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Rauchen und Krebs

Rauchen – die häufigste Einzelursache für Krebs

Quelle: © Leonid Nyshko - fotolia.com

Die häufigste Einzelursache für Krebs ist in den Industrieländern das Einatmen von Tabakrauch. Rauchen verursacht nicht nur Lungenkrebs, auch viele andere Krebsarten werden dadurch begünstigt wie Krebs der Mundhöhle, des Kehlkopfes, der Speiseröhre, der Bauchspeicheldrüse, der Nieren, der Harnblase, der Gebärmutter, der Brust, des Knochenmarks und des Dickdarms. Rund ein Drittel aller Krebserkrankungen gehen vermutlich auf das Konto von Tabakrauch – bei den Organen, die mit dem Rauch direkt in Verbindung kommen, wie Mundhöhle, Kehlkopf und Lunge sind es bis zu 90 Prozent. Raucher*innen haben gegenüber Nichtraucher*innen ein doppelt so hohes Risiko, an Krebs zu sterben. Im Vergleich zu Nichtraucher*innen haben Raucher*innen ein mehr als doppelt so hohes Risiko für eine Herz-Kreislauferkrankung und ein doppelt so hohes Risiko für Schlaganfälle.

Rauchen kostet Lebenszeit

Jede*r zweite gewohnheitsmäßige Raucher*in wird, so zeigen es Untersuchungen, vermutlich an den Folgen des Rauchens versterben. Dabei handelt es sich nicht unbedingt um starke Raucher*innen – viel entscheidender ist offenbar die Tatsache, dass diese Personen über viele Jahre rauchen und bereits im Jugendalter damit begonnen haben. Verglichen mit häufigen Krankheiten wie Herzkreislauferkrankungen und Diabetes mellitus frisst das Rauchen die meiste Lebenszeit: Fast neuneinhalb Jahre leben Männer, die mehr als zehn Zigaretten pro Tag rauchen, im Durchschnitt weniger als Männer, die nicht rauchen; bei Frauen sind es siebeneinhalb Jahre. Immer noch fünf Jahre gehen verloren, wenn bis zu zehn Zigaretten pro Tag geraucht werden.

Auch Passivrauchen ist gefährlich

Auch Menschen, die selbst nicht rauchen, aber in ihrem Lebens- und Arbeitsumfeld Tabakrauch ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen. So sind in Deutschland vermutlich mindestens 400 Lungenkrebstodesfälle pro Jahr auf passives Mitrauchen zurückzuführen. Wer – beispielsweise beruflich – starkem Passivrauch ausgesetzt ist, verdoppelt sein Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken.

Elektronische Zigarette (E-Zigarette)

Frau raucht E-Zigarette
Quelle: © Peter Atkins - fotolia.com

Die seit 2008 im Handel erhältlichen elektronischen Zigaretten gelten unter Expert*innen als nicht ungefährlich. Anstatt Tabak enthalten E-Zigaretten zumeist nikotinhaltige Flüssigkeiten, sogenannte Liquids. Diese werden beim Rauchen über ein batteriebetriebenes Heizelement erwärmt und dann verdampft. Neben Nikotin können auch die enthaltenen Zusatzstoffe und mögliche Verunreinigungen zu gesundheitlichen Gefährdungen für E-Raucher*innen führen. Eine publizierte Studie der Amerikanischen Akademie der Wissenschaften wies erstmals nach, dass die bis dato als nicht gesundheitsschädlich vermarkteten E-Zigaretten ebenfalls Krebs verursachen können. Der Schaden findet sich nicht, wie bisher vermutet, im Blut, sondern direkt in den Zellen - und ist somit wie auch die herkömmliche Zigarette an der Entstehung von DNA-Veränderungen und Mutationen beteiligt. Hervorgerufen wird diese Wirkung durch das Nikotin, welches bei E-Zigaretten nach wie vor in hoher Konzentration enthalten ist. Seit dem 1. April 2016 ist in Deutschland die Abgabe von E-Shishas und E-Zigaretten an Kinder und Jugendliche gesetzlich verboten, außerdem gelten für E-Zigaretten seit dem 20. Mai 2016 ähnliche Werbeeinschränkungen wie für Tabakzigaretten.

Hier finden Sie das aktuelle Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) zur elektronischen Zigarette (E-Zigarette) zum Download.

