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Die Begleitung Schwerkranker – gemeinsam bis ans Lebensende

Sich mit dem Tod eines engen Menschen auseinanderzusetzen ist traurig, schwierig und häufig überfordernd. Sowohl Angehörige als auch der*die Patient*in stoßen an ihre Grenzen. Umso wichtiger ist in dieser Situation das Zusammenspiel von unterstützender Begleitung, professioneller Pflege und medizinischer Betreuung. Dies entlastet Patient*innen und Angehörige und schafft Raum für eine gemeinsame Gestaltung der verbleibenden Zeit. Was ein schwer kranker Mensch vor allem braucht ist Verständnis und Respekt für seine Person. Die letzten Monate beispielsweise im Kreis der Familie statt im Krankenhaus zu verbringen kann den Abschied wesentlich erträglicher machen.

Abschied im häuslichen Umfeld

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Umfragen zufolge möchte ein Großteil der Menschen die letzten Wochen und Tage am liebsten in vertrauter Umgebung zu Hause verbringen. Dieser Wunsch entwächst dem Bedürfnis nach intensiverer Zuwendung, Geborgenheit und Aufmerksamkeit. Auch bei einer Krebserkrankung ist das prinzipiell möglich. Wichtig ist allerdings, dass eine oder mehrere Personen maßgeblich Verantwortung übernehmen und zudem die räumlichen Voraussetzungen für die Begleitung eines*einer schwerkranken Patienten*in geeignet sind. Bestimmte Maßnahmen, die das Leben künstlich verlängern, sind im häuslichen Umfeld jedoch nicht durchführbar. Das sollte allen Beteiligten bewusst sein. Vor allem aber sollte der Rückzug in die gewohnte Umgebung von dem*der Patienten*in selbstbestimmt gewünscht und nicht vordringlich ein Anliegen der Angehörigen sein.

Unterstützung durch ambulante Dienste

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Mit der häuslichen Begleitung und Betreuung eines*r schwerkranken Krebspatienten*in werden Angehörige außerdem nicht allein gelassen. Wichtig ist es, neben der Zusammenarbeit mit dem*der Hausarzt*Hausärztin rechtzeitig auch Kontakt zu Klinikärzten und Sozialdiensten des Krankenhauses aufzunehmen, um in enger Abstimmung mit diesen die Pflege zu planen. Bei der konkreten Umsetzung zu Hause helfen außerdem verschiedene mobile Dienste.
Ambulante Hospizdienste bieten beispielsweise Gespräche, Gesellschaft und Hilfe im Haushalt an. Stoßen die Möglichkeiten professioneller mobiler Pflegedienste an ihre Grenzen, weil z.B. auch medizinische Unterstützung benötigt wird, springt vielerorts ergänzend die so genannte Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) ein. Diese Teams aus Ärzten*Ärztinnen, Pflegenden und oft auch Sozialarbeiter*innen haben rund um die Uhr Rufbereitschaft, was Patient*innen wie Angehörigen ein großes Maß an Sicherheit gibt. Im Rahmen von Hausbesuchen versuchen die Mitglieder dieser mobilen Teams, Situationen so weit wie möglich vor Ort zu stabilisieren. Eine Einweisung ins Krankenhaus kann auf diese Weise häufig vermieden oder hinausgezögert werden. Die Selbstbestimmung des*der Patienten*in kann somit bis ans Lebensende zu einem gewissen Maß erhalten werden. Qualitativ wird die ambulante Palliativversorgung durch gesetzliche Rahmenbedingungen gesichert, sodass Angehörige sich keine Sorgen über eine schlechtere Behandlung im häuslichen Umfeld machen müssen.
Informationen über das regionale Angebot erhalten Interessierte bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Informationen zur Finanzierung mobiler Dienste gibt es unter anderem beim Deutschen Hospiz- und PalliativVerband.

Die Rolle der Palliativmedizin

Ein wesentliches Ziel der Palliativmedizin ist der Beistand und die konkrete Hilfe für Kranke und Angehörige in dieser letzten schwierigen Lebensphase. Wenn durch Behandlungen keine Heilung der Krebserkrankung mehr möglich ist, zielen medizinische und pflegerische Maßnahmen auf die Linderung (Palliation) von Beschwerden ab. Diese wird durch die vorausschauende Verordnung von unterstützenden Medikamenten und Anwendungen erreicht. Heute können moderne palliative Maßnahmen Schmerz, Atemnot, Unwohlsein oder auch psychischen Verstimmungen rechtzeitig begegnen, sodass die verbleibende Zeit über weite Strecken von diesen Symptomen kaum überschattet wird. An vielen großen Kliniken übernehmen spezialisierte Ärzte*Ärztinnen oder ganze Palliativstationen die Aufgabe, Schwerkranken ein individuelles Paket aus Medikamenten und Maßnahmen zusammenzustellen. Dies ermöglicht häufig eine Rückkehr der Patient*innen ins häusliche Umfeld.

Was bedeutet Hospiz?

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Wenn die Voraussetzungen für eine häusliche Pflege nicht gegeben sind oder es der Zustand eines*einer Patienten*in nicht zulässt, bieten stationäre Hospize die Möglichkeit einer Betreuung in wohnlicher Atmosphäre. Heute wird unter einem Hospiz zum einen das Konzept der respektvollen, ganzheitlichen Sterbebegleitung und zum anderen Pflegeeinrichtungen für unheilbar Kranke verstanden. Zu den Grundsätzen des Hospiz-Gedankens zählen neben der absoluten Fokussierung auf die Wünsche des*der Kranken und der Angehörigen auch die Betreuung durch ein multiprofessionelles Team, die Einbeziehung ehrenamtlicher Helfer*innen sowie grundsätzlich die Sorge um Schmerzfreiheit und Lebensqualität bis zuletzt.

Seit Mitte der 80er Jahre gibt es in Deutschland stationäre Hospize. Sie sind wie kleine Pflegeheime organisiert. Ärzte*Ärztinnen, Pfleger*innen, Sozialhelfer*innen, Seelsorger*innen und Ehrenamtliche sind hier darauf bedacht, die Grundsätze des Hospizgedankens umzusetzen. Oftmals gibt es Übernachtungsmöglichkeiten für Angehörige, sogar ein Haustier darf in manchen Fällen mitgebracht werden. Welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um in ein Hospiz aufgenommen zu werden, regelt §39a SGB V. Für Patient*innen entstehen keine Kosten, Hospize finanzieren sich über die öffentlichen Kassen und Spendengelder. Ein Hospizverzeichnis im Internet hilft bei der Suche nach einer geeigneten Einrichtung.

 

(sm)

Quellen:

[1] Student, Johann-Christoph: Zu Hause sterben – Hilfen für Betroffene und Angehörige. Deutsches Institut für Palliative Care Bad Krozingen 2009; 9. Aufl.
[2] Klie T: Die Patientenverfügung – Was Sie tun können, um richtig vorzusorgen. Verlag Herder Freiburg 2006; 9. Aufl.
[3] Palliativmedizin. Antworten. Hilfen. Perspektiven. Hersg. von der Stiftung Deutsche Krebshilfe. Stand: 12/2020. 
https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Palliativmedizin_BlaueRatgeber_DeutscheKrebshilfe.pdf
[4]Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin https://www.dgpalliativmedizin.de/allgemein/sapv.html
[5] Deutscher Palliativ- und Hospizverband http://www.dhpv.de

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 08.02.2023

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Zuletzt aufgerufen am: 28.03.2024 15:56