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Stressmanagement für Krebspatienten

Eine Krebsdiagnose kann mit einem Erdbeben der Stärke  acht auf der Richterskala verglichen werden – logisch, dass so etwas Stress auslöst. Viele Patienten fühlen sich dadurch in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Chronischer Stress kann möglicherweise den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen. Umso wichtiger ist es, dem frühzeitig etwas entgegenzusetzen. Erfahren Sie mehr zur Entstehung, Wirkung und Bekämpfung von Stress im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung.

Die Wirkung von Stress auf den Körper

Arztberatung
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Studien zeigen, dass sich die Signalketten der Krebsentstehung beinahe auf jeder Stufe sowohl positiv als auch negativ beeinflussen lassen. Ganz klar soll an dieser Stelle allerdings vermittelt werden, dass temporärer Stress nicht für die Entstehung von Krebs verantwortlich ist! Viel mehr zielt dieser Zusammenhang auf chronischen Stress, soziale Isolation und Depressionen ab.  Auf der anderen Seite stehen soziale Bindungen, die inzwischen sogar mit längerem Überleben assoziiert werden.

Stress stimuliert das sympathische Nervensystem, welches mit erhöhter Adrenalinproduktion reagiert. Auch die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (kurz: HPO) mit dem Stresshormon Kortisol spielt eine wichtige Rolle in der Stressreaktion. Ziel ist es, diese Prozesse durch eine Entspannungsantwort abzuschwächen. Dadurch kann das Kortisollevel reduziert und die Rezeptorsensitivität am sympathischen Nervensystem gesenkt werden. Die Übungen und Maßnahmen, die dazu ergriffen werden können, zielen darauf ab, über das Bewusstsein positiv auf den Körper einzuwirken und die Gesundheit zu fördern.

Mind-Body-Medizin

Die sich an die Psychoonkologie anlehnende Mind-Body-Medizin basiert auf dem ganzheitlichen Konzept von Geist, Körper und Seele. Sie hat das Gesamtbild und den Lebensstil an sich im Blick und möchte  psychische und körperliche Symptome der Erkrankung lindern. Im Gegensatz zur Psychoonkologie, welche die psychische Verarbeitung der Erkrankung in den Fokus stellt, schließt die Mind-Body-Medizin in ihrem Wirken auch die aus der Therapie resultierenden Nebenwirkungen mit ein. Im Gegensatz zur konventionellen Schulmedizin wird sich in der MBM auf den Erhalt der Gesundheit und nicht auf die Erkrankung konzentriert. Vor allem der Stressabbau, die Emotionsregulierung und die Sinnfindung in der posttraumatischen Phase stellen die Baustellen dar, an denen gearbeitet wird.

Interventionsmöglichkeiten

Strand mit Frau und Hund
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Umsetzen lässt sich eine solche Stressreduktion auf diverse Arten und Weisen. Je nach persönlicher Vorliebe kann die eine Methode besser helfen als eine andere. Wegweisend für alle Interventionen ist aber: Der gesamte Lebensstil steht zur Debatte. Eine zwischen stressige Termine gequetschte Yogastunde bedeutet unter Umständen sogar noch mehr Stress.

Besonders beliebte Stressbekämpfer sind Yoga, Muskelrelaxion, Atemübungen die imaginative Psychotherapie, die so genannte Achtsamkeit und natürlich Sport. Mit Achtsamkeit wird der Bewusstseinszustand bezeichnet, der aus dem nicht wertenden Bewusstsein entsteht. Trainiert wird dieser Zustand durch Yogaübungen, Atemübungen und das achtsame Praktizieren von Routine-Dingen wie Essen, Körperpflege und Kommunikation. Die positiven Auswirkungen auf psychischer Ebene hielten in den bis dato durchgeführten Studien bis weit nach Ende der Interventionen an. Auch Yoga, zur Beruhigung des Geistes und Wiederherstellung der Balance gedacht, zeigte sich sehr wirksam in Bezug auf Fatigue, Depressionen und Angst. Yoga beeinflusste vor allem dann auch langfristig die Lebensqualität, wenn es weiterhin regelmäßig praktiziert wurde. Imaginative und hypnotherapeutische Verfahren nutzen Suggestionen, um Wahrnehmungen, Emotionen und Gedanken und damit auch das Verhalten zu verändern. Durch diese Intervention ließen sich beispielsweise Angst und Schmerz bei der Lumbalpunktion deutlich reduzieren.

An vielen Krebszentren werden multimodale Programme angeboten, welche die verschiedenen Punkte individuell zusammenstellen und fest in die Supportivtherapie integrieren. Dazu gehört auch der Austausch mit anderen Betroffenen und möglicherweise auch fachliche psychoonkologische Betreuung.

Stressmanagement verbessert die Lebensqualität langfristig

Eine an Brustkrebspatientinnen durchgeführte Studie untersuchte die Langzeitwirkungen von Stressmanagement. Die Ergebnisse sind bemerkenswert: Auch nach 11 Jahren war die Lebensqualität der Teilnehmerinnen wesentlich höher und die Depressionsrate geringer als bei der Kontrollgruppe. Zur Bewältigung von Stressmanagement wurden Schulungen zur Angstreduktion und zu Bewältigungsstrategien, progressive Muskelentspannung und auch imaginative Psychotherapie durchgeführt. Stressmanagement und Anti-Stress-Interventionen sind demnach nicht nur zum Überstehen der Therapie und der akuten psychischen Bewältigung eine sinnvolle Therapieergänzung, sondern können die Lebensqualität auch auf längere Sicht maßgeblich verbessern.

(jk)

 

Quellen:

[1] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/62259/Brustkrebs-Stressmanagement-verbessert-Lebensqualitaet-langfristig

[2] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/89006/Online-Stressmanagement-hilft-Krebspatienten-bei-der-Krisenbewaeltigung

[3] Cramer H. et al: Mind-Body-Medizin bei Krebs. Wissenschaftliche Evidenz, Chancen und Grenzen der Wirksamkeit. Erschienen in: Forum. September 2017.

[4] Dobos, Gustav et al: Krebs und Stress – Folgen und mögliche Ausgwege. Erschienen in:  Uro-News. April 2017.

 

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 05.04.2018

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