Operation von Hirntumoren
ACHTUNG: Unsere Texte zum Thema Hirntumoren werden derzeit überarbeitet. Sie geben nicht den aktuellen wissenschaftlichen Stand wieder. In Kürze werden Ihnen die aktualisierten Informationen zur Verfügung stehen.
Wann muss operiert werden?
Die wichtigen Aspekte bei der Wahl der Therapie von Hirntumoren sind die Effizienz und die Risiken der Therapie sowie das biologische Verhalten des Tumors selbst. Eine Indikation zur Operation ist gegeben, wenn:
- der Tumor für die Operation mit den individuell verfügbaren Techniken und Instrumenten gut zugänglich und entfernbar ist,
- der Tumor einen großen raumfordernden Effekt auf die Umgebung ausübt und eine schnelle Progression zeigt,
- der Gesamtzustand sowie nicht zuletzt das Alter des Patienten eine Operation erlauben
Die chirurgische Therapie infiltrativ wachsender Gliomen ist nur ein Teil der Therapie und kann den Tumor in der Regel nicht heilen. Deshalb wird immer zuerst die Art der notwendigen chirurgischen Therapie geklärt. Hierbei kann es sich um eine Probeentnahme, eine Teil- oder Subtotal- oder gar Totalentfernung des Tumors handeln. Beim Auftreten einer Abflussstörung des Nervenwassers durch den Tumor kann ein Nervenwasseraufstau (Hydrocephalus) auftreten, der eine Nervenwasserableitungsoperation (Shunt-, Ventiloperation) notwendig machen kann.
Ziel
Ziel der chirurgischen Therapie ist:
- die Verbesserung der Lebensqualität
- das Hinauszögern einer Verschlechterung
- die Verbesserung von Bedingungen für die nachfolgenden Therapien wie Strahlentherapie und Chemotherapie
Probeentnahme
Sofern keine offene Operation geplant ist, kann eine Probeentnahme zur feingeweblichen Untersuchung computergesteuert mit einer stereotaktischen Technik erfolgen. Stereotaxie ist ein griechisches Wort: „Definieren eines Punktes im dreidimensionalen Raum mittels mathematischer Prinzipien“.
Man führt die stereotaktische Probeentnahme in der Mehrzahl der Fälle mit Rahmen durch, die vorübergehend am Kopf befestigt werden. Es werden Punkte im Gehirn mittels mathematischer Berechnungen kalkuliert und anvisiert.
Rahmenlos wird die Probeentnahme mit einer Neuronavigation durchgeführt. Diese arbeitet mit stereotaktischem Arm oder Magnetfeldern oder Ultraschallimpulsen oder Infrarotstrahlen mit passiver oder aktiver Markertechnologie. Der Unterschied zwischen Neuronavigation und konventioneller stereotaktischer Technik besteht darin, dass der Operateur während des Eingriffs die Lokalisation seiner Instrumente dadurch überprüfen kann, dass die entsprechende CT- oder MRT-Schicht auf dem Bildschirm des Computers dargestellt wird. Mit der Neuronavigation können verschiedene Zielpunkte sowie Volumina des zu entfernenden Tumors berechnet werden. Die Neuronavigation erreicht allerdings nicht die Präzision der konventionellen Stereotaxie, ist aber schneller und kann bei größeren Tumoren eingesetzt werden.
Indikationen für eine stereotaktische Probeentnahme sind:
- Kleine Tumoren in ungünstiger Lokalisation (Stammganglien, Hirnstamm etc.)
