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Diagnose einer Tumor-assoziierten Fatigue
Da die Tumor-assoziierte Fatigue eine häufige Erscheinung ist, wird in den Leitlinien der American Society of Clinical Oncology (ASCO) empfohlen, alle Krebspatient*innen während der Therapie und Nachsorge in regelmäßigen Abständen, mindestens aber einmal pro Jahr, nach Müdigkeits- und Erschöpfungssymptomen zu befragen. Hierfür steht eine Reihe standardisierter Fragebögen (z.B. FACT-F, EORTC-QLQ-C30, FSI) zur Verfügung, in denen die Patient*innen gezielt zu bestimmten Beschwerden gefragt werden. Auf einer Skala geben sie an, in welcher Intensität die Beschwerden in der jeweils vorangegangenen Zeit aufgetreten sind (zum Beispiel: 0 = nicht müde, 10 = stärkste Müdigkeit). Ebenfalls mithilfe von Skalen werden sie darüber hinaus befragt, wie stark sich die Beschwerden auf verschiedene Lebensbereiche auswirken. Je nachdem, wie die Ergebnisse dieser Befragung ausfallen, wird dann eine weitere Diagnostik veranlasst oder nicht.
FACT-F: „Functional Assessment of Cancer Therapy-Fatigue-Scale“
Der Fragebogen umfasst 13 Aussagen, deren Richtigkeit von den Patienten auf einer Skala von 0 bis 5 bewertet werden sollen. Erfragt werden körperliche Aspekte von Fatigue und ihre Konsequenzen.
Zum Beispiel:
„Ich fühle mich die ganze Zeit schwach“
0 (überhaupt nicht) – 1 – 2 – 3 – 4 – 5 (sehr)
„Ich muss tagsüber schlafen“
0 (überhaupt nicht) – 1 – 2 – 3 – 4 – 5 (sehr)
FACT-F wird in der Praxis meist mit FACT-An („Functional Assessement of Cancer Therapy-Anemia Scale“) kombiniert, einem Fragebogen, der in sieben zusätzlichen Aussagen Symptome erfragt, die durch Blutarmut entstehen, aber nicht mit Fatigue zusammenhängen.
Auch das ärztliche Gespräch, die sogenannte Anamnese, liefert weitere Anhaltspunkte dafür, ob es sich um eine Tumor-assoziierte Fatigue handelt. Die Ärztin bzw. der Arzt erfragt, welche aktuellen Beschwerden vorliegen, wie intensiv sie sind, seit wann sie bestehen und ob es einen Zusammenhang zu möglichen Einflussfaktoren wie dem Schlafverhalten, Veränderungen im privaten oder beruflichen Umfeld, Medikamenten, Konsum von Genuss- und Rauschmitteln, körperlicher Aktivität oder Ähnlichem gibt. Es ist wichtig, dass Patient*innen das Gespräch mit ihrem behandelnden Arzt oder ihrer Ärztin nutzen, um von Müdigkeit, Erschöpfung oder anderen Fatigue-Symptomen zu berichten. Bei Verdacht auf Fatigue schließen sich eine körperliche Untersuchung und Laboruntersuchungen an.
Um den Ursachen für die Beschwerden auf den Grund zu gehen und herauszufinden, welche Maßnahmen zur Linderung der Beschwerden geeignet sein könnten, müssen in der Anamnese, der körperlichen Untersuchung sowie weiteren speziellen Untersuchungen folgende mögliche Einflussfaktoren abgeklärt werden:
- Begleiterkrankungen
- Herzkreislauferkrankungen (z.B. Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen)
- endokrine Störungen (z.B. Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen)
- Lungen- und Nierenerkrankungen
- Anämie (Blutarmut)
- allgemeine Schlafstörungen
- Depression
- Adipositas (starkes Übergewicht)
- Neurologische Erkrankungen (z.B. Morbus Parkinson, Multiple Sklerose)
- Therapiebedingte Beschwerden
- Krebstherapien
- Medikation bei weiteren Erkrankungen
- Lebensgewohnheiten
- Alkohol
- unausgewogene Ernährung
- Mangel an körperlicher Bewegung
Quellen:
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[10] Vries, U.: Tumorbedingte Fatigue und ihre psychosozialen Belastungen. Der Urologe 2012, 3 DOI: 10.1007/s00120-012-2844-3
Fachberatung:
Prof. Dr. med. Florian Lordick, Leipzig, Sprecher der AG Palliativmedizin in der Deutschen Krebsgesellschaft
Prof. Dr. med. Oliver Rick, Bad Wildungen, Vorsitzender der AG Supportive Maßnahmen in der Onkologie, Rehabilitation und Sozialmedizin (ASORS)
Zuletzt aufgerufen am: 11.12.2024 15:50