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Brustkrebs - Ursachen und Risikofaktoren
Wie bei den meisten Krebsarten sind auch beim Brustkrebs die eigentlichen Ursachen nicht bekannt. Man kennt jedoch verschiedene Faktoren, die allein oder zusammen das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, erhöhen können. Einige dieser Faktoren können Sie selbst positiv beeinflussen, andere sind unabänderbar. Bedeutend sind folgende Risikofaktoren für Brustkrebs:
- Übergewicht (Adipositas)
- Bewegungsmangel
- Typ II Diabetes mellitus
- Ungesunde Ernährung (v. a. fettreiche Ernährung)
- Konsum von schädlichen Genußmitteln (insbesondere Alkohol und Nikotin)
- Langfristiger Ersatz von weiblichen Sexualhormonen nach dem 50. Lebensjahr (Wechseljahre) (Hormonersatztherapie)
- Dichtes Brustgewebe bzw. eine hohe mammographische Dichte erhöht ebenfalls das Risiko für Brustkrebs. Das Gewebe der Brust enthält hier weniger Fettgewebe und mehr Drüsen- und Bindegewebe.
- Mehrere Fälle von Brust- und Eierstockrebs in der Familie, v. a. in jungen Jahren, weisen auf genetische Risikofaktoren hin: Veränderungen in bestimmten Genen (Mutationen), z. B. in den so genannten „Brustkrebs“-Genen BRCA (englisch: breast cancer gene) BRCA1 und BRCA2.
- Bestrahlungen des Brustkorbes in der Kindheit (z. B. bei Lymphom)
Das Brustkrebsrisiko wird gesenkt mit der Anzahl der Schwangerschaften und der Dauer der Stillzeit. Die Schutzwirkung ist umso größer, je jünger Frauen Kinder bekommen. Auch das Alter, in dem die Regelblutung (Menarche) bzw. die Wechseljahre einsetzen, beeinflusst das Brustkrebsrisiko: je kürzer die Lebenszeit mit Regelblutungen ist, desto geringer ist das Brustkrebsrisiko.
Informationen im Internet, mitunter aber auch in Zeitungen und Zeitschriften, Brustkrebs werde auch durch zu enge BHs oder Schwangerschaftsabbrüche ausgelöst, sind Unsinn und ohne jede wissenschaftliche Grundlage. Auch ein negativer Einfluss von aluminiumhaltigen Deos und Brustimplantaten konnte bislang nicht nachgewiesen werden.
Weibliche Hormone (Östrogen, Progesteron)
Die Zellen in der Brust haben sogenannte Rezeptoren, die Hormone (z. B. Östrogene) an sich binden können. So gelangen „Botschaften“ durch Hormone vermittelt in die Zelle. Unter anderem wird damit das Wachstum der Drüsenzellen in der Brust während der Pubertät oder der Schwangerschaft angeregt. Leider können Östrogene über diese Rezeptoren auch die Entstehung und Vermehrung mancher Krebszellen fördern. Relevant ist dies, wenn die Hormonwirkung über die Zeit der natürlich einsetzenden Wechseljahre hinaus durch Medikamente fortgeführt wird („Hormonersatztherapie“).
Eine Hormonersatztherapie steigert das Brustkrebsrisiko, wenn sie länger als fünf Jahre durchgeführt wird, insbesondere bei Präparaten, die als Kombination sowohl Östrogen als auch Gestagen enthalten. Wenn die Hormone abgesetzt werden, sinkt das Risiko innerhalb weniger Jahre wieder auf das durchschnittliche Niveau.
Die Einnahme von oralen Kontrazeptiva (Antibabypille) erhöht zwar leicht das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, aber nicht das Risiko an Brustkrebs zu versterben. Auf der anderen Seite senkt die „Pille“ das Risiko, an Eierstockkrebs oder Endometriumkrebs zu erkranken deutlich.
Ungesunde Lebensweise
Die Brustkrebsforschung geht davon aus, dass etwa ein Viertel der heutigen Brustkrebserkrankungen durch einen gesünderen Lebensstil – also eine gesunde Ernährung, Normalgewicht, wenig Alkoholkonsum, mehr körperliche Aktivität und Meiden von Nikotin - vermeidbar wäre.
Rauchen ist der wichtigste vermeidbare Risikofaktor für alle Krebserkrankungen – dies gilt nicht nur für Lungenkrebs, sondern auch für viele andere Krebsarten – so auch für Brustkrebs. Insbesondere wenn Mädchen schon im Teenageralter anfangen zu rauchen, steigt ihr Brustkrebsrisiko deutlich an. Die alarmierende Zunahme von Lungenkrebs bei Frauen sollte in jedem Alter ein Grund sein, lieber nicht zu rauchen.
Auch die Ernährung spielt in Menge und Zusammensetzung eine Rolle: Übergewichtige Frauen bekommen häufiger Brustkrebs als schlanke, denn im Fettgewebe werden Hormone gebildet, die den Östrogenspiegel ansteigen lassen. Aber auch Untergewicht (BMI unter 18,5 kg/m2) ist ein Risikofaktor für Brustkrebs. Wichtig ist aber auch die Art der Fette im Essen: Wer viel tierische Fette isst (fette Wurst und fettes Fleisch, Vollmilchprodukte, Butter, Schmalz), hat ebenfalls einen höheren Östrogenspiegel und damit ein etwas höheres Risiko. Das erklärt unter anderem die sehr viel geringere Brustkrebshäufigkeit in asiatischen Ländern, in denen traditionell nur wenig tierische Fette gegessen werden. Durch die zunehmende Anpassung an westliche Gewohnheiten steigt jedoch mittlerweile auch in Asien das Brustkrebsrisiko. Neben den Fetten spielen aber auch andere Nahrungsbestandteile eine Rolle. Empfohlen zur gesunden Ernährung wird die so genannte mediterrane Kost mit einem hohen Anteil an Ballaststoffen, frischem Gemüse und Obst, wenig rotem Fleisch und häufiger frischem Seefisch auf dem Teller, der wertvolle Fette und Vitamine enthält.
