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Diagnose des Multiplen Myelom

Diagnostische Methoden

Ärztin schaut durch Mikroskop, Quelle: © dgrilla - fotolia.com
Quelle: © dgrilla - fotolia.com

Besteht der Verdacht auf ein Multiples Myelom, sichern verschiedene Verfahren die Diagnose. Zu den wichtigsten Untersuchungen gehören Blut- und Urinkontrollen, bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) und Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) sowie die Untersuchung von Knochenmarkproben aus dem Beckenkamm (Tumorbiopsie). Das Blut und der Urin werden auf das Vorliegen eines bestimmten Proteins (Paraprotein), das von den bösartig wachsenden Plasmazellen produziert wird, untersucht.

Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung sollten folgende Laborparameter bestimmt werden: Blutbild mit Differentialblutbild, Kreatinin, Harnstoff, Calcium, LDH [Laktatdehydrogenase], CRP [C-reaktives Protein], Beta-2-Mikroglobulin, Albumin, Serumelektrophorese, Immunglobuline als Schwerketten (IgG, IgA, IgM) sowie freie Kappa- und Lambda-Leichtketten im Serum. Es ist außerdem eine Analyse des 24-Stunden-Sammelurins durchzuführen, um die Eiweißausscheidung (Gesamteiweiß- und Albuminausscheidung) zu ermitteln und die Nierenfunktion (z. B. Kreatinin-Clearence) zu bestimmen.

Zur Beurteilung der Knochen wird standardmäßig eine Ganzkörper-CT durchgeführt. Damit können Knochenherde (Osteolysen), eine Minderung der Knochendichte (Osteopenie) und die Stabilität der Knochen beurteilt werden. Mit einer MRT können Ärzte einen Befall des Knochenmarks und extramedulläre Myelmherde schon relativ frühzeitig nachweisen; zudem ist diese Untersuchung auch bei den sog. SLIM-CRAB Kritierien hilfreich, um über eine Behandlungsbedürftigkeit zu entscheiden. Eine Knochenmarkpunktion wird empfohlen, um den Anteil an Plasmazellen im Knochenmark zu ermitteln und Zellen für eine Chromosomen-Untersuchung mittels „FISH“ [Fluoreszenz in-situ-Hybridisierung] zu gewinnen. Der FISH-Test ist ein Test, bei dem Chromosomen auf Aberrationen und Hochrisikoveränderungen, wie del17p, t(4;14), t(14,16), t(14;20) oder chromosom 1 Veränderungen u.a. untersucht werden.

Zusätzliche Diagnostik vor einer Therapie

Bevor eine Therapie begonnen wird, führen die behandelnden Ärzte o.g. Diagnostik durch, um über SLIM-CRAB bzw. CRAB Symptome über einen Behandlungsbedürftigkeit urteilen zu können bzw entscheiden zu können, ob ein MGUS bs. SMM vorliegt. Bezüglich Letzterem ist die NMR-Untersuchung und kann auch eine PET-Untersuchung hilfreich sein, über deren Wertigeit in der S3-Leitlinie des Myeloms (Scheid et al. 2021; in press) berichtet wird.

Insbesondere ist das NMR auch bei neurologischen Symptomen des Patienten zur Beurteilung extramedullärer Rückenmarkherde hilfreich. Zudem wird die Organfunktion des Patienten beurteilt, z.B. kardial, pulmonal und renal mittels EKG, Herz-Echokardiographie, Lungenfunktion und o.g. renaler Funktionsdiagnostik (Kreatinin, Krea-Clearance, eGFR).

Krankheitsstadien:

Wenn bei einem Patienten die Diagnose Multiples Myelom gestellt wird, ist es wichtig, das Stadium der Krankheit festzustellen. Die weit verbreitete historische Einteilung nach Salmon und Durie wurde mittlerweile durch das Internationale Staging System (ISS) ersetzt. Diese Stadieneinteilung basiert auf Serumwerten. Die Parameter Albumin und ß2-Mikroglobulin spiegeln die Tumorlast und den Ernährungszustand wie auch das Vorhandensein einer Nierenfunktionsverschlechterung wider.

