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Alkohol und Krebserkrankungen

Mann schenkt sich Bier ein
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Dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebs gibt, steht schon seit längerem fest [1,2]. Untermauert wurde der Befund erneut von einer 2018 publizierten Untersuchung der Trinkgewohnheiten von 600.000 Menschen aus 19 Ländern: Je mehr Alkohol getrunken wird, desto höher ist das Erkrankungsrisiko. Werden pro Woche mehr als 200 Gramm  Alkohol aufgenommen, verkürzt sich die Lebenserwartung um ein bis zwei Jahre [3]. Bei über 350 Gramm pro Woche sind es bereits fünf Jahre. Regelmäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen, wobei nachweislich eine eindeutige Dosis-Wirkungsbeziehung besteht.

Wenn schon Alkohol, dann in Maßen!

Generell lässt sich festhalten: Auch kleine Mengen an Alkohol können das Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen erhöhen. Sollte man dennoch nicht darauf verzichten können, empfiehlt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) gesunden Frauen nicht mehr als 10 Gramm reinen Alkohol pro Tag zu konsumieren. Das entspricht etwa einem knappen Viertelliter Bier oder einem Achtelliter Wein. Für Männer gilt ein Wert von höchstens 20 Gramm Alkohol pro Tag, was einem knappen halben Liter Bier oder einem Viertelliter Wein entspricht [4]. Getrunken werden sollte zudem immer parallel zum Essen. Die angegebene Obergrenze stellt dabei keinesfalls eine Empfehlung dar, wöchentlich diese Menge an Alkohol zu konsumieren. Weniger ist in diesem Fall immer mehr!

Die Mehrheit alkoholbedingter Krebsfälle ließe sich vermeiden

Expert*innen vermuten, dass bei Männern etwa neun von zehn und bei Frauen rund die Hälfte der alkoholbedingten Krebserkrankungen und Krebstodesfälle vermieden werden könnten, wenn Alkohol in den empfohlenen Maßen getrunken würde. Im Jahr 2020 waren weltweit 4,1 Prozent aller Krebsneuerkrankungen auf Alkoholkonsum zurückzuführen [5].

Demnach war Alkoholkonsum im Jahr 2020 für ca. 740.000 Krebsneuerkrankungen verantwortlich, davon etwa 100.000 Fälle, die auf den Genuss von etwa ein bis zwei alkoholischen Getränken pro Tag zurückzuführen war. Am stärksten war der Zusammenhang bei Speiseröhrenkrebs – hier war Alkohol bei Männern in rund 39 Prozent der Fälle und bei Frauen in 14 Prozent der Fälle ursächlich für die Erkrankung. Den geringsten Einfluss hatte Alkohol auf Krebs des Dick- und Enddarms, mit je 13 Prozent bei Männern und je knapp drei Prozent bei Frauen [5].

Weshalb begünstigt Alkohol Krebs?

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Alkohol an sich, also Ethanol, ist vermutlich nicht krebserregend. Er wird im Körper allerdings durch Oxidationsprozesse in Acetaldehyd umgewandelt, was wiederum sehr reaktionsfreudig ist und leicht Bindungen mit anderen Molekülen eingeht, unter anderem auch der DNA. Dadurch kommt es zu Mutationen und somit auch zu Krebs [6]. Acetaldehyd ist übrigens auch für den so genannten Kater bei größerem Alkoholgenuss verantwortlich.

Zudem erleichtert Alkohol vermutlich anderen Substanzen, ihre krebserregende Wirkung zu entfalten. Für den Bereich der Mundhöhle, des Rachens und der Speiseröhre wurden solche ko-krebserregenden Effekte von Alkohol nachgewiesen. Besonders ungünstig wirkt sich das Zusammentreffen von Alkohol und Rauchen aus – vor allem Krebserkrankungen im oberen Verdauungs- und Atemtrakt sind hiervon betroffen. Durch den Alkohol wird die Schleimhaut im Mund durchlässiger und schädliche Substanzen, beispielsweise aus dem Tabakrauch, können vermehrt in den Körper gelangen. Die schädliche Wirkung beider Substanzen verstärkt sich gegenseitig [7,8].

(kvk)

 

Quellen: 

[1] Pelucchi, C. et al. Alcohol Consumption and Cancer Risk. Nutrition and Cancer 2011, 63(7):983-990 

[2] Wienecke, A. et al.: Incident cancers attributable to alcohol consumption in Germany, 2010. Cancer Causes and Control, Onlinevorabveröffentlichung am 24. März 2015, 10.1007/s10552-015-0566-8

[3] Wood Angela M et al: Risk threshold for alcohol consumption: combined analysis of individual-participant data for 599912 current drinkers in 83 prospective studies. Hrsg. In: The Lancet. April 2018.

[4] Von Koh: Alkohol: Obergrenze für risikoarmen Konsum neu definiert. Pressemitteilung des DKFZ vom 13.04.2018.

[5] Rumgay, H. et al. Global burden of cancer in 2020 attributable to alcohol consumption: a population-based study. Lancet Oncol. 2021;22(8):1071-1080.

[6] Garayoechea J I et al: Alcohol and endogenous aldehydes damage chromosomes and mutate stem cells. Nature. 2018;553(7687):171-177.

[7] National Cancer Institute. Alcohol and Cancer Risk. Abrufbar unter: https://www.cancer.gov/about-cancer/causes-prevention/risk/alcohol/alcohol-fact-sheet#r26. Lezter Zugriff: 21.06.2022

[8] Deutsches Krebsforschungzentrum: Tabakatlas Deutschland. Pabst Science Publishers. 1. Auflage 2020. ISBN 978-3-95853-638-8. Abrufbar unter:
https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Tabakatlas-Deutschland-2020.pdf. Letzter Zugriff: 21.06.2022

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 21.06.2022

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