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Nicht aushalten, sondern bewältigen: Supportivtherapie bei Langzeitfolgen nach einer Krebstherapie
Zurück ins normale Leben – das ist für Krebspatient*innen nach Abschluss ihrer Therapie und der Rehabilitationsmaßnahmen ein wichtiges Ziel. Für die meisten Betroffenen ist das auch möglich. Die Zahl der Langzeitüberlebenden nach einer Krebserkrankung – also Menschen, die nach abgeschlossener Therapie länger als fünf Jahre leben – steigt stetig an. Zurzeit gibt es in Deutschland schätzungsweise über vier Millionen Langzeitüberlebende (so genannte „Cancer Survivors“) [1].
Dennoch sind mit dem Abschluss der Therapie nicht alle Belastungen vorbei. Viele Krebspatient*innen leiden auch nach ihrer Therapie noch seelisch durch die psychische Anspannung oder physisch durch Einschränkungen der körperlichen Funktionen. Die Beschwerdebilder unterscheiden sich je nach Art des Tumors und seiner Behandlung. Viele Nebenwirkungen kann man heute bereits vor oder während der Therapie durch eine so genannte „Supportivtherapie“ – also unterstützende Maßnahmen - entweder komplett verhindern oder in ihrer Stärke abmindern. Doch gegen manche Beschwerden ist die Medizin immer noch mehr oder weniger machtlos. Patient*innen, die bestimmte Medikamente, z.B. gegen Darm- oder Brustkrebs, bekommen haben, können auch Monate oder Jahre nach der Therapie unter Nervenirritationen - auch Neuropathie genannt – leiden.
Ein großes Problem sind auch Müdigkeit und Erschöpfung: Eine so genannte Tumor- oder Tumortherapie-assoziierte Fatigue. Weitere langfristige Folgen können u.a. Beeinträchtigungen wichtiger Organfunktionen wie Herz, Lunge, oder Nieren sein, sowie Störungen der Fruchtbarkeit, Depressionen oder Angst.[1]
Lebensqualität der Patient*innen verbessern und erhalten
Die supportive Therapie (auch Supportivtherapie genannt) umfasst Verfahren, die die Akut- und Spätfolgen der Tumortherapie reduzieren. Diese Behandlungsmethoden umfassen medikamentöse Therapien gegen Nebenwirkungen, die psychologische Betreuung, Ernährungskonzepte oder auch Bewegungsprogramme.
Die Supportivtherapie dient einerseits dazu, die Akuttherapie zu unterstützen und die Therapien ohne lebensbedrohliche Komplikationen zu ermöglichen. Andererseits unterstützt sie die Rehabilitationsphase und ist auch bei unheilbarer Erkrankung dazu da, die Lebensqualität der Patient*innen zu verbessern und zu erhalten. Supportivtherapeutische Maßnahmen sollen jedem*r Patient*in in allen Phasen der Erkrankung zur Verfügung stehen und ihn*sie vor Komplikationen schützen.
Wo gibt es supportive Therapie und unterstützende Maßnahmen?
Oft schrecken Patient*innen davor zurück, Beschwerden, die erst nach einer abgeschlossenen Therapie auftreten, bei ihrem*ihrer Arzt*Ärztin anzusprechen. Viele Betroffene glauben die Symptome seien Anzeichen eines Rückfalls, möchten nicht klagen oder denken die Symptome gehörten einfach zu ihrer Krankheit [2]. Doch niemand muss solche Beschwerden aushalten. Veränderungen und neue Einschränkungen dürfen und sollen bei dem*der Arzt*Ärztin angesprochen werden, auch wenn eine Therapie schon eine Weile zurückliegt. Nennen Sie Symptome und Veränderungen bei regelmäßigen Nachsorgeterminen und lassen Sie sich zusätzlich bei den Landeskrebsgesellschaften, dem Krebsinformationsdienst oder in Sprechstunden von sogenannten „Survivorship-Programmen“ beraten. Da in Deutschland die Langzeitnachsorge von Krebspatient*innen weder gesetzlich noch finanziell geregelt ist haben einige Organisationen spezielle Sprechstunden und Nachsorgeprogramme für Langzeitüberlebende geschaffen.
Beispielsweise hat das Universitäre Cancer Center Hamburg (UCCH) das Survivorship-Programm „Leben nach Krebs“ eingeführt. Ziel des Programms ist es, Patient*innen nach abgeschlossener Therapie zu begleiten und zu unterstützen. In den Sprechstunden stehen Patient*innen ärztliche sowie psychosoziale Beratung zur Verfügung. Außerdem gibt es am UCCH auch ein besonderes Nachsorge-Programm für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Es heißt Care for CAYA (children, adolescents and young adults) [3].
Ein weiteres Survivorship-Programm ist „LESS: Late Effects Surveillance Systems“. Dieses Programm bietet Nachsorgesprechstunden für Erwachsene und ehemals krebskranke Kinder in Lübeck, Freiburg und Erlangen an [4].
Fachberatung: Professor Petra Feyer (Berlin)
Link-Tipps
- Weitere Informationen zu den Sprechstunden von LESS finden Sie hier:
http://www.nachsorge-ist-vorsorge.de/ - Informationen zum Leben nach Krebs Programm des UCCH finden Sie hier https://www.uke.de/kliniken-institute/zentren/universit%C3%A4res-cancer-center-hamburg-(ucch)/leben-nach-krebs-programm/index.html
Quellen:
[1] LANGZEITÜBERLEBENDE: Wie mit Spätfolgen von Krebs umgehen? Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum. Stand: 15.01.2022 Abrufbar unter https://www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/iblatt/iblatt-krebs-langzeit-ueberleben.pdf?m=1453821079 (zuletzt aufgerufen am 05.09.2022)
[2] Horneber, M et. al., Tumor-assoziierte Fatigue, Deutsches Ärzteblatt, JG 111, 26.05.2014
[3] https://www.uke.de/kliniken-institute/zentren/universit%C3%A4res-cancer-center-hamburg-(ucch)/leben-nach-krebs-programm/index.html (zuletzt aufgerufen am 05.09.2022)
[4] http://www.nachsorge-ist-vorsorge.de/, (zuletzt aufgerufen am 05.09.2022)
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Zuletzt aufgerufen am: 03.10.2024 10:51