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Brustkrebs - Therapie

Wie geht es nach der Diagnose weiter?

Nach der Diagnose Brustkrebs bleiben die behandelnden Frauenärztinnen und -ärzte die wichtigsten Ansprechpartner für die Patientinnen – seltener auch Hausärztinnen und -ärzte. Bei ihnen laufen die Fäden zusammen: Sie koordinieren die Untersuchungen durch verschiedene Fachärztinnen und -ärzte, überweisen zur Operation oder zur weiterführenden Therapie in die Klinik und werden von den dortigen Ärztinnen und Ärzten über Befunde, Behandlungsplanung und -erfolge auf dem Laufenden gehalten.

Für gesetzlich versicherte Patientinnen ist auch die Teilnahme an einem strukturierten Behandlungsprogramm, dem Disease Management Programm (DMP) Brustkrebs, möglich – jedoch nicht verpflichtend.

Nach der Diagnose Brustkrebs bleibt der Patientin genügend Zeit, sich genau über die verschiedenen Kliniken zu informieren und sich dann in Absprache mit ihrer behandelnden Ärztin bzw. ihrem behandelnden Arzt für eine von ihnen zu entscheiden. Nicht jede Klinik ist für die Behandlung von Brustkrebs geeignet und nicht die Wohnortnähe sollte ausschlaggebend für die Wahl der Einrichtung sein. Die Qualität der Behandlung ist das Kriterium zur Wahl des Behandlungsortes.

Wesentlich ist zum Beispiel, dass die Einrichtung über hinreichende Erfahrung in der Behandlung von Brustkrebs verfügt. Um unnötige Ortswechsel zu vermeiden, sollten außerdem alle erforderlichen diagnostischen und therapeutischen Fachgebiete im Haus vertreten sein. Brustkrebszentren, die von der Deutschen Krebsgesellschaft in Zusammenarbeit der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS) zertifiziert worden sind, erfüllen diese Kriterien. Sie müssen bestimmten fachlichen Anforderungen genügen und über ein anerkanntes Qualitätsmanagementsystem verfügen. Die Einhaltung der Anforderungen wird jährlich überprüft.

Neben der Behandlung mit Therapien, die von den Arzneimittelbehörden zugelassen sind, können Patientinnen auch an klinischen Studien teilnehmen, bei denen neue Medikamente und Therapien getestet werden. Da in einer Studie die Betreuung intensiver und die medizinische Versorgung besonders umfassend und engmaschig ist, profitieren Patientinnen in der Regel von einer Teilnahme. Ob es eine geeignete Studie gibt, muss individuell entschieden werden.

Neben den für die Therapie notwendigen Expertinnen und Experten stehen in zertifizierten Brustzentren auch Psychoonkologinnen und -onkologen sowie meist auch sogenannte Breast Nurses zur Begleitung und Unterstützung der Patientinnen zur Verfügung.

Was entscheidet über die Art der Therapie?

Um einen Tumor wirksam zu bekämpfen, muss er mit unterschiedlichen Therapien angegriffen werden. Nach wie vor ist eine Operation bei Brustkrebs in der heilbaren Situation meist unentbehrlich. Daneben stehen aber noch viele weitere Möglichkeiten zur Verfügung, die abhängig von der genauen Klassifikation des Tumors und in der Regel ergänzend zur Operation durchgeführt werden: Bestrahlung und Operation sind lokale Therapien, während sogenannte systemische Behandlungen wie Chemotherapien, Antihormontherapien und zielgerichete Therapien im gesamten Körper und damit auch gegen möglicherweise verstreute einzelne Tumorzellen oder Metastasen wirken.

So individuell wie jede Frau, so individuell ist auch ihr Brustkrebs. Bevor mit der Therapie begonnen wird, muss darum ein Behandlungsplan aufgestellt werden, dessen Zusammensetzung von mehreren Faktoren und Tumoreigenschaften abhängig ist. Der Behandlungsplan wird im Rahmen einer sogenannten interdisziplinären Tumorkonferenz festgelegt. Hier sitzen Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Fachgruppen zusammen, z. B. gynäkologische Onkologie, Senologie, Radiologie, Pathologie, Strahlentherapie, Innere Medizin mit internistischer Onkologie etc.