Erblicher Brustkrebs
Rund 30 Prozent der Frauen mit Brustkrebs haben eine familiäre Belastung. Bei fünf bis zehn Prozent aller Brustkrebsfälle können Veränderungen (Mutationen) in den Genen BRCA1 oder BRCA2 festgestellt werden. Umgekehrt haben Trägerinnen einer BRCA-Mutation ein Risiko von bis zu 70 Prozent, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken. Sie können daher an einem sogenannten intensivierten Programm zur Früherkennung teilnehmen. Ab dem Alter von 25 Jahren beinhaltet dieses unter anderem halbjährige Untersuchungen der Brust und regelmäßige Kernspintomographien. Manche Frauen entscheiden sich auch für eine vorsorgliche Entfernung der Brustdrüsenkörper. Berühmtestes Beispiel hierfür ist die US-amerikanische Schauspielerin Angelina Jolie. Ein solch radikaler Eingriff sollte aber erst nach einer ausführlichen Beratung erwogen werden. Mehr zu genetisch bedingtem Brustkrebs aufgrund von BRCA-Mutationen erfahren Sie beim BRCA-Netzwerk e.V.
Neben den BRCA-Mutationen konnten inzwischen auch Veränderungen in anderen Genen als Auslöser für erblich bedingten Brustkrebs identifiziert werden. Dazu gehören: ATM, BRIP1, CHEK2, CDH1, PALB2, RAD51C, RAD51D, TP53. Im Gegensatz zu den BRCA-Genen erhöhen diese Genmutationen das Risiko aber jeweils nur leicht.
Wenn in einer Familie gehäuft Brust- und Eierstockkrebs aufgetreten ist, kann eine genetische Beratung in einer Spezialsprechstunde für familiären Brust- und Eierstockkrebs Klarheit bringen. Informationen und Adressen hierfür finden Sie bei:
Falls sich dann der Verdacht auf eine erbliche Belastung erhärtet, ist ein Gentest in Erwägung zu ziehen. Je nach Ergebnis der Gentestung und individueller Risikoberechnung können die Teilnahme an einer intensivierten Früherkennung für Brustkrebs oder auch risikovermindernde Maßnahmen wie eine vorsorgliche Entfernung der Brüste angeboten werden. Auch auf die Behandlung von Brustkrebs kann sich die Information über den genetischen Hintergrund auswirken
Risiko-Check Brustkrebs
Wenn Sie mindestens zwei Fragen aus Checkliste 1 oder mindestens eine Frage aus Checkliste 2 mit ja beantwortet haben, sollten Sie die Früherkennungsuntersuchungen ernst nehmen. Sprechen Sie mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt darüber.
Risiko Check 1
• Waren Sie bei der ersten Regelblutung jünger als 11 Jahre?
• Waren Sie bei der letzten Regelblutung älter als 54 Jahre?
• Sind Sie kinderlos?,
• Haben Sie Ihr erstes Kind erst mit über 30 Jahren bekommen?
• Haben Sie nicht oder nur sehr kurz gestillt?
• Sind Sie eindeutig übergewichtig?
• Haben Sie normalerweise wenig Bewegung?
• Trinken Sie reichlich Alkohol (regelmäßig mehr als ein kleines Glas Bier oder Wein pro Tag)?
• Haben Sie mindestens fünf Jahre lang Hormone gegen Wechseljahresbeschwerden genommen?
Risiko Check 2
• Haben oder hatten Sie schon Brustkrebs?
• Wurde bei Ihnen in den letzten fünf Jahren Eierstock-, Gebärmutter- oder Dickdarmkrebs festgestellt?
• Haben Sie eine ausgeprägte Mastopathie (Brustdrüsenveränderung mit Knoten und Zysten)?
• Wurde bei Ihnen wegen eines unklaren Befundes schon einmal eine Gewebeprobe aus der Brust entnommen?
• Hat mehr als eine Angehörige (Oma, Mutter, Tochter, Schwester) Brustkrebs und/oder Eierstockkrebs?
Quelle:
Patientenratgeber zu den Empfehlungen der AGO Kommission Mamma, Stand: 2022: https://www.ago-online.de/fileadmin/ago-online/downloads/AGO_Brustkrebs_2019.pdf
Fachliche Beratung
Prof. Dr. med. Diana Lüftner ist ärztliche Leitung und Chefärztin der Immanuel Klinik Märkische Schweiz mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet der soliden Tumore, insbesondere des Mammakarzinoms in allen Erkrankungsstadien, der gastrointestinalen Tumore sowie der Supportivtherapie.
Immanuel Klinik Märkische Schweiz
Fachliche Beratung
Prof. Dr. med. Volkmar Müller ist Stellvertretender Klinikdirektor mit Leitung der konservativen gynäkologischen Onkologie und der onkologischen Tagesklinik im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Er ist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtenhilfe mit Schwerpunkt Palliativmedizin und Medikamentöse Tumortherapie.
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Fachliche Beratung
Prof. Dr. med. Anton Scharl ist Direktor der Frauenklinik der Kliniken Nordoberpfalz AG. Er leitet zudem das zertifizierte Brustzentrum und das Perinatalzentrum.
Kliniken Nordoberpfalz AG
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Zuletzt aufgerufen am: 04.10.2024 16:47