- Diffus wachsende Tumoren
- Große zystische Tumoren
- Ältere Patienten
- Patienten mit niedrigem Karnofsky- Index
Offene Operation
Ziel der offenen Operation ist eine möglichst vollständige Tumorentfernung, ohne neurologische Funktionen zu beeinträchtigen. Um dieses Ziel zu erreichen werden heutzutage zahlreiche Techniken eingesetzt. Hierzu zählen:
- Neuronavigation
- Fluoreszenzgestützte Resektion mit ALA (Gliolan®)
- Funktionsüberwachung (neurophysiologischen Monitoring, Operationen mit Wachphasen)
- Ultraschall
- Intra-operative Bildgebung (MRT, CT)
Bei der Operation mit Navigationsunterstützung muss der Patient entweder am Vorabend oder am Tag der Operation, wenn der Operationssaal ein CT- oder MR- Gerät hat, vorbereitet werden.
In Vollnarkose (gelegentlich auch in örtlicher Betäubung, wenn es sich um eine Operation in der Nähe des Sprachzentrums handelt) wird der Kopf entsprechend der Lage des Tumors gelagert und in einer Drei-Punkt-Kopfklemme fixiert. Nach einem geraden oder bogenförmigen Hautschnitt wird der Knochendeckel meistens mit dem Hochdruckbohrsystem ausgesägt. Die harte Hirnhaut wird geöffnet.
Mit der Navigationsführung wird der Tumor grob angepeilt. Dieser wird unter mikrochirurgischen Bedingungen entfernt. Als Hilfsinstrument wird bei größeren Tumoren gerne der Ultraschallsauger verwendet. Bei der fluoreszenzgestützten Resektion erhält der Patient Stunden vor der Operation ein Medikament, welches während der Operation manche Tumore anhand seiner Fluoreszenz unter Blaulicht besser sichtbar werden lässt. Das Ausmaß der Tumorentfernung hängt von den benachbarten funktionellen Arealen ab, die nicht beschädigt werden sollen. Bei Operationen in der Nähe der wichtigen funktionellen Zentren wird ein intraoperatives neurophysiologisches Monitoring durchgeführt, in dem die Funktion der sensiblen und motorischen Bahnen sowie auch der Hörbahn und anderer Hirnnerven wie die für Gesicht-, Zungen-, Schultermuskulatur etc. während der Operation überwacht werden. Das gleiche gilt für die Überwachung der Sprachfunktion in örtlicher Betäubung.
Nach kompletter Blutstillung und ggf. intraoperativer Bildgebungskontrolle (CT oder MR) werden die harte Hirnhaut sowie die Wunde verschlossen. Der Patient wird in die neurochirurgische Überwachungsstation verlegt, wo er aufwacht. Normalerweise erfolgt eine MR- oder CT-Kontrolle am nächsten Tag oder spätestens 48 Stunden nach der Operation, um das Ergebnis der Operation festzustellen. Der Patient geht am 1. Tag nach der Operation bei komplikationslosem Verlauf auf die Allgemeinstation zurück und kann mit Unterstützung der Physiotherapie schrittweise mobilisiert werden, sodass der Patient nach etwa 7 bis 10 Tagen die Klinik wieder verlassen kann (nach Hause, Heimatkrankenhaus, Rehaklinik etc.).
Nachbehandlung
Eine Cortisongabe für 3 bis 7 Tage nach der Operation wird allgemein durchgeführt, die Reduktion erfolgt schrittweise in Abhängigkeit von dem klinischen und radiologischen Befund. In Abhängigkeit von dem feingeweblichen Untersuchungsergebnis wird eine zusätzliche Therapie, z.B. Strahlen- und Chemotherapie, angeschlossen. Die klinische und MRT-Kontrolle erfolgt ca. 4 Wochen nach Abschluss der Strahlentherapie, danach je nach Tumor alle 2-3 Monate. Bei gutartigen Tumoren kann die Kontrolle alle 6 bis 12 Monate durchgeführt werden.
Quellen:
Tonn Jörg-Christian et al: Oncology of CNS Tumors, Springer Verlag 2010
Quelle und Copyright: Neuroonkologische Arbeitsgemeinschaft (NOA)
Link zur NOA: www.neuroonkologie.de
Weitere Basisinformationen zum Hirntumor:
Zuletzt aufgerufen am: 07.10.2024 15:25