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Das Mammographie-Screening als Früherkennungsmethode

Frau bei Untersuchung, Quelle: © Sven Bähren - fotolia.com
Quelle: © Sven Bähren - fotolia.com

Die Mammographie ist derzeit die beste Methode, um Auffälligkeiten in der Brust zu untersuchen. Sie kommt einerseits in der Früherkennung zum Einsatz, aber auch als Diagnosemittel bei der Abklärung von auffälligen Symptomen.

In Deutschland gibt es das gesetzliche Früherkennungsprogramm, das Mammographie-Screening, für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren. Außerhalb dieser Zielgruppe wird der Nutzen einer regelmäßigen Routine-Mammografie für Frauen ohne Symptome als nicht ausreichend gesehen und daher übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen hierfür nicht die Kosten.

Ausgenommen hiervon sind Frauen, bei denen eine hohe erbliche Vorbelastung nachgewiesen ist und die deswegen an einem intensivierten Früherkennungsprogramm teilnehmen. Sie können bereits ab dem Alter von 40 Jahren an einem jährlichen oder zweijährlichen Mammographie-Screening teilnehmen. Im Falle eines auffälligen Befundes (z. B. Tastbefundes) wird die Mammografie selbstverständlich auch außerhalb des Screenings durchgeführt und von den Krankenkassen bezahlt.

Mammographie – Ablauf und Dauer der Untersuchung

Alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren erhalten auf der Grundlage von Angaben der Meldebehörden im Abstand von zwei Jahren eine persönliche Einladung zum Röntgen der Brust (Mammographie). Die Teilnahme ist freiwillig. Eine Überweisung durch Haus- oder Frauenärztin oder -arzt wird nicht benötigt.

Speziell ausgebildete Röntgenassistentinnen und -assistenten führen die Mammographie in regionalen Screening-Einheiten durch. Die Untersuchung selbst dauert nur wenige Minuten. Dabei wird jede Brust kurz zwischen zwei Plexiglasplatten geklemmt und es werden jeweils zwei Aufnahmen gemacht: von oben nach unten und von außen nach innen. Danach beurteilen zwei Radiologinnen oder Radiologen unabhängig voneinander die Befunde. Alle Frauen erhalten spätestens nach zwei Wochen einen schriftlichen Bescheid über die Untersuchungsergebnisse.

Wenn es aufgrund der Mammographie einen unklaren Untersuchungsbefund oder einen begründeten Verdacht auf Brustkrebs gibt, wird die Frau zu weiteren Untersuchungen eingeladen. Das kann dann eine Ultraschalluntersuchung oder die Entnahme einer kleinen Gewebeprobe aus der Brust – eine Biopsie - sein. In einem solchen Fall sollten Sie aber zunächst die Ruhe bewahren. In den meisten Fällen erweist sich der Verdacht nach eingehenderen Untersuchungen als unbegründet. Von 30 auffälligen Befunden in der Mammographie stellen sich durchschnittlich nur 6 tatsächlich als Brustkrebs heraus.

Mammographie-Screening im Rahmen der Krebsfrüherkennung
Quelle: © Deutsche Krebshilfe

Strahlenrisiko infolge von Mammographie-Screening-Untersuchungen

Die Strahlenbelastung bei Röntgenuntersuchungen ist heutzutage nicht mehr so hoch wie sie früher einmal war. Dennoch birgt jede Strahlung ein zusätzliches Krebsrisiko. Expertinnen und Experten sind sich jedoch einig, dass für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren der Nutzen des Screenings gegenüber dem Risiko deutlich überwiegt. Für jüngere Frauen, die an einer intensivierten Früherkennung teilnehmen und damit häufige Untersuchungen über ihre gesamte Lebenszeit haben werden, setzt man aber bevorzugt andere Verfahren ein, wie zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung oder eine Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) der Brust.

Das Mammographie-Screening in der Kritik

Es gibt auch Kritik am Mammographie-Screening im Rahmen der gesetzlichen Früherkennung. Die Pros und Contras sollte jede Frau für sich abwägen, um eine individuelle Entscheidung zu treffen. Zögern Sie nicht, Ihre Ärztin oder Ihren Arzt zu Rate zu ziehen.

Obwohl der überwiegende Nutzen statistisch belegt ist, kann es in Einzelfällen beim Mammographie-Screening zu sogenannten „falsch positiven“ Befunden kommen. Es wird also der Verdacht auf einen bösartigen Tumor geäußert, der sich bei der weiteren Abklärung durch Biopsie aber als falscher Alarm herausstellt. Der Schaden hierbei sind die durch die Verdachtsdiagnose bis zur Entwarnung hervorgerufenen Ängste. Unter dem Begriff „Überdiagnose“ versteht man den Nachweis eines tatsächlichen Krebses, der aber so langsam wächst, dass er unbehandelt ein Leben lang nicht problematisch geworden wäre. Die Frau macht dann die Ängste und Therapien durch, die sie ohne das Screening nicht bekommen hätte. Außerdem kann es passieren, dass Tumoren, die noch sehr klein sind, nicht entdeckt werden, so dass die Frau sich nach dem Screening in falscher Sicherheit wiegt. Selten kann auch ein Krebsgeschwür gefunden werden, das nicht mehr heilbar ist. Ohne die Mammographie hätte die Frau eventuell noch Jahre ohne das belastende Wissen, Krebs zu haben, gelebt.

