Dissolve-E
Digitalisierung des AWMF-Leitlinienregisters
Onkologische Leitlinien spielen in der Behandlung von Krebsbetroffenen eine wichtige Rolle: Sie werden von Fachexpert*innen aller versorgenden Berufe und Fachrichtungen und unter Beteiligung von Patientenvertretungen entwickelt und bieten allen an der Krebsbehandlung beteiligten Berufsgruppen evidenzbasierte Behandlungsempfehlungen.
Die Deutsche Krebsgesellschaft hat im Jahr 2008 gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und der Stiftung Deutsche Krebshilfe das Leitlinienprogramm Onkologie gestartet. Ziel ist die Entwicklung und kontinuierliche Fortschreibung evidenzbasierter S3-Leitlinien in der Onkologie und dazugehörender laienverständlicher Patient*innenleitlinien. Zudem werden aus den Leitlinienempfehlungen sogenannte Qualitätsindikatoren abgeleitet, mit denen die Versorgungsqualität in der Onkologie gemessen und verbessert werden kann. Das Büro des Leitlinienprogramms Onkologie (OL-Office) ist bei der Deutschen Krebsgesellschaft angesiedelt. Es koordiniert die Förderungen der Leitlinien und organisiert die methodische und technische Weiterentwicklung des Programms.
Für die Leitlinien in Deutschland hat die AWMF ein 3-stufiges-Klassifikationsschema etabliert. So gibt es S1-, S2k/S2e- und S3-Leitlinien. Das „S“ steht dabei für das Ausmaß der angewandten Systematik bei der Leitlinienerstellung, etwa die Einbindung von Fachgruppen sowie Patient*innen, die systematische und strukturierte Studiensuche, die Auswahl und Bewertung der wissenschaftlichen Belege sowie formale Konsensverfahren zur Formulierung von Handlungsempfehlungen.
Bei der Erarbeitung von S3-Leitlinien werden all diese Systematiken angewendet. S3-Leitlinien bilden daher das bestmöglich evidenzbasierte Wissen in der Onkologie ab.
Aus den evidenzbasierten Inhalten der S3-Leitlinien werden zudem laienverständliche Patient*innenleitlinien entwickelt, die sich an Krebsbetroffene und Angehörige richten. Hier geht es zu den Patient*innenleitlinien.
Die Deutsche Krebsgesellschaft unterstützt außerhalb des Leitlinienprogramms Onkologie auch die Entwicklung von S2- und S1-Leitlinien. Hier gibt es eine Übersicht über die Leitlinien mit Beteiligung der Deutschen Krebsgesellschaft:
Für die Deutsche Krebsgesellschaft sind S3-Leitlinien ein wichtiger Ansatz zur Qualitätssicherung. Viele Mitglieder der Arbeitsgemeinschaften der Deutschen Krebsgesellschaft sind als Expert*innen fachlich in die Leitlinienerstellung eingebunden. Zudem spielen S3-Leitlinien auch bei der Zertifizierung von Zentren eine zentrale Rolle. Aus Leitlinienempfehlungen werden einer standardisierten Methodik folgend Qualitätsindikatoren abgeleitet, die wiederum für die Qualitätssicherung der zertifizierten Zentren herangezogen werden. Die Erkentnisse aus den zertifizierten Zentren zu spezifischen Behandlungen und Daten aus den Krebsregistern fließen in die Updates der Leitlinienerstellung ein.
(2024) Implementation of quality indicators for vulvar cancer in gynaecological cancer centres certified by the German Cancer Society (DKG). J Cancer Res Clin Oncol 150 (5), 250. doi:10.1007/s00432-024-05769-4
(2023) Implementation and update of guideline-derived quality indicators for cervical cancer in gynecological cancer centers certified by the German Cancer Society (DKG) Journal of Cancer Research and Clinical Oncology (149), 12755-12764. doi:10.1136/bmjopen-2022-067868
(2023) Quality Measurement for Soft Tissue Sarcomas in Germany: First Results of the Certified Sarcoma Centres Oncology Research and Treatment (46(6)), 236-245. doi:10.1159/000530425
(2021) Methodischer Standard für die Entwicklung von Qualitätsindikatoren im Rahmen von S3-Leitlinien – Ergebnisse einer strukturierten Konsensfindung Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen (160), 21-33. doi:10.1016/j.zefq.2020.11.008
(2019) Onkologische Versorgungsstrukturen in Deutschland als Vorreiter – können Leitlinien und Zentrenbildung Übertherapie verhindern? DKG FORUM (24), 335-340. doi:10.1007/s12312-019-0644-z
(2017) Wissen generierende (onkologische) Versorgung Onkologie heute 10/2017, 46-48.
Dr. Markus Follmann, MPH, MSc
Abteilungsleiter