Bei HIV-Infektion: Früherkennungsuntersuchungen für Krebs wahrnehmen
Für Patienten mit HIV-Infektionen wird empfohlen, Früherkennungsuntersuchungen für bestimmte Krebserkrankungen wahrzunehmen. Ihr Risiko, daran zu erkranken, ist erhöht.
HIV-Patienten haben ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen. Dies gilt nicht nur für Kaposi-Sarkome, Gebärmutterhalskrebs und Non-Hodgkin-Lymphome, die schon seit längerem mit der HIV-Infektion in Verbindung gebracht werden, sondern auch zum Beispiel für Krebserkrankungen im Verdauungstrakt. Darauf verweist ein Bericht in der Fachzeitschrift MMW – Fortschritte der Medizin.
Demnach haben HIV-Patienten ein doppelt so hohes Risiko für nicht-HIV-Infektion-assoziierte Krebserkrankungen wie der Bevölkerungsdurchschnitt. In einer großen zusammenfassenden Metaanalyse mit insgesamt 625.716 HIV-infizierten Patienten zeigte sich, dass verschiedenste Krebserkrankungen gehäuft auftreten, insbesondere Hodgkin-Lymphome, Analkrebs, Leberkrebs und Lungenkrebs. Zu den Risikofaktoren für die Entstehung einer Krebserkrankung bei HIV-Infizierten gehören Lebensalter > 40 Jahre, eine erhöhte Dauer der HIV-Infektion, andere Infektionen in der Vergangenheit, Rauchen, eine Infektion mit krebserregenden humanen Papillomviren (HPV) sowie eine Infektion mit Hepatitis B oder C. Auch ein später Beginn der antiretroviralen Therapie ist ein Risikofaktor.
Besonders HPV-Infektionen, so der Autor des aktuellen Berichts, sollten im Fokus der Aufmerksamkeit bei der medizinischen Begleitung von HIV-Patienten stehen. Sie führen zu analen intraepithelialen Läsionen, die sich schließlich zu Analkrebs entwickeln können. Es empfiehlt sich deshalb, auch HIV-infizierte Männer, die sexuell aktiv sind, auf das Vorliegen einer HPV-Infektion zu screenen. Außerdem sollte Frauen wie Männern eine Impfung gegen HPV angeboten werden.
Wenn sich HIV-Infizierte mit Hepatitis B oder C anstecken, kann es zu einer beschleunigten Zerstörung der Leber kommen, Leberversagen oder Leberkrebs sind die Folge. Auch hier ist ein Screening empfohlen, für Hepatitis B gibt es zudem die Möglichkeit der vorbeugenden Impfung. Hinsichtlich Darmkrebserkrankungen gelten auch bei Vorliegen einer HIV-Impfung die allgemeinen Screeningempfehlungen: Ab 50 Jahren ein jährlicher Test auf verdecktes Blut im Stuhl, alle drei Jahre eine Spiegelung des untersten Dickdarmabschnitts (Sigmoideoskopie) oder alle zehn Jahre eine Darmspiegelung (Koloskopie).
Quelle:
Nürnberg M et al: Krebsscreening bei HIV-Patienten. MMW Fortschritte der Medizin 2020; 162 (S2):37-9
Zuletzt aufgerufen am: 21.01.2021 17:15