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Lungenkrebs: Ursachen und Risikofaktoren

Zigarette, Quelle: © Leonid Lyshko - fotolia.com
Quelle: © Leonid Lyshko - fotolia.com

Warum entsteht Lungenkrebs?

Krebs kann entstehen, wenn in Zellen genetische Schäden auftreten, die vom Körper nicht mehr repariert werden können. Die Gene sind die Träger der Erbanlagen. Sie sind je nachdem, um welches Gen es sich handelt, für die unterschiedlichsten Aufgaben zuständig, darunter auch für die Regulierung des Wachstums und der Differenzierung („Reifung“) von Zellen. Treten in Genen plötzlich Veränderungen, sogenannte Mutationen auf, greift normalerweise ein Reparatursystem des Körpers ein und behebt die Schäden. Dies geschieht in den meisten Fällen problemlos.

Mitunter jedoch versagt das Reparatursystem. Dann können sich die kranken Zellen unkontrolliert vermehren, und Krebs entsteht. Die Gründe dafür, weshalb das Reparatursystem des Körpers versagt, sind vielfältig. So verfügen Krebszellen über raffinierte Möglichkeiten, sich „unsichtbar“ zu machen: Sie können sich beispielsweise tarnen, indem sie typische Merkmale gesunder Zellen oder Eigenschaften anderer Gewebe annehmen. Auch können die Programme, die für den normalen Alterungsprozess und das natürliche Absterben der Zellen verantwortlich sind, ausfallen. In diesem Fall werden die Krebszellen gewissermaßen unsterblich.

Die zu Krebs führenden Veränderungen des Erbguts entstehen in den meisten Fällen spontan. Seltener wird eine Neigung zu Krebserkrankungen vererbt. Fachleute gehen davon aus, dass bei der Entstehung von Lungenkrebs mehrere Einflüsse eine Rolle spielen. In erster Linie sind dies schädigende Substanzen, die mit der Atemluft in die Lunge gelangen. Sie tragen entscheidend dazu bei, dass die Zellen des Lungengewebes nach und nach geschädigt werden, bis sie sich in Krebszellen umwandeln. Doch auch genetische Faktoren wie das Geschlecht etwa spielen womöglich eine Rolle. So haben beispielsweise rauchende Frauen ein höheres Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, als rauchende Männer.

Äußere Risikofaktoren


Folgende Faktoren erhöhen das Lungenkrebsrisiko:

Tabakkonsum

Die wichtigste Ursache für die Entstehung von Lungenkrebs ist das Rauchen. Bei Männern gehen Angaben des RKI zufolge neun von zehn, bei Frauen mindestens sechs von zehn Lungenkrebserkrankungen auf aktives Rauchen zurück. Im Zigarettenrauch sind zahlreiche krebserregende (karzinogene) Substanzen enthalten. Dazu zählen polyaromatische und heterozyklische Kohlenwasserstoffe, N-Nitrosamine, aromatische Amine, Aldehyde und radioaktive Elemente. Die Substanzen lösen Störungen im Erbgut der Zellen, der sogenannten DNA, aus, die normalerweise repariert werden können. Bei Rauchern funktionieren diese Reparatursysteme nur noch eingeschränkt, weshalb ein hohes Risiko besteht, dass sich die Zellen nach und nach bösartig verändern.

Mit steigender Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten und mit der Dauer des Rauchens nimmt auch das Risiko einer Lungenkrebserkrankung deutlich zu. Es verringert sich durch das Rauchen von Light-Zigaretten bzw. gefilterten Zigaretten nicht. Die Begriffe „light“ oder „gefiltert “ suggerieren zwar, dass die Belastung geringer sei als bei normalen Zigaretten, weil sie weniger Schadstoffe enthalten. Tatsächlich werden zwar gröbere Schadstoffpartikel herausgefiltert, nicht aber die feineren, kleineren Schadstoffpartikel, die sich tiefer in den Lungenrändern absetzen. Dadurch gelangen letztlich mehr Schadstoffe in die Bronchien an den Lungenrändern, in denen vor allem Adenokarzinome entstehen. Dies erklärt die zunehmende Häufigkeit dieser Tumoren seit Einführung der vermeintlich schadstoffärmeren Zigaretten. Durch Zigaretten ohne Filter werden eher Krebsgeschwülste in den zentralen Atemwegen ausgelöst.

