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Krebs im Alter: Spezielle Bedürfnisse, spezielle Therapien
Ältere Krebspatienten müssen anders therapiert und versorgt werden als jüngere. Nicht nur bietet der Körper im Alter eine größere Angriffsfläche für Krebserkrankungen als ein junger. Auch die beiden zum Abbau der Chemotherapie wichtigsten Organe Niere und Leber sind im fortgeschrittenen Alter geschwächt. Anders als jüngere Menschen leiden ältere häufig an zusätzlichen körperlichen Beschwerden. Hinzu kommen längere Erholungszeiten. Erfahren Sie mehr darüber, wie eine Krebstherapie den besonderen Bedürfnissen älterer Patienten gerecht werden kann.
Welche Rolle spielt das biologische Alter?
Obwohl es schwierig ist, pauschal von einem durchschnittlichen 80-Jährigen zu sprechen, ist es wohl kaum zu bestreiten, dass ein alternder Körper eine größere Angriffsfläche für Krebserkrankungen bietet. Die beiden zum Abbau der Chemotherapie wichtigsten Organe Niere und Leber sind geschwächt und der Stoffwechsel ist langsamer. Anders als jüngere, fitte Menschen leiden ältere Menschen zudem häufig an weiteren körperlichen Beschwerden.
Aus medizinischer Sicht ist es allerdings problematisch, dass ältere Menschen alleine aufgrund ihres Alters über einen Kamm zu scheren: Zu keiner Zeit des Lebens ist der Unterschied zwischen zwei gleichaltrigen Menschen und ihrer körperlichen und psychischen Verfassung so groß wie im Alter. Während einige Härtefälle schon mit 60 guten Gewissens als Rentner bezeichnet werden können, wirkt so mancher 80-Jährige agil und wesentlich jünger als das chronologische Alter es angibt.
Lösungsansatz kann hier der konsequente Einsatz eines so genannten multidimensionalen geriatrischen Assessments sein: Hierbei wird die Lebenssituation des Patienten unabhängig vom Alter untersucht. Kriterien sind Mobilität, Kognition, emotionale Grundstimmung, die Umgebung des Patienten und seine soziale Lage. Diese Faktoren sollen dann in die Therapieentscheidung einbezogen werden.
Was müssen ältere Patienten bei der Wahl von Krebstherapien beachten?
Der wichtigste Aspekt bei der Wahl einer altersgerechten Krebstherapie ist die Palette an alterstypischen Erkrankungen, die ältere Patienten neben ihrer Krebserkrankung schultern müssen. Dazu zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hypertonie, chronische Atemwegserkrankungen, Diabetes, Osteoporose, Athritis, Gelenk- und Knochenprobleme aber auch Demenz. Hinzu kommen längere Erholungszeiten.
Begleiterkrankungen können den Therapieverlauf maßgeblich beeinflussen: Bestrahlung und schwere Herzerkrankungen schließen sich gegenseitig aus, Einschränkungen in der Leber- und Nierenfunktion erfordern eine andere Dosierung der Krebsmedikamente. Da die körperlichen Voraussetzungen bei älteren Krebspatienten nun einmal ganz andere sind und von Patient zu Patient sehr unterschiedlich, ist auch die Auswirkung der Medikamente viel schwerer vorherzusagen. Grade Begleitmedikamente können dem behandelnden Arzt großes Kopfzerbrechen bereiten, da sie häufiger zu unerwarteten Nebenwirkungen führen können.
Häufig äußern auch die Patienten selbst den Wunsch nach einer altersgemäßen Behandlung. Darunter ist vor allem der Verzicht auf kräftezehrende Therapien zu verstehen, da der Gewinn an Lebenszeit möglicherweise mit einem Verlust an Lebensqualität bezahlt wird. Es ist eine schwierige Gratwanderung, die Balance zwischen beiden Punkten zu finden. Ärzte und Patienten sollten gemeinsam sorgfältig abwägen..
Es gibt einige Fälle, in denen sogar gänzlich auf die Therapie verzichtet werden kann, beispielsweise bei einem sehr früh erkannten, kleinen Prostatatumor. Wenn sich dieser nicht rasch entwickelt und der Patient beschwerdefrei ist, entstehen langfristig für den Betroffenen keine Nachteile.
Versorgung während und nach der Therapie
Die Leistungsfähigkeit vieler Patienten geht nach einem langen Krankenhausaufenthalt häufig deutlich zurück. Wer also gerade aus der Klinik entlassen wurde, sollte sich besonders schonen und Hilfe im Alltag in Anspruch nehmen. Der Abbau von Muskeln führt dazu, dass die Erholung langsam voranschreitet. Häufig wird das Denk- und Konzentrationsvermögen durch die Therapie ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Patienten sollten sich darauf vorbereiten, was sie nach der Therapie erwartet und schon vor Therapiebeginn entsprechende Unterstützungsangebote organisieren. Beispielsweise bieten Krankenkassen häusliche Krankenpflege oder den Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik an. Sollte die Pflegebedürftigkeit durch die Therapie zugenommen haben, müssen die Patienten dementsprechend stärker unterstützt werdenwerden. Kliniksozialdienste fungieren als Ansprechpartner und helfen bei der Organisation der Pflege.
Lücken in Forschung und Praxis
Tatsächlich stellt die onkologische Behandlung geriatrischer Patienten eine Forschungslücke dar, da bislang wenig randomisierte Studien mit dieser Patientengruppe durchgeführt wurden. Ohne solche Studien kann jedoch nicht eingeschätzt werden, wann es beispielsweise sinnvoll ist, zu operieren, und wann es sich aufgrund von Begleiterkrankungen empfiehlt, auf eine Operation besser zu verzichten.
Zusätzlich erschwerend ist, dass die geriatrische Behandlung in Deutschland nicht einheitlich geregelt ist. Mal wird sie ambulant, mal stationär oder teilstationär durchgeführt. Experten fordern deshalb ein neues Konzept zur Integration der Geriatrie. Ein besonderer Fokus sollte dabei auf der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit liegen, damit der Patient nach der stationären Therapie auf ein kompetentes Auffangnetz zurückgreifen kann.
Auch ethische Fragen spielen in der Debatte um eine altersgerechte Versorgung zunehmend eine Rolle. Zum Beispiel: Wer entscheidet über eine Therapie wenn der Patient dazu nicht oder nur eingeschränkt in der Lage ist? Oder wie teuer darf eine Behandlung alter Menschen sein? Grundsätzlich gibt es Deutschland keine Altersgrenze für eine Krebstherapie. Ältere Menschen haben ebenso ein Anrecht auf eine exzellente Behandlung wie junge, auch wenn möglicherweise nicht mehr so viele Lebensjahre vor ihnen liegen. Denn wer möchte sich schon anmaßen, Leben mit Leben zu vergleichen.
Quellen:
[1] https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/krebs-im-alter.php
[3] Grätzel von Grätz: Krebs im Alter. Andere Patienten, andere Tumoren, andere Herausforderungen. In: DKFZ einblick. Ausgabe 02/2017.
[4] Bayrische Krebsgsellschaft: Geriatrische Onkologie – Der ältere Krebspatient. Dezember 2016.
[5] Eppinger, Ute: Geriatrische Onkologie braucht Fingerspitzengefühl für die richtige Balance in der Tumortherapie. Medsape. November 2012.
https://deutsch.medscape.com/artikel/4900468
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Zuletzt aufgerufen am: 08.10.2024 15:18