trastuzumab Deruxtecan vs. Standard-of-Care mit signifikantem Vorteil im progressionsfreien und Gesamtüberleben. Erhöhte Gefahr von interstitieller Lungenerkrankung als Nebenwirkung (ILD) muss beachtet werden. Die Studie zeigt, dass der HER2-Status differenzierter betrachtet werden muss, Einteilung in HER2-positive und HER2-negative Tumoren reicht nicht mehr aus.[3]

 

(kvk)

Literatur

[1] Pusztai L et al. Event-free survival by residual cancer burden after neoadjuvant pembrolizumab + chemotherapy versus placebo + chemotherapy for early TNBC: Exploratory analysis from KEYNOTE-522. Journal of Clinical Oncology 2022, 40(16_suppl):503
[2] Finn RS et al. Overall survival (OS) with first-line palbociclib plus letrozole (PAL+LET) versus placebo plus letrozole (PBO+LET) in women with estrogen receptor–positive/human epidermal growth factor receptor 2–negative advanced breast cancer (ER+/HER2− ABC): Analyses from PALOMA-2. Journal of Clinical Oncology 2022, 40(17_suppl) LBA1003-LBA1003
[3] Modi S et al. Trastuzumab deruxtecan (T-DXd) versus treatment of physician’s choice (TPC) in patients (pts) with HER2-low unresectable and/or metastatic breast cancer (mBC): Results of DESTINY-Breast04, a randomized, phase 3 study. J Clin Oncol 40, 2022 (suppl 17; abstr LBA3)

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 10.06.2022

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