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Erkrankungsverlauf beim Non-Hodgkin-Lymphome

Arzthände auf Tastatur, Quelle: © pressmaster - fotolia.com
Quelle: © pressmaster - fotolia.com

Non-Hodgkin-Lymphome stellen keine einheitliche Erkrankung dar, sondern bilden vielmehr eine äußerst komplexe Krankheitsgruppe. Der Verlauf eines Non-Hodgkin-Lymphoms richtet sich daher entscheidend danach, welche Form der Erkrankung bei einem Patienten vorliegt.

Non-Hodgkin-Lymphome gehen von entarteten Lymphozyten aus. Lymphozyten sind kleine weiße Blutkörperchen, die eine wichtige Rolle in der Immunabwehr spielen. Sie halten sich zu 90 Prozent im lymphatischen Gewebe (zum Beispiel in Lymphknoten, Milz, Thymusdrüse, Rachen- und Gaumenmandeln) auf, um dort ihre spezifische Funktion zu erfüllen.

Da sich im gesamten Körper lymphatisches Gewebe befindet, können Non-Hodgkin-Lymphome überall im Körper entstehen. Die Erkrankung beginnt meist in den Lymphknoten, kann aber auch in anderen lymphatischen Organen und Geweben ihren Ausgang nehmen. Gelegentlich entstehen Non-Hodgkin-Lymphome primär an inneren Organen – meist in den lymphatischen Geweben der Magenschleimhaut (MALT-Lymphome) – oder an der Haut (kutane T-Zell-Lymphome).

Die Krankheit kann sich zunächst innerhalb des lymphatischen Systems ausbreiten. Über den Blutweg können die Lymphomzellen das lymphatische System aber auch verlassen und Leber, Lunge, Knochenmark, Nase, Skelett sowie andere Organe befallen. Leber und Milz können durch den Befall mit Lymphomzellen stark vergrößert sein.

Bei manchen Lymphomformen werden – nach anfänglichem Befall der Lymphknoten – Lymphomzellen in großer Zahl ins Blut ausgeschwemmt. Man spricht daher auch von leukämischen Lymphomformen. Beispiele hierfür sind die chronisch lymphatische Leukämie (CLL) und die Haarzellenleukämie, die aus diesem Grund häufig auch als Leukämien definiert werden. Über Blut- und Lymphgefäße erreichen die Lymphomzellen schließlich auch das Knochenmark und andere Organe.

Non-Hodgkin-Lymphome werden – nach Krankheitsverlauf und Prognose – in zwei Hauptgruppen eingeteilt: niedrigmaligne und hochmaligne Lymphome.

Hochmaligne (aggressive) Non-Hodgkin-Lymphome schreiten rasch fort und streuen bereits in frühen Krankheitsstadien Lymphomzellen im Körper aus. Niedrigmaligne Lymphome wachsen dagegen relativ langsam. Unbehandelt verlaufen Non-Hodgkin-Lymphome (vor allem die hochmalignen Formen) meist tödlich.

Die chronische lymphatische Leukämie (CLL), die zu den niedrigmalignen Lymphomen zählt und meist bei älteren Menschen auftritt, schreitet in der Regel auch ohne Behandlung so langsam fort, dass viele Patienten nicht an ihrer Erkrankung, sondern mit ihrer Erkrankung sterben. (s. auch Kapitel Leukämie)

Stadieneinteilung und Klassifikation

Entscheidend für die Krankheitseinstufung sind die Zahl der befallenen Lymphknotenregionen und anderer Organe sowie das Auftreten allgemeiner Krankheitssymptome wie Fieber, Nachtschweiß und/oder Gewichtsabnahme (so genannte B-Symptome).

Non-Hodgkin-Lymphome werden nach der so genannten Ann-Arbor-Stadienklassifikation in vier Krankheitsstadien (I bis IV) eingeteilt:

  • Stadium I: Befall einer einzigen Lymphknotenregion
  • Stadium II: Befall von zwei oder mehr Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells
  • Stadium III: Befall von zwei oder mehr Lymphknotenregionen auf beiden Seiten des Zwerchfells
  • Stadium IV: Ausgedehnter Befall von Organen außerhalb des lymphatischen Systems mit oder ohne Befall von Lymphknoten

Wenn allgemeine Krankheitssymptome (B-Symptome) hinzukommen, so erhalten die Stadien den Zusatz B, bei fehlenden Allgemeinsymptomen den Zusatz A. Wenn nicht lymphatisches Gewebe befallen ist (zum Beispiel Leber, Lunge, Knochenmark, Haut oder Skelett), wird dies durch Hinzufügen eines E (extranodale = außerhalb des Knotens liegend) kenntlich gemacht. Die B-Symptome gelten bei einer Lymphomerkrankung als ungünstiges Zeichen und werden bei der Behandlungsplanung entsprechend berücksichtigt.

