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Analkrebs, Analkarzinom

Beim Analkarzinom handelt es sich um einen bösartigen Tumor des Analkanals. Analkarzinome sind im Vergleich zum Dickdarmkrebs relativ selten (ein bis zwei Prozent aller Dickdarmkrebserkrankungen). Bestimmte Geschlechtskrankheiten und chronische Infektionen gehören zu den Risikofaktoren für die Entstehung. Frauen erkranken zweimal häufiger als Männer. Typische Symptome sind Blutablagerungen auf dem Stuhl, Schmerzen beim Stuhlgang und Juckreiz im Analbereich. Ähnliche Beschwerden können auch bei Hämorrhoiden auftreten.

Auftretende Beschwerden sollten grundsätzlich durch eine proktologische Untersuchung abgeklärt werden. Eine digitale Untersuchung des Anus und der Test auf so genanntes verstecktes (okkultes) Blut im Stuhl werden in Deutschland im Rahmen von Früherkennungsuntersuchungen durchgeführt.

Anatomie des Anus und vorkommende Krebsarten

Der Anus oder Analkanal ist das äußere Ende des Dickdarmes und reicht von der Haut am Analrand bis zum Enddarm bzw. dem Übergang in die Schleimhaut des Enddarms (Rektum). Oberhalb der inneren Grenze (Linea dentata) finden sich häufig so genannte basaloide Karzinome, im Analkanal Plattenepithelkarzinome und an der Grenze zur äußeren Haut die so genannten Analrandtumoren als Plattenepithelkarzinome oder wesentlich seltenere Adenokarzinome. Analrandkarzinome sind oftmals besser differenziert und treten verstärkt bei Männern auf, während der Karzinombefall des Analkanals bei Frauen häufiger ist. Eine Unterscheidung ist sinnvoll, da die Behandlung einer unterschiedlichen Strategie folgt. Etwa zwei Drittel aller Analkarzinome sind Plattenepithelkarzinome.

Die Tumoren der Analränder sind Hautkarzinome und werden entsprechend dieser klassifiziert und therapiert. Das Analkarzinom ist streng genommen ein Tumor des Analkanals. Dieser beginnt 2 cm oberhalb der Linea dentata (innere Grenze zum Rektum bzw. Mastdarm) und reicht bis zum Übergang von der perianalen Haut zur behaarten Haut. Die Tumoren des Analkanals sind zu ca. 75% Plattenepithelkarzinome. Nach der WHO-Klassifikation wird seit 1996 nicht mehr zwischen basaloidem und Plattenepithelkarzinom unterschieden. Der Begriff kloakogenes Karzinom wird häufig synonym für ein Plattenepithelkarzinom des Analkanals gebraucht. Diese feingeweblichen Spezifizierungen haben keine Auswirkung auf die Therapieschemata.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Entstehung des Analkarzinoms ist in 80 bis 85 % der Fälle mit einer Infektion durch humane Papillomaviren assoziiert. In dieser Gruppe von DNA-Viren stehen die sogenannten „high-risk“-Typen (v.a. HPV 16, 18, 31 und 33) mit Krebserkrakungen des Gebärmutterhalses, der Vulva und des Anus in Verbindung. Die Viren werden sexuell übertragen. Während „low-risk“-HPV die Hauptverursacher von gutartigen Hautwucherungen in Form von Warzen im Genitalbereich sind, führen Infektionen mit „high-risk“-Subtypen über Zwischenstufen oftmals zu Plattenepithelkarzinomen.  Eine Schwächung des Immunsystems  bedingt aufgrund verminderter Tumorabwehr eine beschleunigte Krebsentstehung. Daher haben AIDS-Patienten, Transplantationspatienten oder Patienten, bei denen aus anderen Gründen das Immunsystem therapeutisch unterdrückt wird, ein erhöhtes Risiko, an einem Analkarzinom zu erkranken. Als weitere Risikofaktoren gelten ungeschützter Analverkehr sowie Rauchen.

Vorbeugung

Da die Entstehung des Analkarzinoms mit sexuell übertragbaren Virusinfektionen zusammen hängen kann, ist auf eine sorgfältige Sexualhygiene, wie z.B . der Benutzung von Kondomen, zu achten.  Eine Infektion mit krebsauslösenden HPV Viren kann zudem durch eine Impfung verhindert werden. Seit 2007 wird die Immunisierung gegen „high-risk“-HPV für 12- bis 17-jährige Mädchen empfohlen. Man geht von einem Rückgang der HPV-assoziierten Krebsvorstufen von bis zu 75 % infolge der Impfung aus. Bis zu 80 % der Analkarzinome könnten durch die frühzeitige aktive Immunisierung verhindert werden.

Blutauflagerungen auf dem Stuhl sowie Jucken und Brennen im Analbereich können frühe Anzeichen eines Analkarzinoms sein. Da die Heilungschancen umso besser sind, je früher das Karzinom entdeckt und behandelt wird, sollten derartige Beschwerden sofort abgeklärt werden.

(red)

Quellen:

A. Schmieder: Analkarzinom, in: W. Dornoff, F.-G. Hagemann, J. Preiß, A. Schmieder (Hrsg.): Taschenbuch Onkologie 2010: Interdisziplinäre Empfehlungen zur Therapie 2010/2011, Zuckschwerdt Verlag 2010, S. 82-85
Christian Wittekind, Hans-Joachim Meyer (Hrsg.): TNM: Klassifikation maligner Tumoren, Wiley-VCH Verlag 2010
H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006
Robert Koch-Institut (Hrsg.): Krebs in Deutschland 2005/2006. Häufigkeiten und Trends, Berlin 2010

 

Quelle: © dkg-web.gmbh

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 10.09.2014

Weitere Basisinformationen zum Analkrebs:

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