Molekulare Therapie bei Brustkrebs

Nachricht vom 23.06.2022

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HER2-Antikörper womöglich auch dann wirksam, wenn der Tumor nur wenig HER2 bildet.

Bislang wird bei der Behandlung von Brustkrebspatientinnen die in Frage kommende Therapie unter anderem danach ausgesucht, ob es sich um einen HER2-positiven oder HER2-negativen Tumor handelt. Wie die Ergebnisse einer neuen Studie nahelegen, die bei der diesjährigen Tagung der American Academy of Clinical Oncology ASCO vorgestellt wurden, muss künftig eine stärkere Differenzierung bei der Ausprägung von HER2 vorgenommen werden.

Bei HER2 handelt es sich um eine Bindungsstelle, einen sogenannten Rezeptor, für einen Wachstumsfaktor. Ist der Rezeptor in großer Menge vorhanden, kann sich der Wachstumsfaktor an die Zelle binden und das Krebswachstum vorantreiben. Bösartige Brustkrebstumoren wurden in der Diagnostik bislang vor allem danach unterschieden, ob sie HER2 bilden (HER2-positiv) oder nicht (HER2-negativ). 

In der jetzt vorgestellten DESTINY-Breast04-Studie wurde die Ausprägung von HER2 bei bereits vorbehandelten Patientinnen mit inoperablem und/oder metastasiertem Brustkrebs genauer untersucht. Es hatte sich in Untersuchungen gezeigt, dass gut die Hälfte der Brusttumoren, die üblicherweise als HER2-negativ eingestuft werden, doch geringe Mengen an HER2 bilden. In der Studie erhielten 557 Patientinnen mit solchen HER2-niedrigen Tumoren entweder ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat mit einem Anti-HER2-Antikörper oder eine Standard-Kombinationschemotherapie.

Durch die Therapie mit dem HER2-Antikörper-Wirkstoff-Konjugat konnten im Vergleich zur Chemotherapie das Überleben, ohne dass die Krankheit weiter voranschritt, und das Gesamtüberleben signifikant verlängert werden. Es traten zudem weniger Nebenwirkungen Grad 3 oder mehr auf. Jedoch gab es mehr Fälle interstitieller Lungenkrankheit.

Auf diese Nebenwirkungen müsse geachtet werden, so die Studienautoren. Ansonsten habe sich gezeigt, dass bei Brustkrebspatientinnen der HER2-Status differenzierter betrachtet werden müsse. Eine Einteilung in HER2-positive und HER2-negative Tumoren reiche nicht mehr aus, weil auch Patientinnen mit niedrigem HER2 offenbar von entsprechenden Antikörpertherapien profitieren könnten. 

 

Quelle:

Modi S et al. Trastuzumab deruxtecan (T-DXd) versus treatment of physician’s choice (TPC) in patients (pts) with HER2-low unresectable and/or metastatic breast cancer (mBC): Results of DESTINY-Breast04, a randomized, phase 3 study. Jahrestagung der American Academy of Clinical Oncology 2022, abstract LBA3

 

(KvK)

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