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Neuroblastom - Therapie

Nachdem ein Neuroblastom diagnostiziert wurde und das Ausmaß der Tumorausdehnung bestimmt worden ist, wird der Arzt mit Ihnen die notwendigen Behandlungsschritte besprechen.

Standardbehandlungsverfahren für das Neuroblastom sind:

  • die Operation
  • die Chemotherapie
  • die Strahlentherapie

Diese Therapieformen werden oft in Kombination eingesetzt. Sie können unter Umständen durch weitere Therapieverfahren ergänzt werden:

  • (MIBG)-Therapie
  • Hochdosis-Chemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation
  • Behandlung mit Retinsäure

Die Art der Behandlung richtet sich in erster Linie nach der Art, dem Grad und der Ausdehnung des Tumors sowie dem Alter des Patienten.

Drei Behandlungskonzepte sind möglich:

Abwartende Strategie
Operation und anschließende Beobachtung des weiteren Verlaufs ohne zusätzliche Behandlung

Standardrisiko-Behandlung
Operation kombiniert mit einer Chemotherapie, eventuell auch einer Strahlentherapie

Hochrisiko-Behandlung
Operation, kombiniert mit einer intensiven Chemotherapie und Hochdosischemotherapie, eventuell auch einer Strahlentherapie; Ergänzung durch weitere Therapieverfahren

Abwartende Strategie und Standardrisiko-Behandlung kommen bei Tumoren zum Einsatz, die noch nicht gestreut haben. Kriterien für die Einordnung in diese beiden Gruppen sind die Tumorgröße, molekulargenetische Veränderungen im Tumor und das Alter des Patienten. Hochrisiko-Behandlung wird bei Tumoren angewendet, die bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen gebildet haben. Auch bei Vorliegen molekulargenetisch ungünstiger Marker wird die Hochrisiko-Behandlung eingesetzt. Die Therapie kann in diesem Fall bis zu zwei Jahre dauern.

Tritt ein metastasiertes Neuroblastom im Säuglingsalter auf und sind die Metastasen auf Knochenmark, Haut oder Leber begrenzt, reicht eine milde Chemotherapie oftmals aus.

Operation

Ziel der Operation ist es, den Tumor ohne Schaden für umgebende Strukturen oder Organe zu entfernen. Eine komplette Entfernung des Tumorgewebes ist nicht bei allen Tumoren möglich, so dass weitere Behandlungsmaßnahmen erforderlich sind.

Mitunter kann eine Operation zunächst nicht durchgeführt werden, weil der Tumor zu groß oder ungünstig liegt, so dass ein großes Risiko für die Verletzung lebenswichtiger Gewebe (z.B. Rückenmark) besteht. In solchen Fällen kann eine Chemotherapie durchgeführt werden, um den Tumor zu verkleinern (neoadjuvante Chemotherapie). Anschließend ist dann häufig die operative Entfernung des Tumors möglich.

Chemotherapie

Bei der Chemotherapie werden so genannte Zytostatika eingesetzt, die die Zellteilung beeinträchtigen. Ihr Ziel ist es, die Tumorzellen am Wachstum zu hindern und abzutöten. Zytostatika wirken gut gegen rasch wachsende Zellen, eine Eigenschaft, die in besonderem Maße auf Tumorzellen zutrifft.

Beim Neuroblastom wird Chemotherapie eingesetzt, wenn der Tumor durch eine alleinige Operation nicht vollständig entfernt werden kann oder wenn Tochtergeschwülste (Metastasen) vorliegen. Aber auch nach kompletter Tumorentfernung kann mitunter eine Chemotherapie notwendig sein, um einem Krankheitsrückfall vorzubeugen.

Um die größtmögliche Wirksamkeit gegen die Tumorzellen zu erzielen und um die Gefahr von Nebenwirkungen zu senken, werden Kombinationen verschiedenartig wirkender Zytostatika eingesetzt. Die Medikamente werden meist als Infusion in eine Vene verabreicht. Die Therapie erfolgt in mehreren Zyklen aus Behandlung und dazwischen liegenden Erholungsphasen.

Nebenwirkungen der Chemotherapie
Die Chemotherapie schädigt nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde Zellen, die sich häufig und schnell teilen. Dadurch können Nebenwirkungen auftreten, die je nach Art und Dosierung der Medikamente unterschiedlich stark sind. Sie verschwinden in der Regel mit dem Ende der Chemotherapie.

Häufige Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen, Schädigung der Schleimhäute und Störungen im Verdauungstrakt (Verstopfung oder Durchfall). Besonders schwerwiegend sind die Auswirkungen von Chemotherapie auf das Knochenmark. Die Zytostatika beeinträchtigen die Bildung von gesunden Blutkörperchen und Blutplättchen. Dadurch besteht während der Behandlungszeit eine akute Infektionsgefahr sowie Blutarmut. Auch Blutungen können auftreten, die sich typischerweise als kleine punktförmige Hautblutungen, blaue Flecken oder Nasenbluten bemerkbar machen. Bemerken Eltern erkrankter Kinder solche Anzeichen, sollten sie sofort den Arzt aufsuchen.

Um Komplikationen zu vermeiden, sind verschiedene Gegen- und Vorsorgemaßnahmen notwendig. Außerdem lassen sich viele Nebenwirkungen durch Begleitmaßnahmen oder Medikamente (Supportivtherapie) verhindern oder lindern. Der Arzt und das Pflegepersonal informieren die Eltern erkrankter Kinder bzw. die Patienten in der Regel dazu ausführlich.

