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Magenkrebs - Ursache und Risikofaktoren

Die Ursachen für die Entstehung von Magenkrebs sind vielfältig und teilweise nicht vollständig geklärt. Unter den gesicherten Risikofaktoren kann man erbliche und erworbene Faktoren unterscheiden. Bei den erworbenen Ursachen für die Entstehung von Magenkrebs ist insbesondere die Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori zu nennen. Ein erhöhtes genetisches Risiko haben vor allem Patienten mit einem sog. hereditären Karzinom des Dickdarms ohne Polyposis (HNPCC, Lynch-Syndrom). Zu erwähnen ist, dass sich die Risikofaktoren unterscheiden, je nach der Lokalisation des Tumors (im oberen oder unteren Teil des Magens).

Folgende Faktoren erhöhen das Magenkrebsrisiko:

Risikofaktor: Ernährung

Ernährungsgewohnheiten spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Magenkrebs. Für Tumoren des unteren Magens sind insbesondere der häufige Verzehr stark gesalzener Speisen und ein geringer Konsum von frischem Gemüse und Obst als Risikofaktoren belegt.

Der erwähnte Rückgang der Erkrankungszahlen in den vergangenen zwanzig Jahren ist wahrscheinlich besonders auf die veränderten Ernährungsgewohnheiten zurückzuführen: Durch die allgemeine Verbreitung von Kühl- und Gefrierschränken und die verbesserte Versorgung mit frischem Obst und Gemüse sind Konservierungsmethoden wie das Salzen, Pökeln oder Räuchern in den Hintergrund getreten.

Fehlernährung mit der Ausbildung einer Adipositas erhöht das Risiko für einen Rückfluss von Magensäure und Gallensäuren in die Speiseröhre. Der Zusammenhang von Refluxerkrankung und Entstehung eines Magenkarzinoms am Übergang zur Speiseröhre (Kardiakarzinom) ist wahrscheinlich.

Risikofaktor: Infektionen

Als wesentlicher Risikofaktor gilt eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut, die durch das Bakterium Helicobacter pylori ausgelöst wird. Eine Infektion mit diesem Erreger führt zu einem etwa drei mal höheren Risiko, an Magenkrebs im unteren Magen zu erkranken. Für Karzinome im oberen Magen (Adenokarzinome des ösophago-gastralen Übergangs, Typ II und III nach Siewert) gilt dies vermutlich in ähnlicher Weise. Die World Health Organization hat das Bakterium daher als Gruppe-I-Krebserreger eingestuft.

Risikofaktor: Vorerkrankungen des Magens

Verschiedene Vorerkrankungen des Magens können mit einem erhöhten Risiko für Magenkrebs einhergehen. Ein erhöhtes Krankheitsrisiko liegt zum Beispiel dann vor, wenn Sie an einer chronischen Magenschleimhautentzündung (chronisch-atrophische Gastritis) leiden. Diese kann nicht nur durch das Bakterium Helicobacter pylori hervorgerufen werden.

Auch Patienten, die an einer bestimmten Form der Blutarmut („perniziöse Anämie“ aufgrund von Vitamin-B12-Mangel) leiden, haben ein erhöhtes Risiko.

Aufmerksamkeit ist außerdem geboten, wenn trotz konsequenter medikamentöser Behandlung ein Magengeschwür nicht ausheilt und immer wiederkehrt. Ein erhöhtes Krankheitsrisiko haben auch Menschen, die sich lange Zeit zuvor einer Magenoperation (Teilentfernung des Magens) unterziehen mussten, beispielsweise aufgrund eines Magengeschwürs.

Des Weiteren werden je nach regionalen Unterschieden 2-20% der Magenkarzinome der EBV-Infektion zugeschrieben, auch als Pfeiffersches Drüsenfieber bekannt.

Risikofaktor: Rauchen

Auch Rauchen und Alkoholkonsum gelten als Risikofaktoren für Magenkrebs. Die zum Teil Krebs erregenden Stoffe des Zigaretten- und Tabakrauchs lösen sich im Speichel und gelangen so in den Magen. Man schätzt, dass Raucher ein etwa 3-fach erhöhtes Risiko haben, an Magenkrebs zu erkranken.

Risikofaktor: genetische Veranlagung

Es gibt Familien, in denen gehäuft Magenkrebs auftritt. Nach Schätzungen der Wissenschaftler ist das persönliche Risiko, an Magenkrebs zu erkranken, etwa 2 bis 3 mal größer, wenn ein Familienmitglied ersten Grades – d.h. Eltern, Kinder, Geschwister – bereits an einem Magenkarzinom erkrankt ist. Menschen, deren nahe Verwandte an einem hereditären kolorektalen Karzinom ohne Polyposis leiden (HNPCC, Lynch-Syndrom) haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko, an Magenkrebs zu erkranken. Besonders hoch ist das Risiko für Menschen, in deren Familie ein sog. hereditäres diffuses Magenkarzinom (HDCG) vorkommt (1-3% aller Patienten mit Magenkrebs). Hier führt eine bestimmte Genmutation (CDH1-Gen) dazu, dass Magenkrebs bereits bei jungen Erwachsenen gehäuft auftritt.


(red)


Literatur:
G. Folprecht, S. Frick: Magen- und AEG-Karzinome, in: W. Dornoff, F.-G. Hagemann, J. Preiß, A. Schmieder (Hrsg.): Taschenbuch Onkologie 2010: Interdisziplinäre Empfehlungen zur Therapie 2010/2011, Zuckschwerdt Verlag 2010, S. 148-154

Onkopedia Leitlinie Magenkarzinom der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie, Stand 12/2018. http://onkopdia.com/solide tumoren/magenkarzinom (Zugriff am: 15.11.2020)

Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Adenokarzinome des Magens und ösophagogastralen Übergangs, Langversion 2.0, August 2019, AWMF Registernummer: 032/009OL, http://leitlinienprogramm-onkologie.de/Leitlinien.7.0.html (Zugriff am: 15.11.2020)

Prof. Michael Stahl Klinik Essen
Quelle: © Michael Stahl, Kliniken Essen-Mitte

Fachliche Beratung

Prof. Dr. Michael Stahl
Klinik für intern. Onkologie und Hämatologie Kliniken Essen-Mitte

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 18.11.2020

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