Da auch die Dauer des Rauchens Einfluss auf das Lungenkrebsrisiko hat, sind jugendliche Raucher besonders gefährdet, im Laufe des Lebens an Lungenkrebs zu erkranken, wenn sie das Rauchen nicht aufgeben. Hinzu kommt, dass das Lungengewebe junger Menschen empfindlicher ist. Beim lebenslangen Rauchen erhöht sich das Lungenkrebsrisiko gegenüber lebenslangen Nichtrauchern bei Männern um das 24-Fache. Mit dem Rauchen aufzuhören lohnt sich. Je länger der Zigarettenkonsum zurückliegt, desto tiefer sinkt das Lungenkrebsrisiko wieder. Das Risikoniveau von Nichtrauchern allerdings wird nie mehr erreicht, selbst nach einer Rauchkarenz von über 30 Jahren ist es im Vergleich zu gleichaltrigen Nierauchern noch deutlich erhöht.

Auch bei Pfeifen-, Zigarren- und Zigarillorauchern ist das Risiko für Lungenkrebs, abhängig von der Intensität des Rauchkonsums, im Vergleich zu dem von Nichtrauchern stark erhöht.

E-Zigarette – Rechnung mit der Unbekannten

E-Zigaretten liegen im Trend. Unschädlich sind E-Zigaretten jedoch keineswegs. So enthält das Aerosol, der bei der E-Zigarette eingeatmete Dampf, neben Nikotin auch krebserzeugende und giftige Substanzen wie Formaldehyd oder Acetaldehyd. Andererseits ist der Dampf aus E-Zigaretten offenbar deutlich weniger schädlich als Tabakrauch. Die Schätzungen gehen unter Experten derzeit noch weit auseinander, jedoch wird dem Aerosol eine geringere Toxizität zugeschrieben als dem Rauch aus herkömmlichen Zigaretten. So haben Raucher, die komplett auf E-Zigarette umsteigen, nach einem Jahr deutlich bessere Blutdruck- und Atemfunktionswerte. Viele Raucher nutzen die E-Zigarette als Übergang, um gänzlich mit dem Rauchen aufzuhören. In diesem Sinne kann das Dampfen den Übergang in die Abstinenz erleichtern. Allerdings liegen bislang noch keine Daten zu den langfristigen Auswirkungen von E-Zigaretten auf die Gesundheit vor.

Passivrauchen

Die Gefahr, an Lungenkrebs zu erkranken, nimmt auch durch Passivrauchen, also das Einatmen von Tabakrauch mit der Umgebungsluft, zu. Wer „mitraucht“, atmet hauptsächlich den so genannten Nebenstromrauch ein, der von glimmenden Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen während der Zugpausen abgegeben wird. Der Nebenstromrauch enthält zwar wenig Teer und Nikotin. Die Konzentration krebserzeugender Substanzen jedoch ist wesentlich höher als im Hauptstromrauch, den der Raucher inhaliert. Es wird geschätzt, dass Personen, die am Arbeitsplatz oder im Privatleben regelmäßig passiv Zigarettenrauch ausgesetzt sind, ein 1,3-fach (für Adenokarzinome) bis 3-fach (für kleinzelligen Lungenkrebs) erhöhtes Lungenkrebsrisiko haben.

Bauarbeiter mit asbesthaltiger Platte, Quelle: © Liane M - fotolia.com
Quelle: © Liane M - fotolia.com

Beruf

Am Arbeitsplatz können krebserregende Substanzen eingeatmet werden, die umso gefährlicher sind, wenn es Raucher betrifft. Hierzu gehören Asbest, Arsen, Chrom, Nickel, Beryllium, Cadmium, aromatische Kohlenwasserstoffe und Dieselabgase. Diese Substanzen fallen vor allem in der metallverarbeitenden Industrie, in der Kohlegas- und Koksherstellung, in Gießereien oder in der Gummiherstellung an. Bei Arbeitern in Uranbergwerken ist das Lungenkrebsrisiko durch den Kontakt mit Radon erhöht. Sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, wird Lungenkrebs zum Beispiel bei Chemiearbeitern (durch karzinogenen Halogenäther), Winzern (durch arsenhaltige Schädlingsbekämpfungsmittel) und in der Asbestzementindustrie als Berufskrankheit anerkannt. Ein weiterer Risikofaktor für Lungenkrebs ist natürlich vorkommende Edelgas Radon.

