Lenvatinib

Lenvatinib (Handelsname Lenvima©) ist ein Medikament, das für die Behandlung des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms eingesetzt wird. Vor allem lokalfortgeschrittene oder metastasierte Erkrankungen, die nicht auf eine Therapie mit radioaktivem Iod ansprechen, profitieren von einer Behandlung  mit Lenvatinib. Das Medikament ist eine sogenannte „orphan medicine“, da Schilddrüsenkarzinome zu den seltenen Tumorerkrankungen gehören.
Lenvatinib ist, wie viele zielgerichtete Wirkstoffe, ein Tyrosinkinase-Inhibitor. Es blockiert Enzyme, die in bestimmten Rezeptoren auf der Zelloberfläche vorkommen (speziell Enzyme die in VEGF, FGFR und RET Rezeptoren vorkommen) und so Zellteilung und das Wachstum neue Blutgefäße stimulieren. Durch die Blockade können diese – für das Überleben der Zellen wichtige Prozesse – nicht mehr angestoßen werden. Die Zellen sind nicht mehr in der Lage sich zu teilen, sie werden nicht mehr mit Blut versorgt und das Tumorwachstum verlangsamt sich.

Eine Studie zeigte, dass Patienten die Lenvatinib bekamen durchschnittlich 18.3 Monate lebten, bevor die Erkrankung weiter voranschritt. Wohingegen Patienten, die mit einem Placebo behandelt wurden nur 3.6 Monate lebten, bevor ein Fortschreiten der Erkrankung nachweisbar war.
Lenvatinib wird in oral in Kapseln (4mg oder 10mg) verabreicht. Eine Tagesdosis beträgt 24mg und sollte immer zur gleichen Tageszeit eingenommen werden.

Wie viele zielgerichtete Wirkstoffe hat auch Lenvatinib starke Nebenwirkungen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind: Bluthochdruck, Durchfall, Appetitlosigkeit, Fatigue, Übelkeit, Proteinurie (hoher Eiweißgehalt im Urin), Mundschleimhautentzündung, Erbrechen, Sprachstörungen, Kopfschmerzen und Hand-Fuß-Syndrom. Seltener kommt es während der Behandlung mit Lenvatinib zu Nierenversagen oder zu einer dauerhaften Verschlechterung der Nierenfunktion. Es können auch Herz-Kreislaufprobleme auftreten sowie Gerinnungsstörungen und reversibles Enecphalopathie Syndrom, welches sich durch Kopfschmerzen, Verwirrung und Sehstörungen auszeichnet. Lenvatinib darf nicht von stillenden Frauen eigenommen werden.


Quellen:

Preiß, Dornoff, Schmieder, Honecker, Claßen (Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Interdisziplinäre Empfehlungen zur Therapie 2014/15, 17. Auflage, W. Zuckschwerdt Verlag München, 2014.

Ernst Mutschler, Gerd Geisslinger, Heyo K. Kroemer, Sabine Menzel, Peter Ruth (Hrsg.):

Mutschler Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie, der klinischen Pharmakologie und Toxikologie, 10. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2013.

EMA European Public Assessment Reports, online unter http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp?curl=pages/medicines/landing/epar_search.jsp&mid=WC0b01ac058001d125

Letzte inhaltliche Aktualisierung am: 22.11.2018

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