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Therapie und Prognose des CUP-Syndroms
Therapie
Grundsätzlich stehen für die Behandlung des CUP-Syndroms die operative Therapie, die Chemotherapie, die sogenannte ‚Zielgerichtete Therapie‘, die Strahlentherapie, die Hormontherapie und neuerdings die Immuncheckpointblockade zur Verfügung. Dazu kommt die sogenannte supportive Therapie - also alles, was den Betroffenen das Leben leichter macht (z.B. Schmerztherapie, Transfusionen, Behandlung von Übelkeit oder Atemnot und vieles mehr). Die Behandlung richtet sich nach der Art des durch die Gewebeprobe gesicherten Tumorgewebes, nach dem Ausmaß und der Lokalisation der Metastasierung, nach der Art des möglichen Primärtumors und nach dem Allgemeinzustand des Patienten.
Einzelne oder auf nur einen Ort beschränkte Metastasen werden in der Regel durch eine Operation und/oder eine Bestrahlung behandelt. Bei Vorliegen mehrerer Metastasen an verschiedenen Orten wird häufig eine Chemotherapie durchgeführt. Darüber existieren auch die meisten wissenschaftlichen Untersuchungen beim CUP-Syndrom. Die Art der Chemotherapie hängt von den befallenen Organen, den Tumoreigenschaften in der Gewebeprobe, den individuellen Risikofaktoren des Betroffenen und vom Alter und Geschlecht ab. Bei hormonempfindlichen Tumoren kann, ähnlich wie bei Brustkrebs oder Prostatakrebs, eine Antihormontherapie eingesetzt werden. Bei deutlichen Hinweisen auf Lungen-, Leber-, Dickdarm- oder Nierenkrebs können zielgerichtete Therapien mit Tyrosinkinasehemmern (Tabletten) oder Antikörpern (Infusionen) angewendet werden. Insbesondere beim Nachweis von aktivierenden Mutationen („driver mutations“), also Veränderungen an den Tumorzellen, die das Wachstum anfachen, können solche Behandlungen erstaunliche Erfolge zeitigen. Diese zielgerichtete Therapie befindet sich beim CUP-Syndrom in der Erprobung (wissenschaftliche Behandlungsstudien). Für die Immuncheckpointblockade gibt es beim CUP-Syndrom bisher nur einzelne Fallberichte – das Prinzip der Behandlung ist, dass die gezielte Stimulation von immunkompetenten Lymphzellen und die Blockade von Tarnkappensignalen der Tumorzellen eine Wirkung gegen die Tumorerkrankung auslösen kann – ähnlich wie das bei schwarzem Haut-, Lungen-, Nieren-, Blasenkrebs und anderen Tumorerkrankungen neuerdings möglich ist.
Schmerzhafte Metastasen können in vielen Fällen mit Strahlentherapie behandelt werden. Bei Knochenbefall ist die zusätzliche Behandlung mit Bisphosphonaten (Medikamenten zur Knochenstärkung) oder neuerdings auch einem Antikörper (Denusomab) häufig sinnvoll. Die Therapie von krankheitsbezogenen Beschwerden gehört unabhängig davon immer dazu.
In weit fortgeschrittenen Stadien oder bei schlechtem Allgemeinzustand konzentriert sich die Behandlung in erster Linie darauf, Beschwerden zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern und Komplikationen zu verhindern. Dann ist die Erkrankung in aller Regel unheilbar und es geht darum, dass Menschen in Würde sterben können.
Aktuell wird in Fachkreisen untersucht, ob es sinnvoller ist, sich auf die erprobten Untersuchungsverfahren (Histologie, Bildgebung, Befallsmuster, Vorgeschichte, u.a.) bei der Auswahl der Therapie zu stützen oder ob Genexpressionstests und Untersuchungen auf aktivierende Mutationen („driver mutations“), die eine Aussage über den möglichen Primärtumor bzw. wichtige Wachstumsmechanismen der Erkrankung liefern können, eine wesentliche Basis der Therapieentscheidung sein können. Damit beschäftigt sich auch die AG CUP-Syndrom in der Deutschen Krebsgesellschaft (www.aio-portal.de).
