Erste Zentren für Personalisierte Medizin zertifiziert: Personalisierte Therapie für Patient*innen mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen
Die Charité in Berlin und das Universitätsklinikum Freiburg haben als erste Zentren die Zertifizierung der Deutschen Krebsgesellschaft für Zentren für Personalisierte Medizin (ZPM) erfolgreich abgeschlossen. In den ZPM werden für Patient*innen mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen Therapieempfehlungen auf Basis der Genommedizin erarbeitet, wenn die Standardtherapien keine Option mehr darstellen oder wenn bei seltenen Krebserkrankungen solche nicht vorhanden sind. Alle ZPM sind innerhalb des Deutschen Netzwerks Personalisierte Medizin (DNPM) miteinander vernetzt und generieren damit gemeinsam Wissen innerhalb der Versorgungsstrukturen.
Berlin, 01.03.2023. Die Behandlung von Krebspatient*innen erfolgt entlang der Empfehlungen aus S3-Leitlinien. Wurden diese Standardtherapien in den organspezifischen Zentren bereits umgesetzt, können Patient*innen und ihre Behandelnden sich bei weiter fortschreitender Erkrankung an die Zentren für Personalisierte Medizin wenden. Die ersten von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten ZPMs sind die Charité in Berlin und das Universitätsklinikum Freiburg. Sie erfüllen die angesetzten Qualitätskriterien und haben ein etabliertes Qualitätsmanagementsystem nachgewiesen.
Genommedizin eröffnet neue Möglichkeiten für Krebs-Patient*innen
Die Grundlage personalisierter Medizin bilden umfassende Genom-Analysen, die neue Therapieoptionen eröffnen. Expert*innen geben im Rahmen eines Molekularen Tumorboards – einer interdisziplinären, organübergreifenden Tumorkonferenz – auf Basis der individuellen Genomdiagnostik und weiteren molekularen Informationen Empfehlungen für den weiteren Therapieverlauf.
„Beide Zentren für Personalisierte Medizin haben die anspruchsvollen Zertifizierungskriterien erfüllt und belegt, dass sie hervorragende Arbeit leisten. Dies kommt den Patient*innen zugute. In den Zentren können ihnen neue, auf sie und ihre Erkrankung passende Behandlungsmöglichkeiten angeboten werden. Damit erreichen wir immer mehr Menschen, bei denen die Möglichkeiten der Standardtherapie erschöpft sind – das ist großartig“, so Prof. Dr. Nisar Malek, der gemeinsam mit Prof. Ulrich Keilholz Vorsitzender der Zertifizierungskommission ZPM ist und zudem Leiter des DNPM-Projekts.
Wissensgenerierung aus der Versorgung für weiteren Fortschritt
Die Zentren für Personalisierte Medizin werden im Rahmen des Innovationsfond-Projekts des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) „DNPM – Deutsches Netzwerk für Personalisierte Medizin“ eingerichtet. Das Konzept baut auf den Strukturen des ZPM-Netzwerks in Baden-Württemberg auf, wo bereits vier Zentren für Personalisierte Medizin etabliert wurden. Im Modellprojekt des G-BA soll das Konzept nun bundesweit Anwendung finden.
Diese Vernetzung aller ZPMs innerhalb des DNPMs ist für die langfristige Arbeit der Zentren besonders relevant. Gemeinsame Standards, Dokumentations- und Bioinformatikstrukturen erlauben eine fortlaufende Wissensgenerierung.
„Die enge Vernetzung erlaubt uns einen intensiven Austausch – alle Zentren für Personalisierte Medizin profitieren von den erhobenen Daten und können die Erkenntnisse für die Forschung und auch zeitnah für die Versorgung der Patient*innen nutzen. Wir sind zuversichtlich, dass wir unseren Patient*innen so eine immer bessere Versorgung bieten können“, sagt Prof. Dr. Nisar Malek.
Die Behandlung onkologischer Erkrankungen basierend auf Genommedizin ist in einem Modellvorhaben, das im Paragraf 64e Sozialgesetzbuch V verankert ist, adressiert. Die Zertifizierung als ZPM soll für den Nachweis einer Erbringung von Leistungen nach den Vorgaben des Paragrafen genutzt werden können.
Die Möglichkeiten der Personalisierten Medizin sollen somit onkologischen Patient*innen perspektivisch bundesweit zur Verfügung stehen.
„Diese ersten Zertifizierungen sind nur der Anfang“, so Prof. Dr. Ulrich Keilholz. Er ist Direktor des Charité Comprehensive Cancer Center und gemeinsam mit Prof. Dr. Nisar Malek im Vorsitz der Zertifizierungskommission ZPM. „Bereits jetzt sind acht weitere Erst-Audits für dieses Jahr geplant. Ich freue mich auf mindestens zehn hervorragende zertifizierte Zentren für Personalisierte Medizin, in denen Krebspatient*innen individuelle und an aktuellster Forschung ausgerichtete Unterstützung erhalten.“
Die Deutsche Krebsgesellschaft
Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) – eine Nachfolgeorganisation des 1900 gegründeten „Comité für Krebssammelforschung“ – ist die größte wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum. Die rund 8.100 Einzelmitglieder in 25 Arbeitsgemeinschaften, die 16 Landeskrebsgesellschaften und 35 Fördermitglieder sind in der Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen tätig. Die DKG engagiert sich für eine Krebsversorgung auf Basis von evidenzbasierter Medizin, Interdisziplinarität und konsequenten Qualitätsstandards, ist Mitinitiatorin des Nationalen Krebsplans und Partnerin der „Nationalen Dekade gegen Krebs“. www.krebsgesellschaft.de
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