Pressearchiv 2021

 

Deutscher Krebspreis an vier Spitzenforscher verliehen

Berlin, 03.02.2021. Für ihre herausragende Arbeit in der Krebsmedizin und -forschung wurden Prof. Markus Wolfgang Büchler (Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg), Prof. Nikolas von Bubnoff (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein) und Prof. Robert Zeiser (Universitätsklinikum Freiburg), sowie Prof. Andrea Ablasser (École Polytechnique Fédérale de Lausanne) mit dem Deutschen Krebspreis 2021 geehrt. Der Preis, verliehen von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebsstiftung, zählt zu den höchsten Auszeichnungen in der Onkologie und wird jährlich in den Sparten „Klinische Forschung“, „Translationale Forschung“ und „Experimentelle Forschung“ vergeben.

Markus Wolfgang Büchler beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren sowohl klinisch als auch wissenschaftlich mit dem Pankreaskarzinom. Der Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört zu den aggressiven Krebsformen, die häufig erst spät erkannt werden. Zum Therapiestandard zählen operative Eingriffe, Strahlen- und Chemotherapie. Im Laufe seiner Karriere entwickelte Büchler chirurgische Techniken, die die operativen Eingriffe beim Pankreaskarzinom optimierten. Büchler ist Mitgründer der European Study Group for Pancreatic Cancer, die mit der europaweiten ESPAC1-Studie belegen konnte, dass eine zusätzliche Chemotherapie - neben einem operativen Eingriff - die Prognose für Pankreaskrebsbetroffene verbessert. Büchler implementierte damit maßgeblich einen neuen weltweiten Therapiestandard in der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs und wurde nun für seine Arbeit mit dem Deutschen Krebspreis in der Kategorie „Klinische Forschung“ ausgezeichnet.

In der Sparte „Translationale Forschung“ ging der Deutsche Krebspreis an die beiden Forscher Nikolas von Bubnoff und Robert Zeiser für die Etablierung eines neuen Therapieprinzips in der Behandlung der Graft-versus-Host-Erkrankung. Für einen Großteil der an einer akuten Leukämie Erkrankten ist eine allogene Blutstammzelltransplantation die einzige Heilungschance. Dabei erhält der Betroffene Blutstammzellen‎ von einem anderen Menschen. Doch nach der Transplantation tritt bei etwa jedem Zweiten eine lebensgefährliche Immunreaktion auf, die sogenannte Graft-versus-Host-Disease (GvHD). Dabei erkennen die T-Zellen des Spenders das Darm-, Haut- und Lebergewebe des Empfängers als fremd und schädigen es. Etwa die Hälfte der GvHD-Patient*innen sprechen auf gängige immunsuppressive Therapien, etwa mit Cortison, nicht an. Dank der Arbeit der beiden Forscher von Bubnoff und Zeiser steht jetzt auch diesen Patient*innen eine wirksame Behandlungsoption zur Verfügung. Die Forscher entdeckten, dass ein bestimmtes Medikament aus der Familie der sogenannten Januskinase-Inhibitoren in der Lage ist, die entzündlichen Botenstoffe zu hemmen, die bei einer GvHD auftreten. Die Ergebnisse der von den beiden Preisträgern initiierten internationalen multizentrischen Phase-III-Studie führten dazu, dass dieses Medikament mittlerweile in den USA für die Behandlung von GvHD zugelassen wurde.

In der Kategorie „Experimentelle Forschung“ erhält Andrea Ablasser den Deutschen Krebspreis für ihre wegweisende Grundlagenforschung zum Immunsystem. Das menschliche Immunsystem besteht aus zwei Säulen, dem angeborenen und dem im Verlauf des Lebens erworbenen. In ihrer Arbeit fokussiert sich die Medizinerin auf die angeborene, die sogenannte innate Immunabwehr des Körpers. Diese kann - neben Bakterien und Viren - auch Signale von Tumorzellen erkennen, Abwehrfunktion des Körpers aktivieren und so Tumorzellen bekämpfen. Ablasser erforscht Signalwege der Zellen, die sowohl das Tumorwachstum fördern als auch hemmen können. Im Mittelpunkt ihrer Forschung steht der sogenannte cGAS/STING-Signalweg, der die Produktion von Entzündungssignalen aktiviert und somit die körpereigene Immunabwehr von Tumorzellen in Gang setzt. Ihre Arbeiten haben nicht nur wichtige Signalwege aufgeschlüsselt, die für Autoimmunerkrankungen, virale Infekte und Krebs von zentraler Bedeutung sind, sondern auch dazu beigetragen, völlig neuartige und vielversprechende Krebstherapien zu entwickeln.

Der Deutsche Krebspreis
Der Deutsche Krebspreis wird von der Deutschen Krebsgesellschaft jährlich zu gleichen Teilen für hervorragende Arbeiten im deutschsprachigen Raum verliehen:

• in der experimentellen onkologischen Grundlagenforschung (experimenteller Teil),
• in der translationalen Forschung (Transfer experimenteller Forschungsergebnisse in den klinischen Bereich),
• in der Tumordiagnostik und -behandlung (klinischer Teil).

Stifter des Deutschen Krebspreises sind die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebsstiftung. Jede Kategorie ist mit 7.500 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet im Sommer statt.

Die Deutsche Krebsgesellschaft
Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) – eine Nachfolgeorganisation des 1900 gegründeten „Comité für Krebssammelforschung“ – ist die größte wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum. In der DKG vertreten sind rund 8.000 Einzelmitglieder in 25 Arbeitsgemeinschaften, die sich mit der Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen befassen; dazu kommen 16 Landeskrebsgesellschaften und 35 Fördermitglieder. Die DKG engagiert sich für eine Krebsversorgung auf Basis von evidenzbasierter Medizin, Interdisziplinarität und konsequenten Qualitätsstandards, ist Mitinitiatorin des Nationalen Krebsplans und Partnerin der „Nationalen Dekade gegen Krebs“. www.krebsgesellschaft.de

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