Einige der Medikamente können auch langfristige Schäden am Herzen, den Ohren, den Nieren oder der Leber hervorrufen. Regelmäßige Untersuchungen dieser Organe sind daher notwendig, um gegebenenfalls eine Behandlung einzuleiten.

Hochdosis-Chemotherapie

Hochdosis-Chemotherapie soll die Neuroblastomzellen, die nach der normalen Chemotherapie noch im Körper verblieben sind, abtöten. Sie wird eingesetzt, wenn der Tumor bereits in andere Organe gestreut hat.

Die intensive Behandlung zerstört nicht nur die Krebszellen, sondern auch das blutbildende Knochenmark. Aus diesem Grund werden dem Patienten vor Beginn der Hochdosistherapie Stammzellen aus dem Blut oder Knochenmark entnommen und nach Abschluss der Behandlung durch eine Infusion wieder übertragen (autologe Blutstammzell- oder Knochenmarktransplantation). Die Blutstammzellen – die “Mutterzellen” aller Blutzellen – wandern in die Markhöhlen der Knochen zurück, siedeln sich dort an und beginnen, neue funktionstüchtige Blutzellen zu bilden.

Während und nach der Phase des Knochenmarkaufbaus ist der Patient hochgradig für Infektionen gefährdet. Daher müssen besondere Vorsichtsmaßnahmen zur Infektionsvorbeugung getroffen werden. Der behandelnde Arzt und das Pflegepersonal führen dazu eine ausführliche Beratung durch.

Strahlentherapie

Eine Bestrahlung mit energiereichen elektromagnetischen Strahlen kann das Wachstum von Tumoren hemmen.

Die Strahlenbehandlung ist nicht bei jedem Patienten notwendig. In der Regel kommt sie zum Einsatz, wenn bei einem fortgeschrittenen Tumor nach Operation und Chemotherapie noch Tumorreste im Körper zu finden sind.

Die Strahlen werden von außen durch die Haut auf die Tumorregion eingestrahlt (perkutane Strahlentherapie). Bestrahlt wird üblicherweise über zwei bis vier Wochen einmal am Tag. Um sicherzustellen, dass der Tumor nicht durch unkontrollierte Bewegungen des Patienten außerhalb des vorgesehenen Bestrahlungsfeldes liegt, muss die Bestrahlung bei kleinen Kindern eventuell in Narkose durchgeführt werden.

Nebenwirkungen der Strahlentherapie
Trotz sorgfältiger Therapieplanung und -ausführung können während oder nach der Strahlenbehandlung Nebenwirkungen auftreten. Je nach Lage des Tumors und Dosis der Bestrahlung können Übelkeit, Durchfall, Hautrötungen (ähnlich einem Sonnenbrand) und Veränderungen des Blutbildes vorkommen. Der Strahlentherapeut weist vor dem Behandlungsbeginn auf mögliche Nebenwirkungen der Therapie und eventuell zu ergreifende vorbeugende Maßnahmen hin.

Weitere Therapieformen

Gelegentlich ist neben den eingesetzten Standardverfahren zur Behandlung eines Neuroblastoms der Einsatz weiterer Therapieformen nötig, zum Beispiel die Behandlung mit radioaktiv markiertem Methyljodbenzylguanidin (MIBG-Therapie). Auch weitere Methoden werden erprobt, die die Therapie der Krankheit verbessern sollen.

Mit neuen Methoden wird versucht, das körpereigene Abwehrsystem des Patienten so zu beeinflussen, dass es die Krebszellen selbst bekämpfen kann (Immuntherapie). Des Weiteren wird oftmals nach erfolgreicher Standardtherapie über einen längeren Zeitraum Retinsäure eingesetzt, um eventuell im Körper verbliebene Tumorzellen zu vernichten. Erprobt werden diese Verfahren auch bei der Behandlung von Krankheitsrückfällen (Rezidiv) und bei Nichtansprechen eines Tumors auf die Standardbehandlung.

MIBG-Therapie
Da sich radioaktiv markiertes Methyljodbenzylguanidin (MIBG) hauptsächlich an Neuroblastomzellen anlagert, kann diese Substanz nicht nur zur Diagnose, sondern auch zur Behandlung eines Neuroblastoms eingesetzt werden. Die radioaktive Dosis wird dabei so hoch gewählt, dass die Tumorzellen durch die Anreicherung von MIBG im Tumorgewebe zerstört werden. Die Therapie kann beispielsweise dann eingesetzt werden, wenn nach einer Chemotherapie noch Tumorreste im Körper zu finden sind.

Spätfolgen der Krebsbehandlung

Die chemo- und strahlentherapeutische Behandlung ist mit dem Risiko von Spätfolgen belastet, vor allem dann, wenn hohe Zytostatika- oder Strahlendosen eingesetzt werden müssen.

Bekannt ist, dass die chemotherapeutische Behandlung das Risiko einer weiteren Tumorerkrankung oder einer Leukämie erhöhen kann. Da einige zellwachstumhemmende Medikamente (Zytostatika) die Keimdrüsen schädigen, ist auch eine Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit nicht auszuschließen. Ernste und beeinträchtigende Schäden innerer Organe wie Herz, Leber und Nieren sind nicht häufig, können jedoch in Einzelfällen auftreten.

 

(red)

Quellen:
B. Hero, F. Berthold: Neuroblastom, in: Kurzgefasste interdisziplinäre Leitlinien, Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.), W. Zuckschwerdt Verlag 2008 
H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 14.04.2011

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Zuletzt aufgerufen am: 18.03.2024 13:05