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Therapie krebsbedingter Fatigue
Die Behandlung Tumor-assoziierter Fatigue muss möglichst frühzeitig beginnen, um zu verhindern, dass sich chronische Beschwerden entwickeln. Auch wenn in den meisten Fällen keine einzelne Ursache für die Tumor-assoziierte Fatigue erkennbar ist: Die unterschiedlichen möglichen Einflussfaktoren müssen abgeklärt werden. Entsprechend vielgestaltig ist die Therapie. Verschiedene Behandlungsansätze sind in Betracht zu ziehen und werden gelegentlich auch miteinander kombiniert. Sie orientieren sich an den Ursachen, der individuellen Ausprägung der Beschwerden, dem Ausmaß der funktionellen Beeinträchtigung und den Vorstellungen der Betroffenen. Auch das soziale Umfeld der Patienten sollte betrachtet und gegebenenfalls mit einbezogen werden.
Information und Beratung
In einem ersten Schritt müssen sich die Betroffenen ausführlich von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin über die Tumor-assoziierte Fatigue informieren lassen. Viele Patienten können die anhaltende Erschöpfung nicht einordnen, zumal wenn sie die Krebstherapien bereits beendet haben und als geheilt gelten. Bereits das Wissen darum, dass es für die Beschwerden einen Namen gibt und dass wirksame Therapien existieren, kann eine Entlastung bedeuten. Außerdem erleichtert es zu wissen, dass Fatigue-Beschwerden nicht automatisch eine ungünstige Krankheitsprognose bedeuten.
Für Krebspatienten, die ihre Therapie abgeschlossen haben, gibt es ein vielfach erprobtes Schulungsprogramm, das sogenannte FIBS („Fatigue individuell bewältigen – ein Selbstmanagementprogramm“). In sechs Sitzungen werden die Patienten über die möglichen Formen von Fatigue, ihre Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten, Zeit- und Energiemanagement, gesunden Schlaf, den bewussten Umgang mit Gefühlen sowie die Möglichkeiten zur individuellen Alltagsgestaltung informiert, auch ein Genusstraining ist Bestandteil des Programms.
Bekannte Ursachen behandeln
Ist eine klare Ursache für Fatigue-Beschwerden erkennbar, gilt es, diese zu behandeln. Dies betrifft vor allem Anämie (Blutarmut), Stoffwechselerkrankungen wie eine Schilddrüsenfehlfunktion oder Diabetes mellitus. Im Falle der Anämie etwa kann der Hämoglobingehalt des Blutes durch die Gabe von hämatopoetischen Wachstumsfaktoren wie Erythropoetin oder durch eine Bluttransfusion erhöht werden. Da der Einsatz von Erythropoetin allerdings auch mit Risiken wie der Bildung von Blutgerinnseln (Thromboembolien) verbunden ist, muss eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Bewertung erfolgen.
Eigene Strategien: Bewegung, gesunde Ernährung und Schlaf
In der Beratung zu Fatigue geht es auch darum, herauszufinden, mit welchen Maßnahmen der Patient seine Beschwerden durch eigenes Zutun bessern kann. In puncto Bewegung, Ernährung und Schlaf lässt sich in den meisten Fällen etwas tun.
Körperliche Bewegung
Immer deutlicher wurde in den vergangenen Jahren, welche entscheidende Rolle körperliche Aktivität im Zusammenhang mit Tumor-assoziierter Fatigue spielt. Regelmäßige Ausdauer- und Krafttrainingsprogramme können dem Teufelskreis aus Bewegungsmangel, Verlust an Muskelmasse und Kondition, rascher Erschöpfung und noch größerer Unlust auf Bewegung vorbeugen. Mit der körperlichen Fitness verbessern sich oft auch das seelische Wohlbefinden und die Lebensqualität.
Anhand von Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention und der Deutschen Krebsgesellschaft kann für jeden Krebspatienten ein individuelles Trainingsprogramm aufgestellt werden. Es sollte möglichst tägliche Einheiten zur Ausdauer (zum Beispiel zügiges Gehen, Schwimmen, Joggen) und zweimal wöchentlich stattfindende Kraftübungen (Radfahren, Rudern) enthalten. Pro Trainingseinheit werden 30 bis 45 Minuten veranschlagt. Es wird empfohlen, das Krafttraining in einer Einrichtung mit physiotherapeutischer oder ärztlicher Betreuung durchzuführen.
Es ist nicht immer einfach, sich zu überwinden und ein körperliches Training konsequent durchzuführen, sodass es zu einem regelmäßigen Teil der Alltagsaktivitäten wird. Es hilft jedoch, den individuellen Neigungen zu folgen: Wer sich nicht gern im Wasser aufhält, für den ist Schwimmen eine eher ungeeignete Sportart. Auch sind keinesfalls sportliche Höchstleistungen gefragt. Die Intensität des Trainings muss den körperlichen Möglichkeiten und der Krankheitssituation angepasst sein. Für ein effektives Ausdauertraining beispielsweise gilt die Regel, dass der Puls etwa 70 bis 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz erreichen sollte, gemäß dem Leitsatz: „Laufen ohne zu schnaufen“. Und vor allem: Bei aller Anstrengung sollte der Spaß an der Bewegung niemals zu kurz kommen
Gesunde Ernährung
Die Ernährung sollte genügend Nährstoffe enthalten, um Defizite zu vermeiden oder auszugleichen. Sie sollte ausreichend, vielseitig, abwechslungsreich und insbesondere auch schmackhaft sein. Patienten, die wegen der Erkrankung Schwierigkeiten mit dem Essen haben, müssen unter Umständen hochkalorische Konzentrate oder Vitamine und Mineralien ergänzen.
Ausreichender guter Schlaf
Patienten mit Fatigue brauchen ausreichenden, regelmäßigen und qualitativ guten Schlaf. Ein paar Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin können zum guten Schlafen verhelfen:
- einen regelmäßigen Schlafrhythmus erzeugen, also jeden Tag zu einer ähnlichen Uhrzeit ins Bett gehen und morgens aufstehen
- den Nachtschlaf auf eine Dauer festlegen, die erfahrungsgemäß zu Erholung geführt hat
- nach dem Aufwachen sofort aufstehen
- bei Einschlafstörungen nicht im Bett liegen bleiben
- tagsüber höchstens eine Stunde schlafen – bei schlechtem Nachtschlaf nicht versuchen, den verlorenen Schlaf tagsüber nachzuholen
- auch an den Wochenenden zur gewohnten Zeit aufstehen
- tagsüber für ausreichend Bewegung und Aktivitäten sorgen
- abends auf schwere Mahlzeiten, koffeinhaltige Getränke (Kaffee, grünen und schwarzen Tee) und größere Mengen alkoholischer Getränke verzichten
- für eine ausreichende Belüftung und Kühle im Schlafzimmer sorgen
Quellen:
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[10] Vries, U.: Tumorbedingte Fatigue und ihre psychosozialen Belastungen. Der Urologe 2012, 3 DOI: 10.1007/s00120-012-2844-3
Fachberatung:
Prof. Dr. med. Florian Lordick, Leipzig, Sprecher der AG Palliativmedizin in der Deutschen Krebsgesellschaft
Prof. Dr. med. Oliver Rick, Bad Wildungen, Vorsitzender der AG Supportive Maßnahmen in der Onkologie, Rehabilitation und Sozialmedizin (ASORS)
Zuletzt aufgerufen am: 13.11.2024 13:00