Pressearchiv 2020

 

Corona-Taskforce warnt weiterhin vor zu spät diagnostizierten Krebserkrankungen

Berlin/Bonn/Heidelberg, den 14.05.2020. Die von Gesundheitsminister Jens Spahn geforderte Rückkehr in den Krankenhaus-Normalbetrieb macht sich nur zögerlich in der Versorgung von Krebspatient*innen bemerkbar. Zwar wird von einzelnen positiven Entwicklungen berichtet, jedoch ist noch keine deutliche Verbesserung spürbar. Nach wie vor werden Therapien verkürzt oder verschoben sowie die Nachsorge ausgesetzt. Es besteht zudem die Befürchtung, dass dem Gesundheitssystem eine erhöhte Anzahl zu spät erkannter Krebserkrankungen infolge der COVID-19-Pandemie bevorsteht. Denn Abklärungs- und Früherkennungsuntersuchungen finden nicht wie gewohnt statt und die Angst der Patient*innen vor einer Ansteckung beim Arztbesuch verschärft das Problem zusätzlich. Vor einer solchen Entwicklung warnt die Corona-Taskforce von Deutscher Krebshilfe, Deutscher Krebsgesellschaft und dem Deutschen Krebsforschungszentrum in ihrem wöchentlichen Report. Die Experten appellieren an die Bevölkerung, auch während der COVID-19-Pandemie Ärzt*innen und Krankenhäuser aufzusuchen und Untersuchungstermine wahrzunehmen.

„Die aktuellen Zahlen der Taskforce geben weiterhin Grund zur Sorge. Wir sind noch nicht in einem klinischen Normalbetrieb“, betont Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Die Verantwortlichen müssen sicherstellen, dass die Versorgung von Krebspatienten nicht vernachlässigt wird. Auch die ausgesetzten Arztbesuche zur Abklärung von Beschwerden und Früherkennung sind beunruhigend.“

„Krebs nimmt keine Rücksicht auf die Corona-Krise! Patienten sollten daher keinesfalls zögern, verdächtige Symptome abklären zu lassen“, appelliert auch Professor Dr. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums und ergänzt: „Wenn wir die Bugwelle an ausstehenden dringlichen Untersuchungen und aufgeschobenen Behandlungen weiterhin vor uns herschieben, dann müssen wir auch in Deutschland mit einer steigenden Zahl von krebsbedingten Todesfällen rechnen.“

„Umso wichtiger ist die Rückkehr zu einer normalen Krebsversorgung“, bestätigt ebenfalls Professor Dr. Olaf Ortmann, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. „Die Taskforce hat sich daher auch an die Vorstände der Trägereinrichtungen großer Krebszentren in Deutschland gewandt, mit der dringenden Bitte, den klinischen Regelbetrieb wiederherzustellen und unseren Appell an die Bevölkerung zu unterstützen, auch mit der Hilfe der vorhandenen regionalen klinischen Versorgungsnetzwerke. Wir sehen zwar mittlerweile Verbesserungen in verschiedenen Versorgungsbereichen, die zuvor Einschränkungen aufwiesen. Doch jetzt ist es vor allem wichtig, dass bei der Wiederherstellung des Regelbetriebs Patienten mit nicht abgeklärten Symptomen sowie verschobene Krebstherapien besonders berücksichtigt werden.“

Seit Beginn der Krise hat die vom Deutschen Krebsforschungszentrum, der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft gegründete Taskforce die Situation von Krebspatient*innen sehr genau beobachtet. Das Ziel: Versorgungsengpässe und -einschränkungen im Sinne der Patient*innen frühzeitig zu erkennen und den Dialog mit politischen Entscheidungsträgern zu suchen.

Auslöser war eine zunehmende Anzahl von Anfragen besorgter Krebspatient*innen bei den onkologischen Informations- und Beratungsdiensten. Diese deuteten darauf hin, dass aufgrund der Corona-Krise bei einzelnen Betroffenen diagnostische Maßnahmen oder Therapien verkürzt oder verschoben wurden. In Einzelfällen wurden sogar dringlichere Behandlungen ausgesetzt.

Die wöchentliche Auswertung der Taskforce beruht auf der systematischen Befragung von 34 Krebszentren in Deutschland. Darüber hinaus gehen Patientenrückmeldungen über die Krebsinformationsdienste der Deutschen Krebshilfe und des Deutschen Krebsforschungszentrums in die Auswertung ein.

Die Deutsche Krebsgesellschaft
Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) – eine Nachfolgeorganisation des 1900 gegründeten „Comité für Krebssammelforschung“ – ist die größte wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum. In der DKG vertreten sind rund 8.000 Einzelmitglieder in 25 Arbeitsgemeinschaften, die sich mit der Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen befassen; dazu kommen 16 Landeskrebsgesellschaften und 36 Fördermitglieder. Die DKG engagiert sich für eine Krebsversorgung auf Basis von evidenzbasierter Medizin, Interdisziplinarität und konsequenten Qualitätsstandards, ist Mitinitiatorin des Nationalen Krebsplans und Partnerin der „Nationalen Dekade gegen Krebs“. www.krebsgesellschaft.de

Die Deutsche Krebshilfe
Die Deutsche Krebshilfe wurde am 25. September 1974 von Dr. Mildred Scheel gegründet. Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es, Krebserkrankungen in all ihren Erscheinungsformen zu bekämpfen. Unter dem Motto „Helfen. Forschen. Informieren.“ fördert die Stiftung Deutsche Krebshilfe Projekte zur Verbesserung der Prävention, Früherkennung, Diagnose, Therapie, medizinischen Nachsorge und psychosozialen Versorgung, einschließlich der Krebs-Selbsthilfe. Ihre Aufgaben erstrecken sich darüber hinaus auf forschungs- und gesundheitspolitische Aktivitäten. Sie ist ebenfalls Mitinitiator des Nationalen Krebsplans sowie Partner der „Nationalen Dekade gegen Krebs“. Die Deutsche Krebshilfe ist der bedeutendste private Geldgeber auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung – unter anderem der Krebsforschung – in Deutschland. Sie finanziert ihre gesamten Aktivitäten ausschließlich aus Spenden und freiwilligen Zuwendungen der Bevölkerung. www.krebshilfe.de

Das Deutsche Krebsforschungszentrum
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs. Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern.
Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. www.dkfz.de

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Christiana Tschoepe
Tel: 0228 72990-96
E-Mail: presse@krebshilfe.de

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Dr. Sibylle Kohlstädt
Tel.: 06221 / 42-2843
E-Mail: s.kohlstaedt@dkfz.de