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Schilddrüsenkrebs - Erkrankungsverlauf
Schilddrüsenkrebs geht in der Mehrheit der Fälle (zu 70 bis 80 Prozent) von den Follikelzellen der Schilddrüse aus, das sind die Zellen, die das eigentliche Schilddrüsenepithel bilden (differenzierte Karzinome). Unter ihnen sind die so genannten papillären Karzinome (mit etwa 50 Prozent) am häufigsten.
Etwas seltener sind die so genannten follikulären Karzinome (mit 20 bis 30 Prozent). Etwa 5 bis 10 Prozent der Schilddrüsenkarzinome entstehen aus den Calcitonin-produzierenden C-Zellen, die verstreut im Bindegewebe zwischen den Schilddrüsenfollikeln liegen (medulläre oder C-Zell-Karzinome). Die ebenfalls seltenen undifferenzierten (anaplastischen) Karzinome gehen, wie die differenzierten Karzinome, von Follikelzellen der Schilddrüse aus.
Zunächst ist der Tumor, unabhängig davon, in welchem Gewebe er seinen Ursprung nimmt, auf die Schilddrüse beschränkt. Wird der Tumor größer, kann er jedoch die Bindegewebskapsel der Schilddrüse durchbrechen und nahegelegenes Gewebe, Lymphknoten oder andere Organe befallen. Über Lymphgefäße und Blutbahnen können einzelne Krebszellen auch in entferntere Organe gelangen. Dort können sie sich ansiedeln und erneut vermehren; es entstehen Tochtergeschwülste (Metastasen). Metastasen treten beim Schilddrüsenkarzinom am häufigsten in Lunge, Leber und Knochen auf.
Der Verlauf der Erkrankung hängt im Wesentlichen davon ab, an welcher Form des Schilddrüsenkarzinoms man erkrankt ist: Das papilläre Karzinom wächst relativ langsam und bleibt zunächst auf die Schilddrüse beschränkt. Falls der Tumor streut, so geschieht dies zunächst über die Lymphgefäße in die umgebenden Lymphknoten; erst später breitet sich die Geschwulst auch über den Blutweg aus und bildet Fernmetastasen. Bei Kindern mit papillärem Karzinom können Tumoren, die über die Schilddrüsenkapsel hinausgehen, bereits frühzeitig zu Lungenmetastasen führen; diese können jedoch meist gut behandelt werden. Die Heilungschancen sind bei papillären Karzinomen im Allgemeinen sehr gut.
Follikuläre Karzinome breiten sich vor allem über den Blutweg aus und bilden dann bevorzugt Tochtergeschwülste in Lunge und Knochen. So lange der Tumor auf die Schilddrüse begrenzt ist, sind die Heilungschancen ausgezeichnet. Aber auch selbst wenn Metastasen auftreten, ist oftmals eine Heilung möglich.
Medulläre Karzinome können bereits frühzeitig in die Lymphknoten des Halses, mitunter auch des oberen Brustkorbbereiches metastasieren. Absiedlungen über den Blutweg entwickeln sich bevorzugt in Leber, Lunge und Knochen. Die Heilungschancen liegen bei 50 bis 60 Prozent, bei früh erkannten Karzinomen, die noch nicht metastasiert haben, bei über 90 Prozent.
Das sehr aggressive undifferenzierte (anaplastische) Karzinom hingegen schreitet schnell fort und bildet früh Metastasen in Leber, Lunge, Knochen und Gehirn. Die Prognose ist entsprechend ungünstig.
Stadieneinteilung beim Schilddrüsenkrebs
Das Ausbreitungsstadium des Tumors ist ein wichtiges Kriterium bei der Wahl der für den Patienten am besten geeigneten Behandlungsmethode. Um den Tumor genauer zu charakterisieren, wird er daher – je nach Ausdehnung – in verschiedene Stadien unterteilt. Die Einteilung erfolgt nach bestimmten Kategorien, für die hauptsächlich drei Gesichtspunkte Maß gebend sind:
- die Größe des Tumors (T)
- die Beteiligung der Lymphknoten (N)
- das Vorhandensein von Metastasen (M)
Man verwendet deshalb auch den Begriff TNM-Klassifikation. Ziffern hinter den Buchstaben geben genauere Hinweise auf Größe und Ausdehnung des Tumors (T1-4), Zahl und Lage der befallenen Lymphknoten (N1 oder N2) und das Vorhandensein oder Fehlen von entfernten Metastasen (M0 oder M1). T1 N0 M0 würde in diesem Fall also bedeuten, dass es sich um einen kleinen, auf die Schilddrüse begrenzten Tumor ohne Lymphknotenbefall und Metastasen handelt. Das Alter des Patienten wird in der TNM-Klassifikation der Schilddrüse ebenfalls berücksichtigt. Eine exakte Beurteilung des TNM-Stadiums ist häufig erst nach der operativen Entfernung des Tumors möglich.
Ein weiterer Punkt, der bei der Charakterisierung des Tumors eine Rolle spielt, ist die Beschaffenheit des Krebsgewebes (Grading). Sie wird bei der mikroskopischen Untersuchung des entnommenen Gewebes untersucht und gibt Hinweise auf die Aggressivität des Tumors. Mit Hilfe der mikroskopischen Untersuchung lässt sich auch bestimmen, um welche Art des Schilddrüsenkrebses es sich handelt.
Die Bestimmung der Tumorausbreitung und das Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung helfen dem Arzt bei der Planung der Behandlungsschritte.
Krankheitsrückfall (Rezidiv)
Bei spät entdeckten Schilddrüsentumoren kann es trotz der Krebsbehandlung im Laufe der folgenden Jahre zu einem Rückfall kommen. Das bedeutet, dass der Tumor im Bereich der Schilddrüse, aber auch in anderen Körperregionen erneut auftreten kann (Rezidiv).
Quellen:
[1] H. Dralle: Maligne Schilddrüsentumoren, in: Kurzgefasste interdisziplinäre Leitlinien, Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.), W. Zuckschwerdt Verlag 2008, Beilage-CD
[2] H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006
[3] Robert Koch-Institut (Hrsg.): Krebs in Deutschland 2007/2008. Häufigkeiten und Trends, Berlin 2012
Fachliche Beratung:
Prof. Georg Brabant
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck
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Zuletzt aufgerufen am: 03.10.2024 10:51