Diagnostik, Therapie und Nachsorge verbessern: S3-Leitlinie zum diffus großzelligen B-Zell-Lymphom veröffentlicht

Erstmals hat das Leitlinienprogramm Onkologie eine S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge für erwachsene Patient*innen mit einem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) und verwandten Entitäten veröffentlicht. Das DLBCL ist der häufigste bösartig Tumor des lymphatischen Systems. Die neu erschienene Leitlinie soll dabei unterstützen, die Diagnostik und Behandlung über den gesamten Krankheitsverlauf evidenzbasiert zu standardisieren und zu optimieren und damit die Versorgung der Patient*innen zu verbessern.
Die S3-Leitlinie entstand unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) und unter Mitwirkung von 32 weiteren Fachgesellschaften und Organisationen.

Berlin, 05.12.2022. Das DLBCL gehört zu den aggressiven Lymphomen und damit zu den bösartigen Tumoren des lymphatischen Systems. Mit sieben diagnostizierten Fällen pro 100.000 Einwohner*innen pro Jahr ist es das häufigste Non-Hodgkin-Lymphom. Unbehandelt verläuft es schnell tödlich. Wird es jedoch früh diagnostiziert und die Therapie damit auch entsprechend früh begonnen, sind Heilungsraten bis zu 70 Prozent möglich. Ein Symptom der Erkrankung ist die schmerzlose Vergrößerung der betroffenen Lymphknoten. Liegen diese an der Körperoberfläche, können Patient*innen die Veränderung selbst bemerken. Darüber hinaus können auch unspezifische Symptome wie Fieber, Nachtschweiß oder Gewichtsabnahme auftreten. Da die Symptome nicht spezifisch für das DLBCL sind, wird zur Sicherung der Diagnose und Abgrenzung gegenüber anderen Erkrankungen eine Biopsie vorgenommen.

Evidenzbasierte Empfehlungen über den gesamten Versorgungsweg

„Aktuell werden Patient*innen mit einem diffus großzelligen B-Zell-Lymphom sehr unterschiedlich behandelt. Mit dieser Leitlinie geben wir nun erstmals klare Empfehlungen für den ganzen Weg der Versorgung von der Diagnostik über Therapievarianten bis hin zur Nachsorge – natürlich evidenzbasiert. Damit tragen wir dazu bei, dass die Qualität der Versorgung langfristig steigt“, sagt Professor Peter Borchmann, Oberarzt an der Uniklinik Köln. Gemeinsam mit Professorin Nicole Skoetz, Arbeitsgruppenleiterin an der Uniklinik Köln, koordinierte er die Erstellung der Leitlinie.

Die 280 Seiten umfassende S3-Leitlinie enthält ausführliche Kapitel zur empfohlenen Diagnostik, konkrete Therapieschemata für die Erstlinientherapie, mögliche Vorgehen bei Rezidiven und Nachsorge-Empfehlungen. Ein Teil der Leitlinie widmet sich auch besonderen Subgruppen des DLBCL, die zwar selten auftreten, aber – wenn sie beispielsweise durch eine spezielle Diagnostik erkannt werden – spezifisch therapiert werden sollten.

Forschungsfragen für eine langfristig bessere Versorgung

„Während der Erarbeitung der Leitlinie haben wir auch verschiedene Themen identifiziert, zu denen noch dringender Forschungsbedarf besteht. Wir haben fünf Forschungsfragen priorisiert und in die Leitlinie aufgenommen,“ sagt Professor Borchmann. Teilweise können solche Forschungsfragen mithilfe von bereits bestehenden Registerdaten aus der Versorgung beantwortet werden. Gibt es keine passenden Daten, können prospektive Studien angemeldet werden, wobei entsprechende Daten von Patienten und Patienten dann noch erhoben werden müssen. „Ziel ist es, auch zu diesen Themen zukünftig mit mehr Evidenz Empfehlungen aussprechen zu können.“

Hier finden Sie die gesamte S3-Leitlinie zum Diffus großzelligen B-Zell-Lymphom und verwandten Entitäten.

Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Android-Smartphone- und iPhone-Nutzer können die Leitlinien-App hier herunterladen: www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app/

 

Das Leitlinienprogramm Onkologie (OL)
Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer und Patient*innen zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008 gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen. Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm 31 S3-Leitlinien, die zu einem großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen. Mehr unter: www.leitlinienprogramm-onkologie.de

Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO)
Die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. hat ca. 4.000 Mitglieder, die in der Erforschung und Behandlung hämatologischer und onkologischer Erkrankungen tätig sind. Mit ihrem Engagement u. a. in der Aus-, Fort- und Weiterbildung, dem Onkopedia-Projekt (auch als App für Android und iOS verfügbar), mit der Wissensdatenbank, mit der Durchführung von Fachtagungen und Fortbildungsseminaren sowie mit ihrem gesundheitspolitischen Engagement fördert die Fachgesellschaft die hochwertige Versorgung von Patient*innen im Fachgebiet. In mehr als 30 themenzentrierten Arbeitskreisen engagieren sich die Mitglieder für die Weiterentwicklung der Hämatologie und der Medizinischen Onkologie. Mehr unter www.dgho.de

 

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