Für die Behandlungsplanung von entscheidender Bedeutung ist zudem der Grad der Bösartigkeit (Malignitätsgrad) eines Non-Hodgkin-Lymphoms. Dieser wird durch die feingewebliche (histologische) Untersuchung von befallenem Gewebe bestimmt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Unterscheidung zwischen hoch- und niedrigmalignen Lymphomen. Sie ist nicht nur von Bedeutung für die Wahl der geeigneten Therapie, sondern auch für den zu erwartenden Therapieerfolg. Innerhalb dieser beiden Gruppen werden wiederum verschiedene Lymphomformen unterschieden, je nachdem, aus welchem der zahlreichen Lymphozytentypen das Lymphom hervorgegangen ist. Auch diese werden bei der Behandlungsplanung berücksichtigt. Die Einteilung der Lymphomformen erfolgt nach der WHO Klassifikation.

Für die chronische lymphatische Leukämie (CLL) existiert außerdem die Stadieneinteilung nach Binet (Stadien A, B, C). Berücksichtigt werden dabei die Lymphozytenzahl im Blut, das Ausmaß des Knochenmarkbefalls, die Zahl befallener Lymphknotenregionen und verschiedene Blutwerte. Darüber hinaus werden bestimmte Risikofaktoren berücksichtigt, die einen ungünstigen Krankheitsverlauf vorhersagen (zum Beispiel Lymphozytenzahl zum Zeitpunkt der Diagnose und bestimmte genetische Veränderungen).

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Krankheitsrückfall (Rezidiv)

Bei Non-Hodgkin-Lymphomen kann es vorkommen, dass nach einer zunächst erfolgreichen Behandlung – sprich, nach einer vollständigen Rückbildung des Lymphoms – ein Rückfall (Rezidiv) auftritt. Das ist besonders bei niedrigmalignen Lymphomen häufig der Fall. Das Rezidiv kann am alten Ursprungsort oder an anderer Stelle im Körper wieder ausbrechen.

Heilungsaussichten und Ausblick

Mit Hilfe der heute üblichen intensiven Chemotherapie, der Antikörpertherapie und durch die Einführung der Blutstammzell- (Knochenmark-)transplantation hat sich die Behandlung der hochmalignen Non-Hodgkin-Lymphome in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. In frühen Stadien kann die Krankheit durch Chemotherapie bei praktisch allen Patienten, in fortgeschrittenen Stadien bei rund 60 Prozent der Patienten vollständig geheilt werden.

Niedrigmaligne Non-Hodgkin-Lymphome sind in fortgeschrittenen Stadien bislang meist nicht heilbar. Aber auch hier können mit Hilfe neuer Therapieansätze die Behandlungsergebnisse verbessert werden und oft Überlebenszeiten von Jahrzehnten erreicht werden.

Im Rahmen zahlreicher klinischer Studien, die in ganz Deutschland durchgeführt werden, bemühen sich Ärzte und Wissenschaftler stetig um weitere Verbesserungen der Diagnose und Behandlung maligner Lymphome. Führende Lymphomexperten haben sich im „Kompetenznetz für Maligne Lymphome“ zusammengeschlossen, um durch die Bündelung der Forschungserkenntnisse den Patienten eine optimale Behandlung nach dem neuesten Standard zu ermöglichen. Das Netzwerk mit seinem Informationszentrum gibt umfassend Auskunft über neue Wirkstoffe und Therapieformen und informiert über derzeit laufende Studien. Unter der Internetadresse www.lymphome.de können sich Patienten über Behandlungsmöglichkeiten informieren, die in ihrem speziellen Fall in Frage kommen könnten.

(yia/red)

Quellen:
Michl Marlies: Basics Hämatologie, Urban und Fischer Verlag 2010 



Prof. Dr. Witzens-Harig
Universitätsklinikum Heidelberg
Dr. Martin Cremer 

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 22.05.2015

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Zuletzt aufgerufen am: 23.04.2024 18:25