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Konzentrationsschwäche und Gedächtnisverlust unter oder nach einer Krebstherapie

Während und nach der Chemotherapie stellen viele Patient*innen fest, dass sie unter Gedächtnisproblemen leiden und es ihnen allgemein schwerer fällt, sich zu konzentrieren. Bekannt unter dem Mythos „Chemobrain“ wurden lange Zeit alle kognitiven Probleme zusammengefasst, die in Zusammenhang mit einer Chemotherapie beobachtet werden konnten. Dazu zählten Gedächtnisstörungen, Lernprobleme, eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, Wortfindungsschwierigkeiten und manchmal auch Probleme bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben.

Ursachen für die kognitiven Probleme

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Die genauen Ursachen dieser Symptome sind nicht bekannt, aber es gibt verschiedene Faktoren, die eine Rolle spielen könnten, darunter posttraumatischer Stress – nicht zu verwechseln mit normalem Alltagsstress –, Depressionen und Angst, Schmerzen, Fatigue (schwere Erschöpfung) und Schlafstörungen, hormonelle Veränderungen, die in Zusammenhang mit der Krebstherapie stehen, sowie die Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Schmerzmittel) [1, 2]. Seltener scheinen durch die Krebstherapie verursachte Nervenschäden der Grund für kognitive Defizite zu sein.  

Möglichkeiten, die Konzentration und das Gedächtnis zu verbessern

Doch Patient*innen müssen nicht um eine dauerhafte Minderung ihrer kognitiven Fähigkeiten bangen. Eine Traumatherapie oder Konzentrationstraining können dabei helfen, zu den gewohnten Fähigkeiten zurückzukehren. Zudem können Medikamente umgestellt werden, hormonellen Veränderungen kann durch entsprechende Therapien entgegengewirkt werden. Depressionen und Ängste können mithilfe von Psychotherapien oder gegebenenfalls Medikamenten behandelt werden.

Der Duden definiert „Konzentration" als hohen Grad der Aufmerksamkeit und der geistigen Anspannung, die auf eine bestimmte Tätigkeit o.Ä. gerichtet ist. [3] Äußere Ablenkungen sollten daher gemieden werden, wenn eine Aufgabe Ihre Konzentration erfordert. Bei den inneren Ablenkungsfaktoren gestaltet es sich schon schwieriger, denn Gefühle, Gedanken oder Bedürfnisse wie Hunger können jederzeit dazwischenfunken. Stillen Sie daher all Ihre Bedürfnisse, bevor Sie sich an ein Projekt setzen. Stoppen Sie aufflackernde Gedanken, sobald Sie sich beim Abdriften ertappen. [2] Konzentration kann außerdem geschult und erlernt werden. Es ist daher also nicht schlimm, wenn Sie zunächst ‚nur‘ kleine Erfolge verzeichnen.

Es kann auch helfen, Aufgaben in kleinere Abschnitte zu unterteilen. Zwischen den Abschnitten darf gern guten Gewissens eine Pause eingelegt werden, denn Sie haben bereits etwas geschafft. So sammeln sie neue Kraft, um konzentriert weiter arbeiten zu können. Nach 15 bis 20 Minuten der Ruhe funktioniert das Konzentrieren oft wieder besser. [2] Parallel zwei Aufgaben erledigen zu wollen kann kontraproduktiv sein und ein unruhiges Gefühl erzeugen.

Kleine Tipps und Tricks können im Alltag helfen, sich schneller an Dinge zu erinnern. Beispielsweise können Notizen oder ein gut geführter Kalender einen verpassten Termin verhindern. Sich bewusst die Tätigkeit, die man in diesem Moment ausübt, laut zu verbalisieren regt das Gedächtnis zusätzlich an. So können Sie beispielsweise laut sagen: „Ich lege den Brief auf den Küchentisch.“ Spiele wie „Ich packe meinen Koffer" können das Gedächtnis zusätzlich trainieren. Aber auch hier gilt: Nicht zu viel erwarten! Seien Sie geduldig mit sich.

Allgemeine Tipps

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Generell wird Menschen mit Konzentrationsproblemen oder Gedächtnisverlust ein gesunder Lebensstil empfohlen. Dieser beinhaltet regelmäßige sportliche Betätigung, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, der Verzicht auf – beziehungsweise der genussvolle Konsum von – Alkohol und Nikotin und die Vermeidung von Stresssituationen. Des Weiteren können gesellschaftlich und intellektuell stimulierende Aktivitäten helfen, sich mental fit zu halten. Je nach persönlichen Interessen kann das beispielsweise das Erlernen einer Fremdsprache oder eines Musikinstruments sein. Schach, das Lösen von Kreuzworträtseln oder auch das Verrichten von Handarbeiten wie Nähen oder Stricken sind ebenfalls Tätigkeiten, die die geistige Funktion stärken. [4]

Fachleute können weiter helfen

Wenn Sie sich trotz allem unsicher sind und sich keine Verbesserung einstellt, suchen Sie ruhig einen ausgebildeten Psychoonkologen oder eine ausgebildete Psychoonkologin auf. Diese(r) ist mit dem Krankheitsbild und Ihren Problemen vertraut und kann individuell beraten. In den meisten Fällen wird eine Anamnese durchgeführt und therapierbare Probleme herausgearbeitet. Bei sehr schweren kognitiven Störungen können auch Neurophysiolog*innen konsultiert werden.

Linktipps zum Üben

Hier ein paar kleine Gedächtnistrainingsspiele und Anregungen:

 

(red)

Quellen:

[1] Eintrag: Chemo brain. Stand: 02/2021. Mayo Clinic. Abrufbar unter: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/chemo-brain/symptoms-causes/syc-20351060#:~:text=Chemo%20brain%20is%20a%20common,cognitive%20impairment%20or%20cognitive%20dysfunction. Letzter Zugriff: 02.08.2022

[2] „Chemohirn“: Konzentrationsstörungen und Gedächtnisschwäche bei Krebs. 7. Auflage, 08/2020. Stiftung Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe (Hrsg.). Abrufbar unter: https://www.myelom.org/grundlagen/broschueren-und-links/238-chemohirn-krisenhirn.html. Letzter Zugriff: 02.08.2022

[3] Eintrag: Konzentration. Duden Online. Abrufbar unter: https://www.duden.de/rechtschreibung/Konzentration (Stand 02.08.2022)

[4] Levin, Michael C.: Gedächtnisverlust. Stand: 08/2021. MSD Manuals. Abrufbar unter https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/störungen-der-hirn-,-rückenmarks-und-nervenfunktion/symptome-von-störungen-bzw-erkrankungen-des-gehirns,-des-rückenmarks-und-der-nerven/gedächtnisverlust Letzter Zugriff: 02.08.2022

 

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 02.08.2022

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Zuletzt aufgerufen am: 18.03.2024 13:05