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Die Lebensqualität bei einer Krebserkrankung verbessern

Paar
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Im Schnitt werden mithilfe einer Krebstherapie etwa 40 Prozent der Patienten geheilt. Aber auch bei den restlichen Patienten, bei denen eine vollständige und dauerhafte Entfernung der vorhandenen Tumoren und Metastasen nicht möglich ist, kann eine weitere Behandlung Erfolge bringen. Hier geht es nun darum, den Fokus auf die Verlängerung der Lebensdauer, das Hinauszögern von Krankheitsbeschwerden sowie die Linderung der krankheitsbedingten Symptome zu setzen. Die palliative (lindernde) Medizin ist als wichtige Säule der Krebstherapie heute so weit entwickelt, dass sie vielen chronisch kranken Patienten oft über Jahre hinweg ein beschwerdefreies Leben mit der Krankheit ermöglichen kann.

Frei von Schmerzen und Beschwerden

Lebensqualität bedeutet für die meisten Patienten zuallererst, schmerzfrei und ohne größere Beschwerden leben zu können. Insbesondere auf dem Gebiet der Schmerzbekämpfung hat die palliative Medizin eine sehr hohe Wirksamkeit erreicht. Eine qualifizierte Schmerztherapie ist heute in der Lage, bei fast allen Krebspatienten eine befriedigende Schmerzlinderung, in vielen Fällen sogar völlige Schmerzfreiheit zu erreichen. Auch andere, durch die Krebserkrankung bedingte Beschwerden, wie z.B. Luftnot, Schwächegefühle, Verdauungsstörungen oder Ernährungsprobleme, sind meist gut zu lindern oder zu beseitigen.

Werden Beschwerden oder Schmerzen unmittelbar durch Tumoren verursacht, etwa durch das Einwachsen in Organe oder Knochen, werden häufig eine OperationBestrahlung oder Chemotherapie als Mittel der lindernden Therapie herangezogen. Um die Nebenwirkungen dieser Behandlungsmaßnahmen erträglicher zu machen oder um den Allgemeinzustand zu verbessern, steht der palliativen Medizin ein breites Spektrum unterstützender (supportiver) Maßnahmen zur Verfügung. Hierzu gehören z.B. der Einsatz von Medikamenten gegen Übelkeit und Erbrechen bei Durchführung einer Chemotherapie, Mittel zur Infektabwehr, ernährungstherapeutische Maßnahmen, physikalische und psychologische Therapien oder auch Bluttransfusionen.

Alle Maßnahmen der palliativen Therapie dienen dem Ziel, die Lebensqualität bestmöglich zu erhalten und damit die Voraussetzung für ein lebenswertes Leben in der verbleibenden Zeit zu schaffen.

Lebensverlängerung und ein Höchstmaß an Lebensqualität als Ziele der palliativen Krebstherapie können manchmal miteinander in Konflikt geraten. Bestimmte Behandlungsformen, z. B.  die Chemotherapie als Versuch das Leben zu verlängern, können mit starken Nebenwirkungen verbunden sein. Diese Nebenwirkungen sind möglicherweise belastender als die Einschränkungen durch die Erkrankung selbst. Ob eine Behandlung die eigene Lebenssituation wirklich verbessert oder möglicherweise auch nicht, verlangt eine sorgfältige Abwägung aller Vor- und Nachteile. Vor einer Entscheidung sollte man sich daher ausführlich mit dem behandelnden Arzt beraten und gemeinsam überlegen, ob der Einsatz einer Maßnahme sinnvoll ist.

Psychisches Wohlbefinden

Frau meditiert
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Eine größtmögliche Schmerz- und Beschwerdefreiheit ist ein sehr wichtiger, aber nicht der einzige Faktor, der über die Lebensqualität entscheidet. Neben der Qualität des körperlichen Befindens spielen auch psychische und soziale Bedingungen eine wesentliche Rolle in Punkto Wohlbefinden. Alle Maßnahmen, die diesem Zweck dienen, werden unter dem Begriff ‚Psychoonkologie‘ zusammengefasst. Die Psychoonkologie ist ein weites Feld, in das künstlerische Therapien, Entspannungsübungen, Sport, der Austausch mit anderen Patienten sowie verschiedene Selbsthilfestrategien mit einbezogen werden.