Therapie-Leitlinien

Wie für viele andere Krebsarten gibt es auch für Brustkrebs verschiedene nationale und internationale Leitlinien, die auf Grundlage der neuesten Forschungsergebnisse entwickelt und regelmäßig aktualisiert werden. Sie helfen den Ärztinnen und Ärzten bei der Entscheidungsfindung in ganz spezifischen Situationen. Die wichtigsten deutschen Behandlungsempfehlungen für Brustkrebs:

  • S3-Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft und verschiedener Fachgesellschaften (aktuelle Version: 2012)
  • Empfehlungen der Kommission Mamma der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie e. V. (AGO) zur Diagnostik und Behandlung von Brustkrebs (jährliche Aktualisierung)

Parallel zu diesen Fachpublikationen erscheinen jeweils auch Patientenleitlinien , die in allgemein verständlicher Sprache die aktuellen Empfehlungen wiedergeben.

Adjuvante oder palliative Behandlung

Bestrahlung und medikamentöse Therapien schließen sich oftmals an die Operation an; dieses nennt man adjuvante (begleitende, unterstützende) Behandlung. Ziel einer adjuvanten Behandlung ist, eventuell schon gestreute Tumorzellen zu zerstören und damit eine dauerhafte Heilung zu ermöglichen. Es ist aber auch möglich, einige dieser Therapien bereits präoperativ einzusetzen – d. h. „neoadjuvant“ oder „primär systemisch“. So kann ein Tumor mitunter überhaupt erst operabel gemacht oder so verkleinert werden, dass eine brusterhaltende Therapie möglich ist.

Fortgeschrittene Erkrankungen, bei denen keine Aussicht auf eine vollständige Heilung besteht, behandelt man palliativ, lindert also in erster Linie die Symptome und verzögert das Fortschreiten. Ziel der Wissenschaftler ist es heute, Krebs wie eine chronische Erkrankung behandeln zu können, die mit Hilfe von Medikamenten unter Kontrolle gehalten werden kann – vergleichbar beispielsweise mit Diabetes, Rheuma oder der koronaren Herzkrankheit. Mit den heute zur Verfügung stehenden Mitteln gelingt dies auch bei fortgeschrittenem Brustkrebs oft schon über längere Zeit.

 

(pp)

Quellen:
[1] AGO Empfehlungen „Diagnosis and Treatment of Patients with Primary and Metastatic Breast Cancer”, Stand März 2013
http://www.ago-online.de/de/fuer-mediziner/leitlinienempfehlungen/mamma/
[2] AGO Patientenratgeber Brustkrebs zu den AGO-Empfehlungen 2013
http://www.ago-online.de/de/fuer-patienten/patientenratgeber
[3] Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg – Krebsinformationsdienst: Brustkrebs: Informationen für Patientinnen, Angehörige und Interessierte.http://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs
[4] Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Langversion 3.0, Aktualisierung 2012 (Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Medizinische Fachgesellschaften), online unter http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-045OL_l_S3__Brustkrebs_Mammakarzinom_Diagnostik_Therapie_Nachsorge_2012-07.pdf
[5] Patientenleitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Medizinische Fachgesellschaften, online unter http://www.krebshilfe.de/wir-informieren/material-fuer-betroffene/patientenleitlinien.html
- Patientenleitlinie „Brustkrebs. Die Ersterkrankung und DCIS – Eine Leitlinie für Patientinnen“, Stand 2010
- Patientenleitlinie „Brustkrebs II - Die fortgeschrittene Erkrankung, Rezidiv und Metastasierung“, Stand 2011
- Patientenleitlinie „Früherkennung von Brustkrebs. Eine Entscheidungshilfe für Frauen“, Stand 2010

Fachliche Beratung: 
Prof. Fehm Universitätsfrauenklinik Düsseldorf
Prof. Scharl Klinikum Amberg
Prof. Dr. Lux Universitätsfrauenklinik Erlangen

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 02.09.2015

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