Immuntherapie mit Checkpointhemmern bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs und chronischer Hepatitis B
Nachricht vom 12.01.2024
Zu einer Reaktivierung der Hepatitis B kommt es unter der Immuncheckpointblockade offenbar nur selten.
Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs können von einer Immuntherapie mit Immuncheckpointhemmern profitieren. Da die Immuncheckpointhemmer das Immunsystem gegen den Krebs aktivieren, sind immunvermittelte Nebenwirkungen eine Folge. Wissenschaftler befürchteten, dass bei gleichzeitiger chronischer oder okkulter Hepatitis B-Infektion die viral bedingte Leberentzündung womöglich wieder ausbrechen und sich zu einer akuten Krankheit entwickeln könnte. Eine Studie in der Fachzeitschrift Cancer bringt neue Erkenntnisse zu dieser Frage.
Bei einer chronischen Hepatitis B bleiben neben den Antikörpern gegen das Virus auch Virusantigen und Virus-DNA nachweisbar. Fehlt hingegen Hepatitis B-Antigen, obwohl die Virus-DNA noch nachweisbar ist, sprechen Mediziner von einer okkulten Hepatitis B. Potenziell kann die Krankheit bei chronischer und auch bei okkulter Hepatitis B wieder ausbrechen. In der aktuellen Studie wurde der Krankheitsverlauf bei 1.277 Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs analysiert, die eine Immuntherapie mit Checkpointblockern erhielten. 52 von ihnen wiesen eine chronische Hepatitis B auf, davon erhielten 38 eine antivirale Therapie. Eine okkulte Hepatitis B-Infektion wurde bei 759 Patienten nachgewiesen. Die übrigen 466 Patienten wiesen keine Anzeichen einer Hepatitis B-Infektion auf.
Lediglich zwei der 1.277 Patienten erlebten eine Reaktivierung der Hepatitis B-Erkrankung, beide kamen aus der Gruppe mit chronischer Hepatitis B, und beide hatten keine antivirale Therapie erhalten. Immunbedingte Hepatitis und Gelbsucht, die nicht durch eine Infektion mit Hepatitisviren bedingt sind, traten als Nebenwirkung der Immuncheckpointblockade in allen drei Gruppen mit gleicher Häufigkeit auf.
Offenbar müsse bei Patienten mit chronischer Hepatitis B, die eine Immuncheckpointblockade bei fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs erhalten, nur in seltenen Fällen mit einer Reaktivierung der Hepatitis B-Erkrankung gerechnet werden, schlussfolgerten die Studienautoren. Eine antivirale Prophylaxe könne Patienten mit chronischer Hepatitis B bei geplanter Immuncheckpointblockade womöglich empfohlen werden. Die Sicherheit und Wirksamkeit der Immuntherapie waren bei den Patienten mit chronischer oder okkulter Hepatitis B vergleichbar.
Quelle:
Hong J et al. Immune checkpoint inhibitor use and the incidence of hepatitis B virus reactivation or immune-related hepatitis in non–small cell lung cancer patients with chronic hepatitis B. Cancer, Onlinevorabveröffentlichung am 2. Januar 2024, https://doi.org/10.1002/cncr.35175
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