Lebensqualität in der Onkologie

 

Brennpunkt Onkologie vom 09.05.2012: Der Mensch im Mittelpunkt – Lebensqualität in der Onkologie

Wie ist Lebensqualität im Angesicht einer unheilbaren Erkrankung definiert? Lässt sie sich überhaupt messen? Wie können die Bedürfnisse von Patienten bei politischen Entscheidungen berücksichtigt werden? Diesen und weiteren Fragen gingen Wissenschaftler und Ärzte auf dem aktuellen Brennpunkt-Podium am 9. Mai 2012 in der Berliner Kalkscheune nach.

Denkanstöße lieferte eingangs Sozialpsychiater Prof. Klaus Dörner mit seiner philosophisch begründeten Ansicht, Qualität sei individuell und daher per se nicht mess- oder vergleichbar. Eine Quantifizierung von medizinischen Dienstleitungen rein materieller Art sei zwar möglich, decke jedoch nur einen Teil der Grundbedürfnisse am Lebensende ab. Anzustreben sei, so Dörner, eine Mischung aus professioneller Hilfe und liebevoller Zuwendung.

Prof. Thomas Küchler griff die Anregungen auf und skizzierte die Problemfelder bei der wissenschaftlichen Erfassung von Lebensqualität. Grundsätzlich definiere ein Gesunder Lebensqualität anders als ein Kranker, weshalb es für Ärzte schwer sei, die Lebensqualität ihrer Patienten richtig einzuschätzen. Die Lebensqualitätsforschung habe in den letzten zehn Jahren große Fortschritte gemacht. Nun gelte es, wissenschaftliche Erkenntnisse auch in die Konzeption von Studien einzubringen.

Theorie trifft Praxis

Ganz konkret wurde Dr. Monika Klinkhammer-Schalke und schilderte eine randomisierte Studie zur Erfassung der Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen am Tumorzentrum Regensburg. Grundsätzlich brauchen nicht nur Patienten, sondern die behandelnden Ärzten Unterstützung in diesem Bereich, so das Resümee der Expertin. Wichtig sei insbesondere ein regionales Netzwerk mit Vertreter aller beteiligten Gesundheitsberufe. Zudem forderte die Expertin mehr methodische Unterstützung der Ärzte zur Verbesserung der Patientenkommunikation.

Dr. Norbert Marschner, Freiburg, stellte ein derzeit laufendes Projekt zur Lebensqualitätserfassung vor, bei dem niedergelassene Hämatoonkologen aus dem laufenden Praxisbetrieb heraus verschiedene Kriterien mithilfe von Tumorregistern dokumentieren. Realistisch abgebildet würden dabei auch Aspekte, die bei klinischen Studien normalerweise zum Ausschluss führen, so der Experte.

Eine kritische Analyse der aktuellen Gesetzeslage in der Arzneimittelzulassung und deren praktischer Umsetzung durch G-BA und IQWiG leitete über zur Diskussion. Diese rankte sich vor allem um die Frage, inwieweit das häufig verwendete Kriterium Patientennutzen um Aspekte der Lebensqualität erweitert werden könne.

Material zum Brennpunkt vom 9. Mai 2012

Gespräch mit dem Sozialpsychiater Klaus Dörner

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