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Lebensqualität nach der Behandlung von Prostatakrebs

Mann und Frau auf Fahrrad, Quelle: © Monkey Business - fotolia.com
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Bei jedem sechsten Mann über fünfzig wird heute Prostatakrebs festgestellt. Die Heilungschancen sind bei den meisten der heute entdeckten Prostatakarzinome gut. Manche Therapien sind allerdings mit unangenehmen langfristigen Nebenwirkungen verbunden. Was also tun, wenn man nach einer onkologisch erfolgreichen Behandlung mit Beeinträchtigungen der Lebensqualität zu kämpfen hat?

"Es brennt beim Wasserlassen und ich kann vor Schmerz nicht mehr Fahrradfahren", klagt ein Prostatakrebs-Patient in einem Internetforum. "Bei der Bestrahlung wurde mein Enddarm in Mitleidenschaft gezogen. Nun kann ich mein 'Geschäft' nicht mehr lange halten, was bei langen Autofahrten sehr unangenehm werden kann", schildert ein weiterer Betroffener. Und eine Frau schreibt verzweifelt: "Mein Mann ist immer noch impotent. Er hat deswegen Depressionen; weint, hat kein Selbstvertrauen mehr und will das Haus nicht mehr verlassen."

Art der Therapie entscheidet über Art der Nebenwirkungen

Alter Mann guckt nachdenklich, Quelle: © Rido - fotolia.com
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Die immer längere Überlebenszeit insbesondere von Patienten mit lokal begrenzten Tumoren macht es notwendig, sich bereits vor Beginn der Therapie auch Gedanken um die Zeit danach zu machen. Für die Behandlung von Prostatakrebs im Frühstadium stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Jede von ihnen kann mit unterschiedlichen Nebenwirkungen und Langzeitfolgen einhergehen:

  • Bei der operativen Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie) wird versucht, die angrenzenden Nerven, die für die Erektionsfähigkeit zuständig sind, zu erhalten. Dennoch gehört die Impotenz zu den möglichen Nebenwirkungen, wie auch die Harninkontinenz und andere Probleme beim Wasserlassen.
  • Bei einer modernen äußeren Strahlentherapie durch die Haut (perkutane Strahlentherapie) kann durch die präzise Wahl des Zielgebietes der Prostata und des um die Prostata liegenden Sicherheitssaumes mittels Computertomographie gesundes an die Prostata angrenzendes Gewebe besser geschont werden als früher. Dennoch kann es auch hier zu Impotenz, Harninkontinenz und Darmproblemen kommen.
  • Eine innere Strahlentherapie erfolgt durch dauerhaft in die Prostata eingebrachte kleine Strahlenquellen (permanente Seed Implantation oder Brachytherapie). Dabei ist die Strahlenbelastung für gesundes Gewebe in der weiteren Umgebung der "Seeds" gering. Doch auch bei diesem Verfahren können Prostata, Harnwege und Darm geschädigt werden.
  • Neben diesen drei Therapien kommt bei Prostatakrebs im Frühstadium(low-risk) auch eine sogenannte aktive Überwachung (Active Surveillance) infrage. Bei regelmäßigen medizinischen Kontrollen wird die Entwicklung des Krebses überwacht und mit der Behandlung erst begonnen, wenn die Erkrankung fortschreitet.

 

Obwohl alle Verfahren schon ausgiebig in Studien untersucht worden sind, ist noch nicht geklärt, welche der Behandlungsoptionen beim lokal begrenzten Prostatakarzinom auf lange Sicht am günstigsten sind, wenn man Wirksamkeit und Nebenwirkungen gegeneinander abwägt.

Was tun bei Langzeitnebenwirkungen?

Menschen beim Sport, Quelle: © Robert Kneschke - fotolia.com
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Besonders für jüngere Männer ist Impotenz eine sehr belastende Nebenwirkung der Prostatakrebs-Therapie, die die Lebensqualität stark beeinträchtigt. Durch moderne Operations- und Bestrahlungstechniken ist die Impotenz-Rate zwar stark gesunken, aber nach wie vor leiden 20 bis 80 von 100 Patienten nach einer radikalen Prostatektomie bzw. 25 bis 60 von 100 Patienten nach einer Strahlentherapie an erektiler Dysfunktion, können also keine Erektion mehr bekommen oder halten. Bei vielen Männern bessert sich dies im Laufe der Zeit wieder. Doch sollte es zu einem dauerhaften Problem werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Gliedsteife zu verbessern, um den Geschlechtsverkehr wieder zu ermöglichen: Medikamentöse Therapien, mechanische Verfahren oder auch die Implantation von Penisprothesen.

Großen Einfluss auf das tägliche Leben und damit auf die Lebensqualität hat auch die Nebenwirkung der Belastungsharninkontinenz, d. h. wenn bei körperlicher Anstrengung, beim Husten oder Niesen unkontrolliert Urin austritt. Auch wenn diese Nebenwirkung ebenfalls meist vorübergehend ist, gibt es Patienten, bei denen sie dauerhaft bestehen bleiben kann. Diese Männer sind dann auf das Tragen saugfähiger Einlagen angewiesen. Zur Besserung können Patienten selbst aktiv beitragen, indem sie konsequent Beckenbodengymnastik machen – nicht nur bei der Krankengymnastik, sondern regelmäßig und selbstständig zu Hause. In schweren Fällen können operative Verfahren eingesetzt werden.

Zu einer guten Lebensqualität nach einer Prostatakrebs-Therapie können aber auch ganz einfache Dinge wie eine gesunde Ernährung und sportliche Aktivität beitragen: Eine mediterrane oder asiatische Ernährungsweise mit viel Soja, Tomaten und Blumenkohl ist bei Prostatakrebs förderlich, da durch die enthaltenen Bestandteile direkt das Risiko des Wiederauftretens oder des Fortschreitens der Erkrankung gemindert wird. Sport wirkt sich messbar positiv auf die Prognose von Patienten und ihrer Symptome wie Harninkontinenz oder Erektionsstörungen aus. Schon regelmäßige Bewegung - wie Gartenarbeit oder Spaziergänge - kann einen spürbare Verbesserung der Lebensqualität bewirken. Es muss ja nicht gleich – wie in einer Prostatakrebs-Studie der Kölner Sportuniversität – eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela, ein Fußmarsch über die Alpen oder eine Fahrradtour durch ganz Deutschland sein.

 

(joh)

 

Quellen:

[1] Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.): Patientenleitlinie „Prostatakrebs I - Lokal begrenztes Prostatakarzinom.“
[2] Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.): Patientenleitlinie „Prostatakrebs II - Lokal fortgeschrittenes und metastasiertes Prostatakarzinom.
[3] Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.): Patientenleitlinie "Früherkennung von Prostatakrebs "
[4] „Onkologische Trainings- und Bewegungstherapie“ des Universitätsklinikums Köln und der Deutschen Sporthochschule

 

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Fachliche Beratung

Prof. Dr. med. Jens Bedke
Stellvertretender Direktor - Klinik für Urologie Tübingen

 

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Fachliche Beratung

Prof. Dr. Christian Gratzke
Ärztlicher Direktor Klinik für Urologie Freiburg

 

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Fachliche Beratung

Prof. Dr. Kurt Miller
Klinik für Urologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 26.08.2021

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