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Nierenkrebs, Nierenzellkarzinom - Diagnose

Besteht der Verdacht auf Nierenkrebs, leitet der Arzt die notwendigen Untersuchungen ein. Mit ihrer Hilfe kann er klären, ob es sich wirklich um einen Tumor handelt und wenn ja, welche Tumorart vorliegt und wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist.

Wichtige Untersuchungsschritte zum Nachweis eines Nierenkarzinoms sind:

Wird tatsächlich Nierenkrebs festgestellt, so können zur endgültigen Sicherung der Diagnose und zur Feststellung der Tumorausbreitung weitere Untersuchungen notwendig sein.

Zu den weiteren Untersuchungsmethoden gehören:

Erst wenn alle notwendigen Untersuchungen abgeschlossen sind, kann der Arzt mit dem Patienten gemeinsam entscheiden, welche Behandlungsmaßnahmen geeignet sind.

1. Anamnese und körperliche Untersuchung

Zunächst erkundigt sich der Arzt ausführlich nach aktuellen Beschwerden, der Krankenvorgeschichte und eventuellen Risikofaktoren (Anamnese). Anschließend führt er eine gründliche körperliche Untersuchung durch. Dabei wird auch der Bauch nach Knoten abgetastet. Bei Männern kann manchmal ein Krampfaderbruch am Hoden auf eine Tumorerkrankung der Niere hinweisen.

2. Laboruntersuchungen

Um die Funktion der Nieren und anderer Organe wie Leber, Herz und Lunge zu überprüfen, werden Blut und Urin des Patienten untersucht. Bei einem kleinen Teil der Nierenkrebspatienten findet sich Blut im Urin. Auch bestimmte Veränderungen im Blut – zum Beispiel Blutarmut (Anämie), Veränderung der Bluteiweiße, Erhöhung des Kalziumspiegels, Erhöhung bestimmter Enzyme (alkalische Phosphatase), veränderte Blutsenkungsgeschwindigkeit – können einen Hinweis auf die Art der Erkrankung geben. Es sind bislang jedoch keine spezifischen Tumormarker (Substanzen, die verstärkt von Tumorzellen gebildet werden) bekannt, die sich sicher zur Erkennung von Nierenkrebs eignen würden.

3. Ultraschalluntersuchung (Sonographie)

Die Ultraschalluntersuchung ist die wichtigste Untersuchungsmethode zur Feststellung eines Nierenkarzinoms. Erfahrene Ärzte können damit in über 90 Prozent der Fälle einen Tumor von einer gutartigen Zyste unterscheiden. Mit Hilfe des Ultraschalls kann auch festgestellt werden, ob sich der Tumor bereits auf andere Organe ausgebreitet hat (Metastasenbildung). Insbesondere die Leber, aber auch andere Bauchorgane sowie Lymphknoten werden auf das Vorliegen von Metastasen untersucht.

Die Sonographie ermöglicht zudem eine Beurteilung der Nierengefäße und der großen Hohlvene. Diese Blutgefäße können durch Tumorgewebe ganz oder teilweise verstopft sein. Man spricht in diesem Fall von einem „Tumorthrombus“. Die Beurteilung der Blutgefäße ist vor allem für die Operationsplanung von Bedeutung.

Die Ultraschalluntersuchung ist schmerzfrei. Sie kann beliebig oft wiederholt werden, da sie den Patienten keiner schädlichen Strahlenbelastung aussetzt.

4. Computertomographie (CT) von Brust- und Bauchraum

Die Computertomographie bietet die höchste Treffsicherheit bei der Unterscheidung zwischen einem gutartigen und einem bösartigen Tumor der Niere. Sie dient außerdem der genauen Bestimmung der Tumorausbreitung sowie der Metastasensuche.

Es handelt sich bei dieser Methode um eine spezielle Röntgenmethode, mit der der Körper Schicht für Schicht durchleuchtet werden kann. Der Arzt erhält dadurch Aufschluss über den Sitz und die Größe des Tumors. Er kann auch feststellen, ob der Tumor sich in die Umgebung ausgebreitet hat und ob Metastasen in der Lunge, der Leber oder den Lymphknoten des hinteren Bauchraums vorliegen. Auch ein Tumorthrombus in der Nieren- oder Hohlvene ist mit dieser Methode erkennbar.

Bei der Computertomographie wird dem Patienten ein jodhaltiges Kontrastmittel verabreicht.