Die biologischen Mechanismen, die erklären, warum Sport einen direkten, positiven Einfluss auf Krebs hat, sind noch weitestgehend unbekannt. Nachgewiesen ist jedoch, dass er den Energiehaushalt auf Touren bringt und hilft, ein gesundes Körpergefühl zu entwickeln. Er hat zudem positive Effekte auf die körperliche Fitness, was sich ebenfalls auf die allgemeine Befindlichkeit und auf das Immunsystem auswirkt.

Ähnlich verhält es sich mit künstlerischen Therapien. Im Vordergrund steht dort ebenfalls die Verbesserung der Lebensqualität des Patienten. Durch eigenes kreatives Ausleben soll die Krankheitsverarbeitung unterstützt und das Wohlbefinden gesteigert werden. Maßgeblich mit hinein spielt auch der Wunsch des Patienten, die psychische Kontrolle über sich wieder zu erlangen und selbst etwas gegen die Erkrankung unternehmen zu können. Die künstlerischen Therapien werden daher auch als erlebnis- und handlungsorienterte Formen der Psychotherapie bezeichnet. Die Grundlage hierfür bildet die Verknüpfung der psychischen mit der physischen Ebene und deren wechselseitige Beeinflussung. [2]

Auch die Ernährung hat einen Einfluss auf die Lebensqualität - nicht zuletzt weil einseitige Ernährung zu körperlichen Mangelerscheinungen führen kann. Wer sich ausgewogen und gesund ernährt, fühlt sich ebenfalls wohler in seinem Körper und hat demzufolge eine größere Lebensqualität.

Neben den bereits genannten psychoonkologischen Interventionen zählen auch Techniken wie Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung zu den gängigen Mitteln, mithilfe derer Patienten sich entspannen können. Ängste können gemildert werden, und auch körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen gehen erwiesenermaßen zurück. Die eigenen Ressourcen werden angekurbelt und Geist und Körper gestärkt.

Wie ein Mensch die Qualität seines Lebens einschätzt, kann er nur selbst bestimmen. Für die meisten chronisch kranken Patienten bedeutet Lebensqualität vor allem, der Erkrankung zum Trotz am Leben teilzunehmen. Je nach dem, inwieweit die Art und das Ausmaß der Beschwerden und Einschränkungen im Alltag belasten, ist das ein durchaus umsetzbares Ziel.

Genauso wichtig ist andererseits auch die innere Einstellung zu den krankheitsbedingten Erschwernissen und Behandlungsmaßnahmen. Denn Krebspatient zu sein bedeutet nicht prinzipiell allumfassend krank zu sein. Das Augenmerk sollte nicht (nur) auf das Kranke gerichtet sein, sondern auch auf die Möglichkeiten, die trotz dem Verzicht auf einigen Bereichen Lebensfreude ermöglichen. Je nach den krankheits- oder behandlungsbedingten Beeinträchtigungen können das neben den zuvor bereits erwähnten psychoonkologischen Möglichkeiten Partnerschaft und Sexualität sowie die Interaktion mit Freunden und Kindern sein. Denn mit die wichtigste Voraussetzung für Lebenszufriedenheit sind tragfähige Beziehungen innerhalb seiner Familie oder seines Freundeskreises. Wenn sich ein Patient alleine gelassen fühlt, kann sich kaum ein gutes Lebensgefühl entwickeln. Hilfe bieten auf diesem Bereich auch Krebsberatungsstellen, Psychotherapeuten, Selbsthilfegruppen oder z.B. Palliativeinrichtungen an.

(red)

 

Quellen:
[1] M. Bullinger, S. Schmidt: Methoden zur Lebensqualitätsbewertung, in: R. Hartenstein, U. R. Kleeberg: Schmerztherapie, in: H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006, S. 2505-2516

[2] https://www.springermedizin.de/kuenstlerische-therapien-in-der-onkologie/9971984?searchBackButton=true&abEvent=detailLink

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 19.09.2017

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