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Heller Hautkrebs – eine unterschätzte Erkrankung?

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Zum „hellen Hautkrebs“ (auch „weißer Hautkrebs“ genannt) werden das Plattenepithelkarzinom und das Basalzellkarzinom gezählt. Die beiden Unterarten sind die häufigsten Formen von Hautkrebs. Die gute Nachricht: Im Gegensatz zum schwarzen Hautkrebs können beide Unterarten sehr gute Heilungsaussichten vorweisen. Dennoch stellt die Erkrankung eine wesentliche Beeinträchtigung der Lebensqualität dar und darf nicht unterschätzt werden. Im Voraus sollte alles daran gesetzt werden, die Entstehung zu verhindern. Die Regeln dafür sind an sich sehr einfach.

Was ist das Basalzellkarzinom? Was ist das Plattenepithelkarzinom?

Pro Jahr erkranken im Schnitt 99.000 Menschen am Plattenepithelkarzinom und 159.200 Menschen am Basalzellkarzinom. Das sind insgesamt fast 260.000 Neuerkrankungen an hellem Hautkrebs. Während das Basalzellkarzinom im Durchschnitt im Alter von 60 Jahren auftritt, liegt das Erkrankungsalter für das Plattenepithelkarzinom bei etwa 70 Jahren.

Das Plattenepithelkarzinom entsteht häufig auf lichtgeschädigter Haut aus der Aktinischen Keratose, welche eine Vorstufe des Plattenepithelkarzinoms darstellt. Das Plattenepithelkarzinom bildet nur selten Metastasen aus. Wenn das geschieht, breitet sich der Krebs im Körper vor allem über die Lymphbahnen und Lymphknoten aus.

Das Basalzellkarzinom bildet sich ohne Vorstufen aus den Zellen der Basalschicht der Haut und/oder den Wurzelscheiden der Haarfollikel heraus. Es metastasiert nur in Ausnahmefällen, kann aber in umliegendes Gewebe inklusive Knorpel und Knochen hineinwachsen und diese befallen.

Im Allgemeinen ist die Prognose bei beiden Unterarten des weißen Hautkrebses sehr gut. Die 5-Jahres-Überlebensraten liegen zwischen 96 und 100 Prozent [5,6]. Um diese Erkrankungen ins Bewusstsein zu rufen, hat die Europäische Hautkrebsstiftung ESCF (European Skin Cancer Foundation) den 13. September zum "Tag des Hellen Hautkrebses" erklärt.

Ursachen und Risikofaktoren – Sonnenschutz ist und bleibt ein Thema!

Heller Hautkrebs - Sonnenbrand an Füßen
Quelle: © Pixabay Hans Braxmeier

Hauptentstehungsort für beide Varianten sind die intensiv der UV-Strahlung ausgesetzten so genannten Sonnenterrassen:

  • Stirn
  • Nase
  • Ohren
  • Unterlippe
  • Nacken und Hände

Etwa 80 Prozent aller Basalzellkarzinome und 90 Prozent aller Plattenepithelkarzinome treten im Kopf-Hals-Bereich auf. Von Bedeutung ist offenbar das UV-Konto, also die Summe an UV-Strahlung, der sich ein Mensch im Laufe seines Lebens aussetzt. Zu der Risikogruppe gehören daher Menschen, deren Haupttätigkeitsbereich im Freien liegt und die sich auch in ihrer Freizeit viel in der Sonne aufhalten.

Zumindest für das Plattenepithelkarzinom spielt auch der Zustand des Immunsystems eine Rolle, welches beispielsweise nach einer Krankheit oder medikamentösen Therapie geschwächt sein kann. Und auch die Gene können hellen Hautkrebs in seiner Entstehung begünstigen: Menschen mit einem hellen Hauttyp haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Seltener können vorangehende Hauterkrankungen oder chronische Wunden zur Erkrankung führen.

Typische Symptome für den hellen Hautkrebs

Da es beim Basalzellkarzinom keine Vorstufen gibt, sollte man bei der ersten auffälligen Veränderung schleunigst einen Arzt aufsuchen. Das Basalzellkarzinom kann in vielfältigen Formen in Erscheinung treten. Am häufigsten zu beobachten sind gelblich-rötliche Tumore, die oft von einem perlschnurartigen Rand besetzt sind und an deren Oberfläche kleine Blutgefäße zu sehen sind. Aber auch rote Flecken am Rumpf oder scheinbar narbige Veränderungen können sich als Basalzellkarzinom entpuppen. Befinden sich die Tumore bereits in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium, können sie durch Nässen und kleinere Blutungen auffallen.

Das Plattenepithelkarzinom entwickelt sich häufig aus einer rötlichen, fest haftenden Rauigkeit auf der Hautoberfläche. Diese sehr frühe Vorstufe, auch Aktinische Keratose genannt, lässt sich leicht ertasten. Sollte der Tumor jedoch weiter gedeihen, wächst er typischerweise zu knotigen und fest haftenden Verhornungen, die mit dem Finger nicht lösbar sind und beim Ablösungsversuch zu Blutungen führen.

Diagnose

Heller Hautkrebs - Hautuntersuchung
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Zunächst einmal untersucht der Hautarzt die verdächtige Stelle mithilfe des Auflichtmikroskops. Um die Diagnose stellen zu können, muss aus dem verdächtigen Hautfleck Gewebe entnommen werden und unter dem Lichtmikroskop histologisch untersucht werden. Ab einer Tumorgröße von 2 mm erfolgt beim Plattenepithelkarzinom außerdem die Ultraschalluntersuchung der benachbarten Körperbereiche, die unter Umständen ebenfalls betroffen sein können. Wenn der Tumor sich bereits ins Gewebe oder die Lymphknoten eingewachsen hat, müssen weitere bildgebende Untersuchungen durchgeführt werden.

