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Mantelzell-Lymphom (MCL)

Epidemiologie

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Das MCL wird aufgrund der Histologie zu den indolenten B-Zell-NHL gezählt, verläuft jedoch zumeist aggressiv und gilt nach wie vor als inkurabel [1]. Pathogenetisch entwickelt sich das MCL aus reifen B-Zellen in der Mantelzone der Lymphknoten. Mit einer jährlichen Inzidenz von 2-3 pro 100.000 Einwohner macht das MCL nur etwa 6-9% aller NHL aus[2,3] und ist somit eine seltene Entität. Am MCL erkranken häufiger Männer als Frauen (Verhältnis 3:1), das Altersmedian liegt zwischen 65 und 75 Jahre.

Diagnose

Die Diagnose des MCL erfolgt histopathologisch anhand eines befallenen Lymphknotens, seltener am Knochenmark. Mikroskopisch imponiert typischerweise eine einheitliche Population kleiner lymphoider Zellen mit gekerbten Kernen. Die aggressiveren blastoiden MCL-Varianten mit aufgelockertem Chromatin sind selten. Immunhistochemisch exprimieren MCL-Zellen CD5 (Abgrenzung vom Follikulären Lymphom und Marginalzonenlymphom), aber kein CD23 (Abgrenzung zur B-CLL). Zytogenetisch und diagnostisch wegweisend ist die Translokation t(11; 14)(q13;q32), bei der das BCL-1-Gen von Chromosom 11 auf den Immunglobulin-Schwerkettenlokus (IgH-Gen) auf Chromosom 14 verlagert ist (BCL1/IgH-Fusions-Gen). Dies führt zur Überexpression des Zellzyklus-regulierenden Proteins Cyclin-D1 und damit zu einer erhöhten Proliferation von malignen Zellen [4]. Cyclin-D1 wird ausschließlich von Mantelzelllymphomen exprimiert.

Da die Therapie des MCL vom Ausbreitungsstadium abhängt, ist vor Therapiebeginn eine ausführliche Diagnostik (Staging) erforderlich. Dabei kommen die üblicherweise in der Diagnostik maligner Lymphome angewandten Methoden zum Einsatz. Außerhalb von klinischen Studien sollte sich das Staging aber auf Untersuchungen beschränken, die auch klinische Konsequenzen haben. Zur individuellen Prognoseabschätzung bei neu diagnostiziertem MCL kann der sogenannte MIPI (Mantle cell International Prognostic Index) herangezogen werden [5]. Darüber hinaus ist der Zellproliferationsindex Ki-67 ein wichtiger prognostischer Einzelfaktor. Einige MCL-Patienten zeigen einen klinisch indolenten Verlauf (Smoldering-MCL), das heißt, die MCL bleibt auch ohne Therapie über lange Zeit stabil. Ein low-risk MIPI, ein niedriger Proliferationsindex (<10%) und eine fehlende Expression des nukleären SOX11-Proteins sprechen für ein Smoldering MCL. Bei diesen Patienten ist initial eine abwartende therapeutische Haltung möglich („Watch-and-wait“-Strategie).

Symptome

Aufgrund des in der Regel asymptomatischen Krankheitsbeginns befinden sich die meisten Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose im fortgeschrittenen Stadium (Ann Arbor-Stadium III oder IV). Das klinische Bild wird durch Lymphknotenvergrößerungen (Lymphadenopathie) bestimmt. Fast immer kommt es zum Extranodalbefall, speziell des Knochenmarks, häufig mit Ausschwemmung von Lymphomzellen ins periphere Blut. Grundsätzlich können alle Organsysteme infiltriert sein, häufig sind Milz, Leber (Hepatosplenomegalie) und der Gastrointestinaltrakt betroffen. Im Darm manifestiert sich das MCL in Form von multiplen lymphomatösen Polypen, die in der Regel asymptomatisch bleiben. Ein ZNS-Befall ist bei den blastoiden Varianten häufiger und in der Regel symptomatisch. Im Krankheitsverlauf kommen eine B-Symptomatik (Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust) und eine erhöhte LDH- und β2-Mikroglobulin-Aktivität als Zeichen einer voranschreitenden Erkrankung hinzu.

Referenzen:

[1]Swerdlow SH, WHO Classification of Tumours of Haematopoietic and Lymphoid Tissues, Fourth Edition. 2008

[2]A clinical evaluation of the International Lymphoma Study Group classification of non-Hodgkin's lymphoma. The Non-Hodgkin's Lymphoma Classification Project. Blood 1997;89(11):3909-18.

[3] Dreyling M et al. ESMO Guidelines Working Group. Newly diagnosed and relapsed mantle cell lymphoma: ESMO Clinical Practice Guidelines for diagnosis, treatment and follow-up. Ann Oncol. 2014;25(Suppl 3):iii83-iii92

[4] Rimokh R et al. Rearrangement and overexpression of the BCL-1/PRAD-1 gene in intermediate lymphocytic lymphomas and in t(11q13)-bearing leukemias. Blood. 1993;81(11):3063-7.

[5] Hoster E et al. A new prognostic index (MIPI) for patients with advanced-stage mantle cell lymphoma. Blood. 2008;111(2):558-65

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 10.10.2014

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