5. Biopsie

Insbesondere bei sehr alten Patienten mit recht kleinen Tumoren ("SRM's“, „small renal masses") kann sich die Frage stellen, ob solch ein Tumor überhaupt operiert werden muss. Tatsächlich sind nicht alle diese kleinen Geschwülste wirklich bösartig. Daher kann im Einzelfall die Probenentnahme mittels Stanzbiospie diskutiert werden, um dann mit dem Patienten bzw. seinen Angehörigen das weitere Vorgehen individuell festlegen zu können. Bei einer Stanzbiopsie sollten mindestens zwei Gewebeproben entnommen werden. Dabei wird eine Hohlnadel mit einen Stanzgerät durch die Bauchdecke in den Tumor eingeführt. Meisten geschieht das mit Hilfe von bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder CT. Auf diese Weise kann der Arzt immer sehen, wo sich die Nadel befindet und überprüfen, dass an der richtigen Stelle Gewebe entnommen wird. Allerdings birgt eine Biopsie immer gewissen Risiken, zum Beispiel können versehentlich Blutungen entstehen. Das Risiko, dass sich Zellen eines Tumors durch die Biopsie im Köper verbreiten uns später Metastasen bilden besteht nicht.

Eine Biopsie ist bei den allermeisten Nierentumoren nicht notwendig, d.h. nicht indiziert! Hier rechtfertigt das typische Bild eines Nierenzellkarzinoms in der Computertomographie weiterhin die sofortige Operation!

6. Röntgenuntersuchung des Brsutkorbs

Röntgenaufnahmen des Brustkorbs dienen der Suche nach Lungenmetastasen und der Beurteilung von Herz und Lunge in Hinblick auf eine Operation.

7. Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT)

Eine Kernspintomographie erfolgt in der Regel nur dann, wenn die Computertomographie aufgrund einer Unverträglichkeit des Patienten auf Jod-haltige Kontrastmittel nicht möglich ist. Die Kernspintomographie mit speziellen, nicht-Jod-haltigen Kontratsmitteln liefert, ähnlich wie die Computertomographie, Bilder des Tumors und seiner Umgebung. Im Gegensatz zur Computertomographie werden bei der Kernspintomographie jedoch Magnetfeldern eingesetzt, auf Röntgenstrahlen kann dabei verzichtet werden.

8. Skelettszintigraphie (= Knochenszintigraphie)

Besteht der Verdacht, dass der Tumor die Knochen befallen hat (Knochenmetastasen), so kann eine Skelettszintigraphie durchgeführt werden. Dazu werden geringe Mengen einer radioaktiven Substanz in die Blutbahn gespritzt, die sich besonders in erkranktem Knochen anreichert. Eine Kamera, die die radioaktive Strahlung registriert, ortet metastasenverdächtige Bereiche. Die Untersuchung ist nicht belastend und die Strahlung klingt sehr rasch ab. Empfohlen wird heute aber eher die Durchführung einer Ganzkörper-low-dose-CT bzw. MRT bei klinischem Anhalt für knöcherne Metastasen.

 

(red)

Quellen:

[1] Ljungberg B, Albiges L, Abu-Ghanem Y et al.: EAU Guidelines on Renal Cell Carcinoma: The 2019 Update (2019) Eur Urol 75:799-810
[2] Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms, Langversion 2.0, August 2020. AWMF Registernummer: 043/017OL, http://leitlinienprogramm-onkologie.de
[3] Albiges L, Powles T, Staehler M et al.: Updated European Association of Urology Guidelines on Renal Cell Carcinoma: Immune Checkpoint Inhibition Is the New Backbone in First-line Treatment of Metastatic Clear-cell Renal Cell Carcinoma (2019) Eur Urol 76:151-156
[4] Grimm M.-O., Leucht K, Foller S et al.: Risikoadaptierte Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms (2020) Urologe 59:155-161
[5] Doehn C, Siebels M, Steiner T: Nachsorge beim Nierenzellkarzinom in Abhängigkeit des Stadiums und der erfolgten Therapie (2020) Urologe 59:162-168

Professor Claus Fischer Fachberater Nierenkrebs
Quelle: © Klinikum Bayreuth

Fachliche Beratung

Prof. Dr. med. Claus Fischer ist Chefarzt für spezielle Urologische Chirurgie.
Klinikum Bayreuth

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 06.05.2021

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