2015 wurde der Revised ISS (R-ISS) veröffentlicht, wobei die International Myeloma Working Group (IMWG) den ISS um den Parameter Lactatdehydrogenase (LDH) und eine zytogenetische Risikostratifizierung ergänzt.

Mit dem revidierten R-ISS ist eine Prognoseabschätzung möglich.

Revidiertes International Staging System (R- ISS) (Palumbo A et al, JCO, 2015)

Stadium I: Serum ß2- Mikroglobulin <3,5 mg/l, Serum Albumin > 35 g/l, Zytogenetik Standardrisiko, Normale LDH

Stadium II: weder ISS Stadium I noch III

Stadium III: Serum ß2- Mikroglobulin >5,5 mg/l, Zytogeneik Hochrisiko oder LDH > oberer Normwert

 

Literatur
Wörmann B., Driessen C, Einsele H, Goldschmidt H, Gunsilius E, Kortüm M et al. Onkopedia Leitlinie Multiples Myelom. Stand: Mai 2018; Abrufbar unter https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/multiples-myelom/@@guideline/html/index.html (letzter Aufruf am 1.7.2021)

Engelhardt M, Blau IW, Einsele H, Goldschmidt H, Knauf W, Scheid C. Expertengespräch: Update 2020 Diagnostik und Therapie des Multiplen Myeloms – DKG-Thesen 2020/2021

H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006

Rajkumar, S.V., Dimopoulos, M.A., Palumbo, A., Blade, J., Merlini, G., Mateos, M.V. et al. (2014) International Myeloma Working Group updated criteria for the diagnosis of multiple myeloma. Lancet Oncol. 15(12):e538-e548

Greipp PR, San Miguel J, Durie BG, Crowley JJ, Barlogie B, Bladé J et al. International staging system for multiple myeloma. J Clin Oncol. 2005 May 20;23(15):3412-20.

Palumbo A, Avet-Loiseau H, Oliva S, Lokhorst HM, Goldschmidt H, Rosinol L et al. Revised International Staging System for Multiple Myeloma: A Report From International Myeloma Working Group. J Clin Oncol. 2015 Sep 10;33(26):2863-9.1.

Palumbo A Geriatric assessment predicts survival and toxicities in elderly myeloma patients: an International Myeloma Working Group report. 2015 Mar 26;125(13):2068-74

(ms)

Professor Hermann Einsele Multiples Myelom Fachberater Basisinformationen ONKO Portal
Quelle: © Universitätsklinikum Würzburg

Fachliche Beratung

Prof. Dr. med. Hermann Einsele des Universitätsklinikums Würzburg ist Klinikdirektor Klinikdirektor Medizin II und Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie sowie Schwerpunktleiter Hämatologie.
Universitätsklinikum Würzburg

Professor Monika Engelhardt Fachberaterin Basisinformationen Multiples Myelom ONKO Portal
Quelle: © Universitätsklinikum Freiburg

Fachliche Beratung

Prof. Dr. Monika Engelhardt ist seit 2019 Oberärztin des Universitätsklinikums Freiburg in der Klinik für Innere Medizin I Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation. Zu ihren Aufgabenbereichen zählen: Multiples Myelom (Plasmozytom), Autologe Stammzelltransplantationen, GCP und Hämatologisches Labor.
Universitätsklinikum Freiburg

Prof. Goldschmidt - Fachberater Multiples Myelom 2021
Quelle: © Universitätsklinikum Heidelberg

Fachliche Beratung

Prof. Dr. med. Hartmut Goldschmidt ist seit 2005 Leiter der Sektion Multiples Myelom der Medizinischen Klinik Heidelberg und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Heidelberg. Des Weiteren ist er Oberarzt an der Klinik für Hämatologie, Onkologie, Rheumatologie und hält die Projektleitung im Forschungsbereich Multiples Myelom inne.
Universitätsklinikum Heidelberg

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 19.08.2021

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Zuletzt aufgerufen am: 03.10.2024 10:51