Schadstoffbelastung der Luft

Eine hohe Schadstoffkonzentration in der Außenluft kann das Lungenkrebsrisiko vermutlich etwas erhöhen; als wesentlicher Faktor wird hierbei der Feinstaubgehalt, zum Beispiel aus Dieselruß angesehen. Allerdings ist es schwierig, einen direkten Zusammenhang zwischen Luftschadstoffen und Erkrankungen an Lungenkrebs nachzuweisen. Es wird vermutet, dass sich ein erhöhter Schadstoffgehalt der Luft vor allem bei Rauchern und ohnehin krankheitsanfälligen Menschen negativ auswirken kann.

Infektionen

Bestimmte, durch chronische und langwierige Infektionen hervorgerufene Lungenerkrankungen wie z.B. Tuberkulose, erhöhen das Risiko, an einem Lungenkarzinom zu erkranken, geringfügig. Lungenkrebs entwickelt sich besonders in jenen Bereichen der Lunge, die infolge der Tuberkulose-Erkrankung vernarbt sind. Auch hier sind Raucher besonders gefährdet. Möglicherweise spielen Virusinfektionen wie z. B. mit dem humanen Papillomavirus (HPV) eine Rolle bei der Entstehung eines Lungentumors.

Vererbbare Faktoren

Bestimmte, durch chronische und langwierige Infektionen hervorgerufene Lungenerkrankungen wie z.B. Tuberkulose, erhöhen das Risiko, an einem Lungenkarzinom zu erkranken, geringfügig – vor allem, wenn es zu Vernarbungen kommt. Auch hier sind Raucher besonders gefährdet. Möglicherweise spielen Virusinfektionen wie Herpes Zoster, Humane Papillomviren oder Epstein-Barr-Virus bei der Krebsentstehung eine Rolle. Auch wird ein Zusammenhang zwischen chronischen Lungenerkrankungen wie der chronisch-obstruktiven Bronchitis (COPD) und Lungenkrebs vermutet. Womöglich gilt dies unabhängig vom Raucherstatus, selbst wenn das Rauchen nicht selten die Ursache für COPD ist.


Quellen:

Esche B., Geiseler J. & Karg O. (Hrsg.): Pneumologie. Lehrbuch für Atmungstherapeuten. Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. Berlin 2016

Griesinger F & Heukamp L. What’s hot in lung cancer. TumorDiagn u Ther 2016;37:1–7

Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms, Langversion 0.1 Konsultationsfassung, 2017, AWMF-Registernummer: 020/007OL, http://leitlinienprogramm-onkologie.de/Lungenkarzinom.98.0.html (Zugriff am: 16.08.2017)

Onkopedia Leitlinie der DGHO, Lungenkarzinom, kleinzellig (SCLC), Stand: April 2017 https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/lungenkarzinom-kleinzellig-sclc/@@view/html/index.html

Onkopedia Leitlinie der DGHO, Lungenkarzinom, nicht-kleinzellig (SCLC), Stand April 2017 https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/lungenkarzinom-nicht-kleinzellig-nsclc/@@view/html/index.html

Tumoren der Lunge und des Mediastinums. Manual – Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Tumorzentrum München (Hrsg). 11. Auflage, München, 2017

 

Fachliche Beratung:

Prof. Dr. Frank Griesinger, Pius Hospital Oldenburg

PD Dr. David F. Heigener, LungenClinic Grosshansdorf

Dr. Markus Tiemann, Institut für Hämatopathologie Hamburg

Prof. Dr. Rainer Wiewrodt, Universitätsklinikum Münster

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 04.07.2018

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Zuletzt aufgerufen am: 18.03.2024 13:05