Abwartende Beobachtung bei Enddarmkrebs unter Umständen eine Option
Nachricht vom 15.2.2025
Bei gutem Ansprechen auf eine neoadjuvante Chemotherapie reicht in manchen Fällen womöglich eine Überwachungsstrategie anstelle einer sofortigen Operation aus.
Wenn eine Erkrankung an lokal fortgeschrittenem Enddarmkrebs (Rektumkarzinom) gut auf eine neoadjuvante Therapie vor der Operation anspricht, kann unter Umständen eine abwartende Beobachtungsstrategie anstelle der sofortigen Operation in Erwägung gezogen werden. Darauf lassen die Ergebnisse einer zusammenfassenden Datenanalyse aus mehreren Studien schließen, die in der Fachzeitschrift Annals of Oncology veröffentlicht wurden.
Berücksichtigt wurden die Daten von 628 Personen, die an Enddarmkrebs im Stadium II oder III erkrankt waren und im Rahmen einer neoadjuvanten Therapie eine Einleitungs- und Konsolidierungschemotherapie erhalten hatten. In einer der einbezogenen Studien hatten die Personen, die darauf vollständig oder fast vollständig ansprachen, die Möglichkeit, die Operation hinauszuzögern. Dafür wurden sie überwacht und gegebenenfalls dann operiert, wenn die Krankheit wieder voranschritt. Die Erkrankten, die nur unvollständig oder gar nicht auf die neoadjuvante Chemotherapie ansprachen, ebenso wie die Erkrankten aus den anderen einbezogenen Studien wurden sofort, d.h. innerhalb von sechs Wochen nach Beendigung der neoadjuvanten Chemotherapie operiert. Bei dem chirurgischen Eingriff handelte es sich um die in diesen Fällen übliche totale mesorektale Exzision, bei der der Enddarm und das umgebende Gewebe minimalinvasiv („Knopflochchirurgie“) durch den Anus entfernt und anschließend künstlich rekonstruiert werden.
Die Analyse nach Beobachtungszeiten von dreieinhalb bis fünf Jahren erbrachte keine Unterschiede im krankheitsfreien Überleben, im Überleben ohne Rückfall in anderen Organen, im Überleben ohne Rückfall an der ursprünglichen Tumorstelle und im Gesamtüberleben – es hatte offenbar keine Rolle gespielt, ob sofort eine Operation eingeleitet worden war oder zunächst eine abwartende Beobachtung stattgefunden hatte.
Die abwartende Beobachtung, bei der die Betroffenen regelmäßig untersucht werden, um rechtzeitig zu bemerken, wenn die Krankheit weiter voranschreitet, kann also offenbar eine gute Alternative zur sofortigen Operation bei lokal fortgeschrittenem Enddarmkrebs sein, so das Fazit im Studienbericht. Eine Voraussetzung sei allerdings ein gutes, nahezu vollständiges Ansprechen auf die neoadjuvante Chemotherapie.
Quelle:
Williams H et al. Survival Among Patients Treated with Total Mesorectal Excision or Selective Watch-and-Wait After Total Neoadjuvant Therapy: A Pooled Analysis of the CAO/ARO/AIO-12 and OPRA Randomized Phase II Trials. Annals of Oncology, Onlinevorabveröffentlichung am 21. Januar 2025, https://doi.org/10.1016/j.annonc.2025.01.006
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