Darmkrebsrisiko bei Polypendiagnose in der Familie
Nachricht vom 28.5.2025
In einer Studie zeigt sich ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Darmpolypen in der Familie und dem Risiko für Darmkrebs in einem jüngeren Lebensalter.
Werden bei Verwandten ersten Grades bei der Darmspiegelung (Koloskopie) gutartige Darmpolypen identifiziert, ist das Risiko, selbst an Darmkrebs zu erkranken, deutlich erhöht. Besonders bemerkenswert: Die Erkrankungen an Darmkrebs treten dann oft in einem jüngeren Lebensalter als gewöhnlich auf. Dies belegen die Ergebnisse einer Studie, die in der Fachzeitschrift Gastroenterology veröffentlicht wurde.
In der Studie wurden Daten aus dem Schwedischen Krebsregister ausgewertet, in der unter anderem auch familiäre Zusammenhänge erfasst sind. So konnte die Studiengruppe bei einer großen Zahl von Personen (davon 51% Männer) nachvollziehen, ob und woran sie im Lebensverlauf erkrankten, und wie es sich mit Erkrankungen in der engeren Familie verhielt. Bei rund elf Prozent der Untersuchten kamen in der Familienanamnese gutartige Darmpolypen ohne Darmkrebserkrankung vor.
Dies wirkte sich jedoch aus: Personen mit einem Angehörigen ersten Grades, bei dem Darmpolypen diagnostiziert wurden, hatten ein um das 1,4-Fache erhöhtes Risiko, selbst an Darmkrebs zu erkranken. Mit zunehmender Zahl diagnostizierter Darmpolypen in der engen Verwandtschaft stieg das Risiko weiter.
Es zeigte sich auch, dass die Darmkrebserkrankungen in diesen Fällen vor allem bei jüngeren Personen auftraten – deutlich früher, als Darmkrebs gewöhnlicherweise vorkommt, und in einem Alter, in dem normalerweise noch keine Darmkrebsfrüherkennungsuntersuchungen in Form eines allgemeinen Screenings angeboten werden. Und auch, wenn die Darmpolypen bei den Verwandten ersten Grades in jungen Jahren diagnostiziert worden waren, stieg das Krebsrisiko noch einmal. Im Zusammenhang mit Verwandten zweiten Grades hingegen war das eigene Darmkrebsrisiko nur dann erhöht, wenn bei den Verwandten mehr als einmal Polypen diagnostiziert worden waren.
Die Erkenntnisse dieser Studie seien nach Ansicht der Studiengruppe wichtig, weil sie zeigten, dass sich bei Personen, in deren enger Verwandtschaft Darmpolypen diagnostiziert werden, eine frühzeitige Darmspiegelung lohnen könne. Dies würde ermöglichen, eventuelle Fälle von Darmkrebs schon in einem frühen Stadium zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln, sodass Heilungschancen bestehen. Die Darmkrebsvorsorge müsse offenbar individuell gestaltet werden – je nachdem welche Risikofaktoren etwa im familiären Bereich vorliegen.
Quelle:
Hu Y et al. Risk of Colorectal Cancer Associated With Frequency of Colorectal Polyp Diagnosis in Relatives. Gastroenterology 2025;168:931-8
Zuletzt aufgerufen am: 20.06.2025 15:25