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Brustkrebs - Der auffällige Befund
Jede Frau reagiert alarmiert, wenn bei der Tastuntersuchung, der Mammographie oder der Sonographie etwas „Verdächtiges“ gefunden wird – ein Knoten in der Brust oder eine Gewebeveränderung, die im Röntgenbild sichtbar wird. Doch zunächst besteht kein Grund zur Panik. In den meisten Fällen kann nach einigen Zusatzuntersuchungen Entwarnung gegeben werden, weil die Veränderungen gutartig sind.
Gutartige Tumoren der Brust
Als Tumor bezeichnen Ärztinnen und Ärzte jeden Knoten – unabhängig davon, ob seine Zellen gut- oder bösartig sind. „Sie haben einen Tumor“ heißt also nicht „Sie haben Krebs“. Denn bei vielen Frauen bilden sich vor der Monatsblutung hormonell bedingte knotige Gewebsverdichtungen, die nach der nächsten Regel verschwinden. Wenn Sie einen Knoten in der zweiten Zyklushälfte tasten, sollten Sie deshalb zunächst darauf achten, wie sich diese Stelle Ihrer Brust nach der Menstruation anfühlt.
Aber auch Knoten, die sich nicht mit dem Zyklus verändern, sind sehr häufig gutartig. Sie können aus Fett-, Drüsen- oder Bindegewebszellen entstehen:
- Lipome sind gutartige Fettgeschwülste.
- Fibroadenome sind gutartige Knoten aus Drüsen- und Bindegewebe.
- Flüssigkeitsgefüllte Zysten kommen häufig vor. Meist kann schon mit einer Ultraschalluntersuchung festgestellt werden, dass die Veränderung wahrscheinlich gutartig ist.
- Auch die fibrozystische Mastopathie ist weit verbreitet. Dabei finden sich in der Brust mehrere Knoten und Zysten. Der Busen ist insgesamt stellenweise hart und knotig. Manchmal ist es dann schwierig, durch Tasten oder mit einer Mammographie ein Karzinom auszuschließen. Häufig bringt erst eine Biopsie (Gewebsentnahme) endgültige Klarheit.
- Papillome sind Wucherungen im Milchgang und fallen meist durch einseitige Flüssigkeitsabsonderungen aus der Brustwarze auf. Sie sind primär gutartig, es können begleitend aber Krebsvorstufen in der Nähe auftreten.
Mikrokalk: gut- oder bösartig
Ein Befund bei der Durchführung einer Mammographie kann so genannter Mikrokalk sein. Eine solche Diagnose klingt zunächst bedrohlich, doch nur in 20 Prozent der Fälle weisen die Kalkeinlagerungen tatsächlich auf eine Krebsvorstufe oder ein Karzinom hin. Die Anordnung und Größe der Kalkpartikel geben einem erfahrenen Radiologen bereits häufig Hinweise, ob die Veränderungen wahrscheinlich gut- oder bösartig sind. Mitunter muss aber doch eine Biopsie durchgeführt werden, um ganz sicherzugehen. Häufig erfolgen weitere Mammographie-Kontrollen, um Veränderungen über die Zeit zu erfassen.
Vorstufen von Brustkrebs
Auch wenn ein sogenanntes Carcinoma in situ (CIS) festgestellt wird, bedeutet das noch nicht „Gefahr im Verzug“. CIS bedeutet so viel wie: Karzinom „am Ort“. Es handelt sich dabei um Vorstufen oder frühe Formen von Krebs, die in den Milchgängen (Ductales Carcinoma in situ, DCIS) oder in den Milchdrüsen liegen (Lobuläres Carcinoma in situ, LCIS) und noch nicht in das umgebende Gewebe hineinwachsen (nicht-invasiv). Somit kann ein solcher Krebs auch nicht metastasieren, d. h. keine Tochtergeschwulste im Körper absetzen. Wenn er komplett im Gesunden entfernt wird, ist man also vollständig geheilt.
Das DCIS verrät sich im Mammogramm oft durch winzige Kalkeinlagerungen (Mikrokalk). Es ist schwer abschätzbar, ob bzw. aus welchem Carcinoma in situ sich ein fortgeschrittener Krebs entwickeln wird, Das hängt z. B. auch davon ab, wie schnell der Mikrokalk gewachsen ist, ob eine Frau zusätzliche Risikofaktoren hat, wie zum Beispiel familiär häufig auftretender Brustkrebs oder Krebs in der anderen Brust. Wurde bei der feingeweblichen Untersuchung des Gewebes nach einer Biopsie ein CIS der Milchgänge bestätigt, wird es heute in der Regel mit ausreichendem Abstand im gesunden Gewebe herausoperiert.
Hier finden Sie weitere Informationen zu den verschiedenen Diagnoseverfahren.
Quellen:
[1] AGO Empfehlungen „Diagnosis and Treatment of Patients with Primary and Metastatic Breast Cancer”, Stand: April 2022: https://www.ago-online.de/leitlinien-empfehlungen/leitlinien-empfehlungen/kommission-mamma
[2] Patientenratgeber zu den Empfehlungen der AGO Kommission Mamma, Stand: 2022: https://www.ago-online.de/fileadmin/ago-online/downloads/AGO_Brustkrebs_2019.pdf
[3] Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Langversion 4.4, Stand: Juni 2021: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/mammakarzinom/
Fachliche Beratung
Prof. Dr. med. Diana Lüftner ist ärztliche Leitung und Chefärztin der Immanuel Klinik Märkische Schweiz mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet der soliden Tumore, insbesondere des Mammakarzinoms in allen Erkrankungsstadien, der gastrointestinalen Tumore sowie der Supportivtherapie.
Immanuel Klinik Märkische Schweiz
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Prof. Dr. med. Volkmar Müller ist Stellvertretender Klinikdirektor mit Leitung der konservativen gynäkologischen Onkologie und der onkologischen Tagesklinik im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Er ist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtenhilfe mit Schwerpunkt Palliativmedizin und Medikamentöse Tumortherapie.
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
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Prof. Dr. med. Anton Scharl ist Direktor der Frauenklinik der Kliniken Nordoberpfalz AG. Er leitet zudem das zertifizierte Brustzentrum und das Perinatalzentrum.
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Zuletzt aufgerufen am: 04.10.2024 16:45