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Erkrankungsverlauf bei Darmkrebs

Aufnahme Darmtumor
Quelle: © dkg-web.de

Darmkrebs geht meist von Drüsenzellen der Darmschleimhaut aus. Das ist die Zellschicht, welche die Innenwand des Darmes auskleidet. So lange der Tumor noch klein ist, beschränkt er sich auf diesen Bereich. Mit zunehmendem Wachstum dringt er aber in die darunter liegende Darmwand ein und befällt schließlich auch umliegendes Gewebe und Lymphknoten. Dabei können sich einzelne Zellen von der Geschwulst lösen und in Blutbahnen und Lymphgefäße eindringen. Mit dem Blut- und Lymphstrom gelangen sie in andere Organe. Dort können sie sich ansiedeln und erneut vermehren; es entstehen Tochtergeschwülste (Metastasen). Metastasen können unter anderem in der Leber oder Lunge auftreten. Eine Ausbreitung innerhalb des Bauchfells ist ebenfalls möglich und kann dann zu erheblichen Wasseransammlungen im Bauchraum führen (Aszites).

Entwicklungsstufen - TNM-Klassifikation

Je nach Ausbreitung des Tumors spricht man von verschiedenen Stadien (Entwicklungsstufen) des Darmkrebses. Die Einteilung erfolgt nach bestimmten Normen, für die hauptsächlich drei Gesichtspunkte maßgebend sind:

  • die Tiefeninfiltration des Tumors (T)
  • die Beteiligung der Lymphknoten (N)
  • das Vorhandensein von Metastasen (M)

Man verwendet deshalb auch den Begriff TNM-Klassifikation.

Die Ziffern hinter den Buchstaben geben genauere Hinweise auf die Ausdehnung des Tumors (T1-4), Zahl und Lage der befallenen Lymphknoten (N0-2) und das Vorhandensein oder Fehlen von entfernten Metastasen (M0 und M1). T1 N0 M0 würde in diesem Fall also bedeuten, dass es sich um einen kleinen Tumor der innersten Darmwandschichten ohne Lymphknotenbefall und Metastasen handelt.

Weitere Punkte, die bei der Einteilung berücksichtigt werden, sind:

  • die Beschaffenheit des Krebsgewebes (Grading). 
    Sie gibt Hinweise auf die Aggressivität des Tumors. 
    G1, G2, G3, G4 = gut, mäßig, schlecht, nicht differenziertes bösartiges Gewebe
  • die Radikalität der Operation (R)
    R0-Resektion = vollständige Entfernung des Tumors bis ins gesunde Gewebe;
    R1-Resektion = Tumor wurde in knappen Grenzen entfernt, d.h. Tumor wächst bis an die Geweberänder heran;
    R2-Resektion = Tumor wurde nicht vollständig entfernt, d.h. sichtbare Tumorreste sind im Körper verblieben.

Die exakte Beurteilung des Krebses nach diesen Kriterien ist erst nach der Operation möglich. Sie hilft dem Arzt bei der Planung weiterer Behandlungsschritte.

Für T (Tumor) gibt es folgende Bezeichnungen:

  • TX= Primärtumor kann nicht beurteilt werden
  • T0= Kein Anhalt für Primärtumor
  • Tis= Carcinoma in situ (Tumor in einem sehr frühen Stadium)
  • T1 = Der Primärtumor erstreckt sich nur auf die innersten Schichten der Darmwand (Submucosa).
  • T2 = Der Primärtumor erstreckt sich zusätzlich auf die Muskulatur der Darmwand (Muscularis propria).
  • T3 = Der Primärtumor erstreckt sich durch alle Darmschichten hinaus bis in die Subserosa oder in umgebendes Fettgewebe.
  • T4 = Der Tumor erfasst direkt benachbarte Strukturen, Organe oder das Bauchfell
  • T4a= Der Tumor durchbricht das Bauchfell (viszerales Peritoneum)
  • T4b= der Tumor erfasst direkt andere Strukturen oder Organe

Die Bezeichnungen zu N (Nodi = Knoten) lauten:

  • NX= regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
  • N0= kein regionärer Lymphknotenbefall
  • N1 = Befall von ein bis drei benachbarte Lymphknoten
  • N1a= 1 Lymphknoten befallen
  • N1b= 2-3 Lymphknoten befallen
  • N1c= Tumorknötchen oder Satelliten in der Subserosa ohne Befall der regionären Lymphknoten
  • N2 = Befall von vier oder mehr benachbarte Lymphknoten
  • N2a= 4-6 Lymphknoten befallen
  • N2b= 7 oder mehr Lymphknoten befallen

Für M (Metastasen) gibt es folgende Einteilung:

  • M0 = kein Nachweis von Tochtergeschwülsten (Fernmetastasen)
  • M1 = Fernmetastasen nachweisbar
  • M1a= Fernmetastasen in einem Organ
  • M1b= Fernmetastasen in mehreren Organen oder im tumorbefall des Bauchfells

Es ist bekannt, dass heute in der Regel Darmkrebs auf der Basis von gutartigen Polypen entsteht. Dies erklärt die Sinnhaftigkeit der Vorsorgeuntersuchungen mit Koloskopie und Abtragung von Polypen. Wenn in diesen Polypen Krebszellen entstehen, so können sie zu diesem Zeitpunkt endoskopisch entfernt werden, solange sie die Basis des Polypen nicht erreicht haben. Hat sich dann bereits ein bösartiger Tumor entwickelt, der die Darmwand befällt, so kann dieser Tumor nur noch durch eine Operation geheilt werden.

Entwicklungsstufen des Darmkrebses:

Darstellung Darmkrebs
Entwicklungsstufen Darmkrebs

Polyp (Adenom):
Ein gutartiger Polyp in der Darmwand, der endoskopisch erkannt und entfernt werden kann.


Polyp mit atypischer Zellveränderung:
Einzelne Zellen des Polypen sind zu Tumorzellen entartet. In diesem Stadium ist eine endoskopische Entfernung noch möglich.


Karzinom (Krebs):
Aus dem gutartigen Polypen hat sich ein bösartiger Tumor entwickelt, der bereits tief in das Gewebe eingedrungen ist und nur durch eine Operation entfernt werden kann.

 

(yia/red)


Quellen:
Leitlinienprogramm Onkologie (Hrsg.): S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Version 1.0 – Juni 2013. Online verfügbar unter: http://leitlinienprogramm-onkologie.de/uploads/tx_sbdownloader/LL_KRK_Langfassung_1.1.pdf
H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006

Fachliche Beratung
PD Dr. Ullrich Graeven
Kliniken Maria Hilf GmbH, Mönchengladbach

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 28.02.2017

Weitere Basisinformationen zum Darmkrebs:

Zuletzt aufgerufen am: 28.03.2024 15:56