Lenalidomid

Lenalidomid (Handelsname: Revlimid®, Hersteller: Celgene) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Immunmodulatoren. Lenalidomid ist mit Thalidomid und Pomalidomid verwandt und wird wie diese zur Therapie des Multiplen Myeloms eingesetzt. Lenalidomid ist in Deutschland als Monotherapie in Kombination mit Dexamethason bei erwachsenen Patienten mit einem multiplen Myelom und für die Behandlung von Patienten mit transfusionsabhängiger Anämie infolge myelodysplastischer Syndrome zugelassen. Der Wirkstoff ist eine Weiterentwicklung von Thalidomid.

Die Wirkung von Lenalidomid beruht auf folgenden Eigenschaften:

  • Hemmung der Proliferation bestimmter hämatopoetischer Tumorzellen
  • Hemmung der Produktion entzündungsfördernder (proinflammatorischer) Zytokine, insbesondere TNF-α und Interleukin-6
  • Antiangiogenese (Verhinderung oder Minderung der Gefäßneubildung)
  • Stimulation von T-Zellen und natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) und in der Folge Verbesserung der durch diese Zellen vermittelte Immunität gegen Tumorzellen
  • Erhöhung der natürlichen Killer-T-Zellen (NKT-Zellen)
  • Steigerung der Blutbildung (Erythropoese)

Mit Lenalidomid erreichen Patienten mit refraktärem/rezidiviertem Mantelzell-Lymphom ein besseres progressionsfreies Überleben im Vergleich zu anderen Monotherapien, unabhängig von der Art der Vortherapie, so das Ergebnis eines Updates der Phase-II-Studie (SPRINT), das beim EHA 2015 in Wien präsentiert wurde.

Im Dezember 2012 verschickte der Hersteller Celgene eine Mitteilung an Angehörige der Heilberufe (Rote-Hand-Brief) zum Risiko des Auftretens von Lebererkrankungen in Zusammenhang mit der Anwendung von Lenalidomid bei Vorliegen von anderen Risikofaktoren. Die Behandlung mit Thalidomid und Lenalodomid darf nur von Ärzten mit ausreichender Erfahrung in der Therapie des Multiplen Myeloms und unter intensiver Überwachung der Patienten durchgeführt werden. Bei der Verordnung muss das sogenannte T-Rezept verwendet werden.

Mögliche Nebenwirkungen: Lungenentzündung (Pneumonie), Infektion der oberen Atemwege, bakterielle, virale und Pilzinfektionen, Nasopharyngitis, Pharyngitis, Bronchitis, Abnahme der weißen Blutkörperchen (Leukopenie, Neutropenie), der Blutplättchen (Thrombozytopenie) und der roten Blutkörperchen (Anämie), Störungen der Schilddrüsenfunktion (Hypothyreose), Kalium- oder Kalziummangel (Hypokaliämie, Hypoklzämie), erhöhter Blutzucker (Hyperglykämie), Appetitlosigkeit, Gewichtsverminderung, Depression, Schlaflosigkeit, Erkrankungen des peripheren Nervensystems (periphere Neuropathien), Schwindel, Tremor, Geschmacksstörungen, Kopfschmerzen, Katarakte, verschwommenes Sehen, venöse Thromboembolien, tiefe Venenthrombose, Lungenembolie, Bluthochdruck (Hypertonie), Hämatome, Atemnot (Dyspnoe), Nasenbluten, Erschöpfung (Fatigue), Kraftlosigkeit (Asthenie), Übelkeit (Nausea), Erbrechen, Verstopfung (Obstipation), Durchfall (Diarrhöe), Bauchschmerzen, Verdauungsstörung (Dyspepsie), Hautausschläge, trockene Haut, Juckreiz, Muskelkrämpfe, Knochenschmerzen, muskuloskelettale Schmerzen bzw. Beschwerden und Bindegewebsschmerzen bzw. –beschwerden,  Gelenkschmerzen (Arthralgie), Schwellungen in Armen und Beinen (periphere Ödeme), Fieber, grippeähnliche Erkrankungen (einschließlich Fieber).

(red)

Quellen:
Preiß, Dornoff, Schmieder, Honecker, Claßen (Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Interdisziplinäre Empfehlungen zur Therapie 2014/15, 17. Auflage, W. Zuckschwerdt Verlag München, 2014.
Ernst Mutschler, Gerd Geisslinger, Heyo K. Kroemer, Sabine Menzel, Peter Ruth (Hrsg.):
Mutschler Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie, der klinischen Pharmakologie und Toxikologie, 10. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2013.

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 22.11.2018

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