Schäden am Erbgut der Zellen

Zigarettenrauch ist ein komplexes Gemisch aus den Destillations- und Verbrennungsprodukten des Tabaks. Mehr als 4.000 verschiedene chemische Bestandteile konnten bisher identifiziert werden, von denen mindestens 50 als krebserregend eingestuft werden, darunter polyaromatische und he- terozyklische Kohlenwasserstoffe, N-Nitrosamine, aromatische Amine, Aldehyde, anorganische Bestandteile und radioaktive Elemente. Diese Stoffe bewirken Schäden im Erbgut der Zellen, der DNA, die normalerweise von den Zellen repariert werden können. Bei Raucher*innen sind diese Reparatursysteme in ihrer Funktionsfähigkeit eingeschränkt.

Auch in Organen, die nicht unmittelbar mit Tabakrauch in Verbindung kommen, kann Krebs ausgelöst werden, weil die krebserregenden Substanzen aus dem Rauch nach dem Einatmen ins Blut übergehen, sich im Organismus verteilen und teilweise unverändert oder als aktive Substanzen mit dem Urin ausgeschieden werden.

Mit dem Rauchen aufhören - es lohnt sich!

Rauchen beginnt häufig im Jugendalter, wo die Zigarette zum schicken Accessoire stilisiert wird.

Aufhören fällt mehr oder weniger leicht und steht mit dem Rauchtyp in starkem Zusammenhang. Stabile Raucher*innen sind sich beispielsweise nicht einmal eines fehlerhaften Verhaltens bewusst und Aufhören würde für sie mehr Nachteile als Vorteile bringen. Raucher*innen mit Ausstiegsabsicht wagen häufig den Versuch, aufzuhören, und der/die sogenannte Raucher*in in der Vorbereitungsphase ist fest entschlossen, seine/ihre guten Vorsätze wirklich in die Tat umzusetzen. Rückfällige Raucher*innen haben ebenfalls gute Chancen, den Ausstieg zu schaffen, da sie den Schritt zum Nichtrauchen bereits zuvor zumindest für eine gewisse Zeit erfolgreich gemeistert haben.

Was nun gefragt ist, sind Selbstbeherrschung und ein ganz neues Level der Stressbewältigung, da bei Stress zuvor immer zur Zigarette gegriffen wurde. Doch es lohnt sich: Nach 20 Minuten können Puls und Blutdruck sinken. Nach bereits 12 Stunden sinkt der Kohlenmonoxidpegel im Blut und der Sauerstoffpegel erreicht normale Werte. Dadurch werden alle Organe besser mit Sauerstoff versorgt und der Körper ist leistungsfähiger. Im Zeitraum von zwei Wochen bis 3 Monate stabilisiert sich der Kreislauf und auch die Lungenfunktion wird besser. Im Folgenden reduziert sich die Wahrscheinlichkeit, an Mundhöhlen-, Rachen-, Speiseröhren- oder Lungenkrebs zu sterben. Je länger Sie durchhalten, desto besser wird die gesundheitliche Prognose.

Die auftretenden Entzugssymptome können anfänglich mit Nikotinpflastern oder –lutschtabletten reduziert werden. Dennoch ist das nur eine Übergangslösung, um den Ausstieg zu erleichtern, denn Nikotin bleibt, egal in welcher Form, eine schädliche Substanz.

(kvk)


Quellen:
[1] Agudo, A. et al.: Impact of Cigarette Smoking on Cancer Risk in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition Study. Journal of Clinical Oncology 2012, 30(36):4550-4557
[2] Drings, P.: Rauchen und Krebs. Der Onkologe 2004, 10(2):156-165
[3] Dörr, H., Nowak, D.: Berufliche Verursachung von Krebserkrankungen. Prävention ist das oberste Ziel. Prävention 2011(01), 10-14.
[4] Li, K. et al.: Lifestyle risk factors and residual life expectancy at age 40: a German cohort study. BMC Medicine 2014, 12:59
[5] Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Rauchen verursacht Krebs. Abrufbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/rauchen-und-passivrauchen.php. Letzter Zugriff: 21.06.2022
[6] Deutsches Krebsforschungzentrum: Tabakatlas Deutschland. Pabst Science Publishers. 1. Auflage 2020. ISBN 978-3-95853-638-8. Abrufbar unter:
https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Tabakatlas-Deutschland-2020.pdf. Letzter Zugriff: 21.06.2022
[7] Deutsche Krebshilfe: Richtig aufatmen. Geschafft - endlich Nichtraucher. Herausgegeben von der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft. Stand 03/2016.

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 21.06.2022

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