Auf der anderen Seite bietet das Mammographie-Screening die Chance, ein Karzinom so früh zu erkennen, dass es noch sehr gut zu therapieren ist. Ohne das Screening wäre es möglicherweise erst im fortgeschrittenen und nicht mehr heilbaren Stadium entdeckt worden. Auch eine Operation kann brustschonender durchgeführt werden, wenn der Tumor noch klein ist. Außerdem kann die frühe Diagnose manchen Frauen eine Chemotherapie ersparen.

Vor- und Nachteile im Überblick

Vorteile

  • Es können so kleine Tumoren entdeckt werden, dass Heilung in über 90 Prozent der Fälle möglich ist.
  • Man geht davon aus, dass die Zahl der Frauen, die an Brustkrebs sterben, in der Altersgruppe der 50- bis 70-Jährigen um 20 bis 30 Prozent reduziert werden kann.
  • Wer eine unauffällige Mammographie hat, kann relativ sicher sein (ca. 90 Prozent), dass aktuell kein Brustkrebs vorhanden ist.

 

Nachteile

  • Strahlenbelastung.
  • Gefahr „falsch positiver“ Befunde. Das heißt, es entsteht ein Krebsverdacht, der sich nach zusätzlichen Untersuchungen nicht bestätigt.
  • Gefahr „falsch negativer“ Befunde (ca. zehn Prozent). Das heißt, ein vorhandener Krebs wird nicht entdeckt.
  • Auch zwischen zwei Screening-Terminen kann Brustkrebs neu auftreten (sogenannte Intervallkarzinome).
  • Es müssen sehr viele Frauen untersucht werden, um ein Leben zu retten. Studien zufolge müssen 10.000 Frauen der Altersklasse 50 bis 69 Jahre über zehn Jahre gescreent werden, um 29 Frauen das Leben zu retten.

(pp)

Quellen:

AGO Empfehlungen „Diagnosis and Treatment of Patients with Primary and Metastatic Breast Cancer”, Stand April 2022:
https://www.ago-online.de/leitlinien-empfehlungen/leitlinien-empfehlungen/kommission-mamma

Patientenratgeber zu den Empfehlungen der AGO Kommission Mamma, Stand: 2022: https://www.ago-online.de/fileadmin/ago-online/downloads/AGO_Brustkrebs_2019.pdf

Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg – Krebsinformationsdienst: Brustkrebs: Informationen für Patientinnen, Angehörige und Interessierte. https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs/frueherkennung.php

Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Langversion 4.4, Stand: Juni 2021: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/mammakarzinom/

Patientinnenleitlinie „Brustkrebs im frühen Stadium“ des Leitlinienprogramms Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Stiftung Deutsche Krebshilfe, Stand Dezember 2018: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/patientenleitlinien/brustkrebs/

Broschüren der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Medizinische Fachgesellschaften: http://www.krebsgesellschaft.de/wub_broschueren_brustkrebs,117182.html
- Blaue Ratgeber Deutsche Krebshilfe „Brustkrebs. Antworten. Hilfen. Perspektiven.“ Stand Januar 2019- Blaue Ratgeber Deutsche Krebshilfe „Familiärer Brust- und Eierstockkrebs. Informieren. Nachdenken. Entscheiden.“ Stand: August 2018

Quellen:

AGO Empfehlungen „Diagnosis and Treatment of Patients with Primary and Metastatic Breast Cancer”, Stand: April 2022: https://www.ago-online.de/leitlinien-empfehlungen/leitlinien-empfehlungen/kommission-mamma

Patientenratgeber zu den Empfehlungen der AGO Kommission Mamma, Stand: 2022: https://www.ago-online.de/fileadmin/ago-online/downloads/AGO_Brustkrebs_2019.pdf

Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Langversion 4.4, Stand: Juni 2021: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/mammakarzinom/

Broschüren der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Medizinische Fachgesellschaften: http://www.krebsgesellschaft.de/wub_broschueren_brustkrebs,117182.html - Blaue Ratgeber Deutsche Krebshilfe „Brustkrebs. Antworten. Hilfen. Perspektiven.“ Stand Januar 2019

Prof. Lüftner Fachberatung Brustkrebs
Quelle: © DIGIMED Verlag GmbH

Fachliche Beratung

Prof. Dr. med. Diana Lüftner ist ärztliche Leitung und Chefärztin der Immanuel Klinik Märkische Schweiz mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet der soliden Tumore, insbesondere des Mammakarzinoms in allen Erkrankungsstadien, der gastrointestinalen Tumore sowie der Supportivtherapie.
Immanuel Klinik Märkische Schweiz

 

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Fachliche Beratung

Prof. Dr. med. Volkmar Müller ist Stellvertretender Klinikdirektor mit leitung der konservativen gynäkologischen Onkologie und der onkologischen Tagesklinik im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Er ist Facharzt für Freienheilkunde und Geburtenhilfe mit Schwerpunkt Palliativmedizin und Medikamentöse Tumortherapie.
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)

 

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Fachliche Beratung

Prof. Dr. med. Anton Scharl ist Direktor der Frauenklinik der Kliniken Nordoberpfalz AG. Er leitet zudem das zertifizierte Brustzentrum und das Perinatalzentrum.
Kliniken Nordoberpfalz AG

 

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 02.06.2022

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