Behandlungsstudien können dazu führen, dass die Therapie verbessert werden kann und das wiederum heißt, dass Betroffene länger und besser leben.
Prognose
Die Lebenserwartung ist bei der Vielzahl der unterschiedlichen Möglichkeiten des Krankheitsbildes beim CUP-Syndrom individuell sehr unterschiedlich. Sie reicht von möglicher Heilung bis zu einer Lebenserwartung von nur wenigen Wochen.
Wichtig ist die Kenntnis klar abgegrenzter prognostischer Gruppen, die zudem auch einer spezifischen Behandlung bedürfen:
Halslymphknotenmetastasen eines undifferenzierten oder Plattenepithelkarzinoms |
Therapie wie bei Kopf-Hals-Tumor mit Lymphknotenmetastasen: Operation und/oder Bestrahlung, manchmal kombiniert mit Chemo- oder Antikörpertherapie. |
Einzelne Organmetastase oder Befall nur einer Lymphknotenregion |
Operation oder Strahlentherapie, ggfs. adjuvante (unterstützende) zusätzliche Therapie |
Faktoren für Keimzelltumor außerhalb der Hoden: (jüngere) Männer, Befall von Lymphknoten, erhöhtes AFP oder ß-hCG |
Therapie wie metastasiertem Hodentumor; intensive Chemotherapie |
Lymphknotenmetastasen in der Achselhöhle bei Frauen |
Therapie wie bei Brustkrebs mit Lymphknotenmetastasen (Operation, Bestrahlung, meist Chemo- und Hormontherapie) |
Befall des Bauchfells durch ein Adenokarzinom (spezielle Krebsart) bei Frauen |
Therapie wie bei Tumor der Eierstöcke; Operation oder Chemotherapie |
Neuroendokrine wenig differenzierte Karzinome (das lässt sich bei der Untersuchung der Gewebeprobe feststellen) |
Therapie wie bei kleinzelligem Lungenkrebs; Chemotherapie |
Neuroendokrine gut differenzierte Karzinome = NET (das lässt sich bei der Untersuchung der Gewebeprobe feststellen) |
Spezifische Therapie; wie bei NET mit bekanntem Primärtumor |
Metastasen eines dickdarmtypischen Tumors (das lässt sich bei der Untersuchung der Gewebeprobe feststellen) |
Therapie wie bei metastasiertem Darmkrebs |
Hormonempfindliche Karzinome |
Therapie mit antihormonell wirksamen Medikamenten |
Nachweis einer wesentlichen Treibermutation |
Therapie mit Tyrosinkinasehemmern |
Nachweis von Mikosatelliten-Instabilität oder MMR-Defizienz |
Therapie mit Immuncheckpointblockade |
In diesen Gruppen ist die Lebenserwartung günstiger als bei der Mehrzahl der Betroffenen mit CUP-Syndrom und kann mehrere Jahre betragen oder es kann sogar eine Heilung erreicht werden.
Die Mehrzahl der Patienten fällt aber nicht in eine dieser Gruppen. Dann ist in den meisten Fällen eine Chemotherapie sinnvoll. Die Lebenserwartung liegt im Mittel bei nur 6 bis 13 Monaten. Nach einem Jahr leben nur noch ca. 25 bis 40 % der Patienten. In Einzelfällen ist aber auch ein Langzeitüberleben über mehr als 5 Jahre möglich.
Quellen:
[1] Hübner, R. Metzger, J. Claßen: CUP-Syndrom, in: Honecker, Claßen, Preiß, Dornoff (Hrsg.): Taschenbuch Onkologie 2016/2017: Interdisziplinäre Empfehlungen zur Therapie, Zuckschwerdt Verlag 2016, Kapitel B2
[2] G. Hübner, M. Borner, K. Neben, H. Stöger: Onkopedia Leitlinien. CUP-Syndrom - Krebserkrankungen mit unbekanntem Primärtumor, 2014. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/cup-syndrom-krebserkrankungen-mit-unbekanntem-primaertumor/@@view/html/index.html
Fachliche Beratung:
Dr. Gerdt Hübner
Abteilung Hämatologie und Internistische Onkologie Klinik Eutin
Weitere Basisinformationen zum CUP-Syndrom:
Zuletzt aufgerufen am: 04.12.2024 10:09