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Rezidiv des Prostakarzinoms – Diagnose und Behandlung

Steigt der PSA-Wert während der Nachsorgeuntersuchungen an, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass der Tumor wieder wächst. Ein Anstieg des PSA-Wertes (auch biochemisches Rezidiv, PSA-Progress oder PSA-Rezidiv genannt) ist der früheste Hinweis auf ein Fortschreiten der Erkrankung. Ein PSA-Rezidiv tritt meistens lange, mitunter Jahre voraus, bevor bildgebende Verfahren eine Metastasierung aufzeigen.

Von einem PSA-Rezidiv spricht man, wenn:

  • nach einer radikalen Prostatektomie der PSA-Wert in mindestens zwei Messungen über 0,2 ng/ml steigt oder
  • nach einer Strahlentherapie der PSA-Wert in mindestens zwei Messungen mehr als 2 ng/ml über dem tiefsten Wert („Nadir“) liegt.

 

Um das weitere Vorgehen planen zu können, muss nun zuerst beurteilt werden, ob es sich um ein sogenanntes Lokalrezidiv handelt, d. h. um das erneute Auftreten von Tumorgewebe in der Prostata bzw. am ehemaligen Ort der Prostata, der sog. Prostataloge, oder ob der Tumor metastasiert ist, d. h. das bereits Tochtergeschwulste im Körper vorhanden sind.

Was für ein Rezidiv liegt vor?

Hinweise auf die Art des Rezidivs geben dabei die Verdopplungszeit des PSA nach Abschluss der Behandlung, die Zeitspanne zwischen Therapie und Auftreten des PSA-Rezidivs sowie der initiale Gleason-Score. Je schneller der PSA-Wert sich verdoppelt, je eher das PSA-Rezidiv auftritt und je höher der Gleason-Score des Ersttumors war, umso wahrscheinlicher ist das Vorliegen von Metastasen.

Mitunter ist es sinnvoll eine erneute Biopsie anzustreben, wenn zuvor eine Strahlentherapie durchgeführt wurde. Nach erfolgter Operation ist eine Biopsie bei einem Lokalrezidivverdacht nicht sinnvoll. Bildgebende Verfahren wie z. B. eine Skelettszintigrafie kommen beim PSA-Rezidiv nur zum Einsatz, wenn der Patient Beschwerden hat, z. B. Knochenschmerzen, oder wenn der PSA-Wert über 10 ng/ml liegt. Zukünftig werden neuere Verfahren wir das PSMA-PET-CT die Diagnostik beim PSA-Rezidiv ergänzen.

Sprechen die Anhaltspunkte eher dafür, dass es sich um ein Lokalrezidiv handelt, kann nochmals kurativ, d. h. mit dem Ziel der Heilung behandelt werden. Bei prognostisch günstigen Kriterien, wie einer PSA-Verdopplungszeit von über 12 Monaten oder einem Gleason-Score von 7 und weniger, kann aber auch ein abwartendes Beobachten erwogen werden. Deutet dagegen alles auf eine Metastasierung hin, sind lokale Strategien nicht mehr sinnvoll und es wird eine Therapie gewählt, die im ganzen Körper wirkt.

Behandlung des Lokalrezidivs

Folgende Möglichkeiten kommen für eine nochmalige kurative Behandlung beim Lokalrezidiv des Prostatakarzinoms in Frage:

  • Eine radikale Prostatektomie kann erfolgen, wenn die Erstbehandlung eine Bestrahlung war. Allerdings ist solch eine Salvage-Prostatektomie mit deutlich mehr Komplikationen (Inkontinenz, Enddarm-Verletzungen u. a.) verbunden als eine primäre Operation vor einer Bestrahlung.
  • Wurde zuerst operiert, kann nun eine „Rettungs-Bestrahlung“ oder auch Salvage-Radiotherapie erfolgen. Liegt der PSA-Wert bereits über 0,7 ng/ml oder bei Vorliegen weiterer prognostisch ungünstiger Kriterien kann die Strahlentherapie mit einer Hormontherapie ergänzt werden.
  • Auch das experimentelle Verfahren einer HIFU-Therapie ist nach erfolgter Bestrahlung eine Behandlungsoption.

 

Die Erfolgsaussichten dieser sogenannten Salvage-Therapien sind eng an die Ausgangsfaktoren (u. a. PSA-Verdopplungszeit, Zeitpunkt des Rezidivs, Gleason-Score und Ausdehnung des Ersttumors, Lymphknotenbefall) gekoppelt.

 

(joh)

Quellen:

[1] Prostatakrebs-Leitlinien der European Association of Urology, Stand 2021, http://uroweb.org/guideline/prostate-cancer/
[2] Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms, Langfassung, Stand: Mai 2021. Download unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Prostatatkarzinom/Version_6/LL_Prostatakarzinom_Langversion_6.0.pdf
[3] H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006

 

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Fachliche Beratung

Prof. Dr. med. Jens Bedke
Stellvertretender Direktor - Klinik für Urologie Tübingen

 

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Prof. Dr. Christian Gratzke
Ärztlicher Direktor Klinik für Urologie Freiburg

 

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Fachliche Beratung

Prof. Dr. Kurt Miller
Klinik für Urologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin

Letzte inhaltliche Aktualisierung: 26.08.2021

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