Therapie des hellen Hautkrebses

Generell gilt die Faustregel: Je früher ein Plattenepithelkarzinom oder ein Basalzellkarzinom entdeckt wird, desto besser ist die Prognose.

Die Standardtherapie bei beiden Unterarten ist die komplette operative Entfernung des Tumors. Sie wird in der Regel unter örtlicher Betäubung vorgenommen. Um das erneute Erkranken zu vermeiden, wird noch einmal histologisch untersucht, ob noch Tumorreste zurückgeblieben sind. Sollte dies der Fall sein, werden diese noch einmal durch eine weitere Operation vollständig entfernt.

Wenn eine Operation durch den schlechten Allgemeinzustand des Patienten oder einen Tumor an einer ungünstigen Stelle nicht möglich ist, werden auch andere Therapiemethoden herangezogen. Der Nachteil anderer Verfahren ist die fehlende Möglichkeit der Nachkontrolle, ob noch Tumorzellen vorhanden sind.

  • Die Strahlentherapie wird eingesetzt, wenn nach einer ersten Operation mit verbliebenen Tumorresten keine weitere Operation möglich ist. Unter der Strahlentherapie sind ebenfalls langfristige Heilungsraten von 84 bis 96 Prozent möglich.
  • Die Kryotherapie, eine Kältetherapie mit flüssigem Stickstoff, kommt für kleinere oberflächliche Tumoren an inoperablen Stellen in Frage, beispielsweise an den Augenlidern. Besonders für ältere Patienten ist das eine gute Alternative zur kräftezehrenden Operation.
  • Auch die Therapie mit der Imiquimodsalbe, die die Immunantwort anregt, zeigte langfristige Erfolge. Hierbei wird am Tumorort das Immunsystem aktiviert, das dann die Tumorzellen angreift.
  • Die Photodynamische Therapie beinhaltet zunächst die Sensibilisierung der Haut mit einem Photosensibilisator und die anschließende Bestrahlung mit hochenergetischem Rotlicht. Dadurch werden Tumorzellen zerstört. Insbesondere flache, große Tumoren können so gut entfernt werden.
  • Und schließlich stellt auch die lokale Chemotherapie eine Option dar. Sie wird in Form einer Creme verabreicht, die täglich über vier bis sechs Wochen auf den Tumor aufgetragen wird.

Sollten Lymphknoten befallen sein, müssen diese operativ ebenfalls entfernt werden, um eine Ausbreitung des Tumors zu verhindern. Auch Metastasen in anderen Organen sollten soweit es möglich ist operativ entfernt werden. Ist das nicht möglich, wird eine Kombinations-Chemotherapie empfohlen, beispielsweise mit Cisplatin und 5-Fluoracil.

Nachsorge

Die Nachsorgeuntersuchungen werden am Krankheitsstadium des Tumors ausgerichtet. Beim einfachen Plattenepithelkarzinom werden alle sechs Monate über einen Zeitraum von 5 Jahren Nachsorgeuntersuchungen empfohlen. Bei metastasiertem, lokal zurückgekehrtem oder nicht vollständig entferntem Tumor mit erhöhtem Risiko für weitere Tumoren wird in den ersten fünf Jahren eine engmaschige Kontrolle alle drei Monate empfohlen und daran anschließend eine jährliche, lebenslange Nachsorge.

Beim Basalzellkarzinom empfiehlt sich in den ersten drei Jahren eine Nachsorgeuntersuchung alle drei Monate, danach lebenslang einmal pro Jahr. Rückfälle sind zwar selten, aber fast 30 Prozent der Patienten erkranken später erneut an einem Basalzellkarzinom. Eine Ausnahme in der Nachsorge bilden Patienten mit dem so genannten Basalzellkarzinom-Syndrom, einer erbliche Vorbelastung. Sie werden engmaschiger kontrolliert.

Zu einer effizienten Nachsorge gehört es auch, intensive Sonnenbestrahlung zu vermeiden. Eincremen, Kopfbedeckung und textiler Sonnenschutz sollten fester Bestandteil des Sommerprogramms sein!

Literatur:

[1] Deutsche Krebshilfe / Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg) : Hautkrebs. Antworten. Hilfen. Perspektiven. 2016. https://www.krebshilfe.de/fileadmin/Downloads/PDFs/Blaue_Ratgeber/005_0046.pdf
[2] Heller Hautkrebs. Informationen für Patienten und Angehörige. 2015. https://www.roche.de/res/literatur/512/Heller-Hautkrebs-original-8cb69dbe2127ce95b4d1b9a22fe61796.pdf
[3] Patientenratgeber Hautkrebs (dkg-web.gmbh 2018 ; in Vorbereitung)
[4] Leitlinienprogramm Onkologie: S3-Leitlinie Prävention von Hautkrebs. Version 1.1. 2014. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-052OLl_Pr%C3%A4vention_von_Hautkrebs_2014-04.pdf  (Zugriff am: 02.11.2017)
[5] Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut (Hrsg): Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016. Berlin, 2016
[6] Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut (Hrsg): Krebs in Deutschland für 2013/2014. Online unter https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2017/krebs_in_deutschland_2017.pdf?__blob=publicationFile

 

(jk)

Letzte inhaltliche Aktualisierung: 30.08.2018

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Zuletzt aufgerufen am: 19.04.2024 16:46