Dünndarmkrebs bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen

Nachricht vom 30.03.2022

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Das Risiko ist erhöht, dennoch bleibt Dünndarmkrebs eine seltene Erkrankung.

Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa haben laut einer neuen Studie ein erhöhtes Risiko für Adenokarzinome und neuroendokrine Tumoren des Dünndarms. Da Dünndarmkrebs insgesamt jedoch nur selten auftritt und das absolute Risiko, daran zu erkranken, somit gering ist, erteilen die Experten in ihrem Bericht in der Fachzeitschrift Annals of Oncology der Idee einer aktiven Überwachung der Patienten eine Absage.

In der bevölkerungsbasierten Kohortenstudie wurden die Daten von Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen aus Norwegen und Schweden der Jahre 1987 bis 2016 ausgewertet. Diese Daten waren zuvor in nationalen Registern erfasst worden. Unter den 142.008 erfassten Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung traten in der Beobachtungszeit von rund zehn Jahren 123 Fälle von Dünndarmkrebs auf, davon 66 Adenokarzinome und 57 neuroendokrine Tumoren (NET). Dies alles waren Tumoren, die frühestens ein Jahr nach Beginn des in der Studie festgelegten Beobachtungszeitraums auftraten – davor aufgetretene Tumoren wurden nicht berücksichtigt.

Verglichen mit der Allgemeinbevölkerung traten Adenokarzinome des Dünndarms bei den Patienten mit Morbus Crohn etwa achtmal häufiger und bei den Patienten mit Colitis ulcerosa etwa zweimal häufiger auf. Am häufigsten waren Adenokarzinome, wenn die Erkrankung am Morbus Crohn mit Vernarbungen in der Darmwand, sogenannten Strikturen, einherging. Grundsätzlich war das Risiko für Adenokarzinome des Dünndarms höher, wenn die chronisch-entzündliche Darmerkrankung vor dem 40. Lebensjahr in Erscheinung getreten war. Das Risiko, an einem NET im Dünndarm zu erkranken, war generell rund zweifach erhöht.

Das absolute Risiko, an einem Adenokarzinom oder neuroendokrinen Tumor des Dünndarms zu erkranken, sei jedoch auch bei Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung gering, so die Studienautoren in ihrer Bewertung. Die Wahrscheinlichkeit etwa, innerhalb von 15 Jahren nach Beginn des Beobachtungszeitraums an einem Adenokarzinom des Dünndarms erkrankt zu sein, betrug in der Studie bei den Patienten mit Morbus Crohn 12,3 pro 10.000 Personen und bei den Patienten mit Colitis ulcerosa 2,2 pro 10.000 Personen. Deshalb sei es vermutlich nicht kosteneffizient, die Betroffenen generell einem aktiven Früherkennungsscreening zu unterziehen.

 

Quelle:

Yu J et al. Inflammatory bowel disease and risk of adenocarcinoma and neuroendocrine tumors in the small bowel. Annals of Oncology 2022, doi: https://doi.org/10.1016/j.annonc.2022.02.226.

 

(KvK)

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