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Die Krebserkrankung bewältigen

Besorgen Sie sich Informationen über die Erkrankung und die Behandlung. Das Aneignen von Kenntnissen über die Zusammenhänge der Krebserkrankung hilft Ihnen, die Situation der*des erkrankten Familienangehörigen zu verstehen und sich selbst besser orientieren zu können. Begleiten Sie die betroffene Person zu wichtigen Arztterminen und Untersuchungen, wenn es Ihnen möglich ist und er es wünscht.

Verstehen Sie die Krankheit

Quelle: © Rido - Fotolia.com

Zeigen Sie Verständnis für die Schutzmechanismen der Patient*in/des Patienten.

An Krebs zu erkranken, stellt für die meisten Betroffenen eine so große Bedrohung dar, dass sie sich zeitweise vor der seelischen Belastung schützen müssen. In diesen Situationen greifen sie auf sogenannte Abwehrmechanismen zurück, mit denen sie versuchen, ihre Ängste in Schach zu halten. Sie können sich beispielsweise in folgenden Verhaltensweisen ausdrücken:

 




Die betroffene Person

  • vermeidet Gespräche über ihre Erkrankung und die tatsächliche Situation, sie weicht Gesprächsversuchen anderer aus und zieht sich ganz in sich zurück

  • verleugnet (teilweise) die Krankheit, die Prognose oder bestimmte Symptome und „vergisst“ vorherige medizinische Informationen

  • setzt sich vorwiegend verstandesmäßig mit der Situation auseinander und scheint gefühlsmäßig nicht betroffen zu sein

  • fällt zurück in kindlich-hilflose Verhaltensweisen und schränkt ihr Interesse auf den eigenen Körper ein

  • gibt anderen Menschen die Schuld an ihrer Erkrankung oder an ihrer Situation

  • reagiert oft gereizt oder wütend

  • unterlässt wichtige therapeutische Maßnahmen und trägt nicht zu ihrer Genesung bei oder umgekehrt: wird überaktiv und ergreift zu viele therapeutische Maßnahmen gleichzeitig

 

Solche Verhaltensweisen helfen der*dem Patient*in/Patienten, eine für sie*ihn im Moment unerträgliche Realität zu bewältigen. Zeigen Sie dafür Verständnis und vermeiden Sie es, wütend, belehrend oder gekränkt zu reagieren. Negative Gefühlsäußerungen sind meist nicht persönlich gemeint. Lassen Sie der*dem erkrankten Angehörigen Zeit. Wenn sie*er sich sicherer fühlt und sich von Ihnen verstanden weiß, gibt er diese Abwehrhaltung in der Regel wieder auf. Werden massive Abwehrmechanismen jedoch dauerhaft aufrechterhalten, sollten Sie professionellen Rat und Hilfe einholen. Weitere Informationen dazu finden Sie unter „Professionelle Unterstützung“.

Stellen Sie hilfreiche Gesprächsbedingungen her

Signalisieren Sie Ihre Bereitschaft zu offenen und ehrlichen Gesprächen über die Vorstellungen und Gefühle Ihres Familienmitgliedes. Hören Sie genau zu und vermeiden Sie bagatellisierende oder z.B. bewertende Reaktionen. Fragen Sie die*den Patient*in/Patienten, wie Sie ihm ganz konkret helfen können. Wichtig sind auch die Gefühle und Gedanken, die Sie bewegen. Teilen Sie sich mit. Drängen Sie Ihr Familienmitglied aber nicht zu einem Gespräch, wenn der Zeitpunkt nicht richtig ist. Insbesondere Auseinandersetzungen über den Ernst der Erkrankung können nicht jederzeit verkraftet werden.

Gehen Sie behutsam mit sexuellen Veränderungen um

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Auf körperliche Veränderungen und sexuelle Beeinträchtigungen reagieren Betroffene oft hochsensibel. Es ist viel Verständnis und großes Einfühlungsvermögen nötig um die beiderseitigen körperlichen Bedürfnisse wieder aufeinander abzustimmen.

Berücksichtigen Sie das verletzte Selbstwertgefühl

Manche Patient*innen fühlen sich durch eine Krebserkrankung zutiefst in ihrem Selbstwertgefühl verletzt. Sie haben – vorübergehend oder dauerhaft – das Gefühl verloren, für nahe Angehörige, eine Bedeutung oder einen Nutzen zu haben, und sind statt dessen davon überzeugt, nur noch eine unzumutbare Last zu sein. Dahinter verbirgt sich die Angst, von der*dem Partner*in verlassen zu werden, was allerdings nur selten ausgesprochen wird. Helfen können Sie, indem Sie ihr*ihm vermitteln, dass die Krebserkrankung nichts an ihrem*seinem Wert für Sie ändert.

Helfen Sie der betroffenen Person, ihren eigenen Weg zu gehen

Unterstützen Sie ihr Familienmitglied darin, seine eigenen Lösungen im Umgang mit der Erkrankung zu finden, und machen Sie deutlich, dass Sie seine Entscheidungen respektieren.

Lassen Sie den Patienten am Alltag teilhaben

Beziehen Sie Ihren Angehörigen – auch dann, wenn sich sein Gesundheitszustand stark verschlechtert hat – so gut wie möglich in das alltägliche Leben und in die familiäre Gemeinschaft mit ein. Fördern Sie seine Selbständigkeit, ohne ihn zu überfordern. Treffen Sie Entscheidungen mit ihm gemeinsam.

 

 

(red)



Service:

OSKAR: Sorgentelefon für Familien mit sterbenskranken Kindern

OSKAR, das weltweit erste 24-Stunden-Sorgen- und Infotelefon für Familien mit unheilbar kranken Kindern, ist unter 0800/88 88 47 11 erreichbar. Die Hotline des Bundesverbands Kinderhospiz richtet sich an jene etwa 40 000 Familien in Deutschland, deren schwerstkranke Kinder nur noch eine begrenzte Zeit zu leben haben. OSKAR richtet sich auch an Eltern, die um ein verstorbenes Kind trauern, sowie an Fachkräfte und Ehrenamtliche aus der Kinderhospizarbeit. Die Hotline ist rund um die Uhr erreichbar – auch an Sonn- und Feiertagen. Anrufe aus dem deutschen Festnetz kosten nichts. www.frag-oskar.de

 

Quellen:

[1] Deutsche Krebshilfe e.V. (Hrsg.): Die blauen Ratgeber 42. Hilfen für Angehörige, 2009,https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Hilfen-fuer-Angehoerige_BlaueRatgeber_DeutscheKrebshilfe.pdf
[2] Internetportal des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg (dkfz),http://www.krebsinformationsdienst.de/leben/krankheitsverarbeitung/angehoerige.php, Stand September 2010

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 11.07.2022

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