Aktualisierung der S3-Leitlinie zum Endometriumkarzinom

Das Leitlinienprogramm Onkologie hat seine S3-Leitlinie zum Endometriumkarzinom (EC) aktualisiert. In der überarbeiteten Fassung wurde unter anderem erstmals eine molekulare Klassifikation eingeführt und die Sentinel-Node-Biopsie aufgenommen und bewertet. Zudem wird die zunehmende Bedeutung der Chemo- und Immuntherapie dargestellt. Die S3-Leitlinie entstand unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und unter Mitwirkung von 32 Fachgesellschaften und sieben Expert*innen. Ziel ist es, evidenzbasierte Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und die Therapie von Patientinnen mit Endometriumkarzinomen zu verbessern.

Berlin, 10.10..2022.  In Deutschland ist das Endometriumkarzinom mit etwa 11.000 diagnostizierten Neuerkrankungen im Jahr die fünfthäufigste Krebserkrankung der Frau. Am häufigsten erkranken Frauen nach den Wechseljahren, das mittlere Alter bei Diagnosestellung liegt bei 68 Jahren.
Ein frühes Symptom des Endometriumkarzinoms ist eine vaginale Blutung in der Postmenopause, wodurch ca. 75 Prozent der Karzinome in einem frühen Stadium diagnostiziert werden.

Die Standardbehandlung der Erkrankung ist die vollständige Entfernung der Gebärmutter und diese führt fast immer zur Heilung. Dennoch sterben jährlich etwa 2.700 Menschen in Deutschland an einem Endometriumkarzinom.

Durch molekulare Klassifikation der Tumoren die Behandlungsqualität verbessern
In der aktualisierten Leitlinie ist nun erstmals die prognostische Relevanz der molekularen Klassifikation dargestellt. Aufgeführt sind die empfohlenen Untersuchungsmarker und sich daraus ergebende Prognosefaktoren. Je nach Einschätzung kann daraus der weitere Behandlungsverlauf abgeleitet werden. „Viele Menschen, die an einem Endometriumkarzinom erkranken, haben eine relativ gute Prognose. Bei diesen wollen wir eine Übertherapie, beispielsweise durch eine nicht indizierte Strahlen- oder Chemotherapie, vermeiden. Gleichzeitig streben wir eine Optimierung der Therapie für Patientinnen mit ungünstiger Prognose an. Die molekulare Klassifikation der Tumoren hilft dabei, eine genauere Prognose abzugeben und die Erkrankten entsprechend zu behandeln“, sagt Professor Dr. Günter Emons, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Georg-August-Universität Göttingen. Er koordiniert die Leitlinie für die DGGG gemeinsam mit Professor Dr. Eric Steiner von der Frauenklinik des Gesundheits- und Pflegezentrum Rüsselsheim.

Aufgenommen in die Leitlinie: Sentinel-Node-Biopsie, Behandlungs-Regimes und Immuntherapie
Als bereits etabliertes Konzept zur Detektion tumorbefallener Lymphknoten ist die Sentinel Node Biopsie (SNB) nun auch Teil der Leitlinie zum EC. Bei der SNB wird ein Lymphknoten, von dem angenommen wird, dass er bei einer lymphogenen Metastasierung zuerst betroffen wäre, entnommen und untersucht. Ist der Lymphknoten nicht befallen, kann in vielen Fällen durch diesen verhältnismäßig kleinen Eingriff den Patientinnen die Entfernung weiterer Lymphknoten und die damit einhergehenden möglichen Komplikationen erspart werden.  In der Leitlinie wird die Methode nun im Vergleich zu anderen Verfahren bewertet und eine Empfehlung für die Durchführung gegeben.

Bezüglich adjuvanter Chemotherapien, also Therapien im Anschluss an die Operation oder Bestrahlung, enthält die Leitlinie konkrete Anpassungen und Neuerungen, was die Behandlungsempfehlung betrifft, vor allem unter Berücksichtigung der molekularen Klassifikation. Zudem wurde die Leitlinie um präzise Definitionen der empfohlenen Behandlungs-Regimes ergänzt.

Neu aufgenommen wurden auch verschiedene immuntherapeutische Ansätze beim Rezidiv des EC. Damit erweitert sich das Behandlungsspektrum der Rezidiv-Therapie des EC – denn zuvor gab es keinen Standard für eine Zweitlinienbehandlung.

Diese und weitere Neuerungen sind im Detail in der S3-Leitlinie Endometriumkarzinom auf der Seite des Leitlinienprogramms Onkologie abzurufen.

Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Android-Smartphone- und iPhone-Nutzer können die Leitlinien-App hier herunterladen: www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app/

Das Leitlinienprogramm Onkologie (OL)

Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer und Patient*innen zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008 gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen. Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm 31 S3-Leitlinien, die zu einem großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen. Mehr unter: www.leitlinienprogramm-onkologie.de

 

Deutsche Gesellschaft für Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG)

Die DGGG ist eine der großen wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie hat sich der Stärkung der Fachgebiete der Frauenheilkunde und Geburtshilfe verschrieben und fördert das gesamte Fach und seine Subdisziplinen. Die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) ist eine selbständige Arbeitsgemeinschaft in der DGGG und der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG). Die AGO verfolgt die Förderung der Wissenschaft und Forschung sowie die Aus- und Weiterbildung von Medizinern in den Themen- und Aufgabenbereichen der gynäkologischen Onkologie einschließlich der Mammatumoren. Der Verein befasst sich mit allen klinischen, wissenschaftlichen und organisatorischen Anliegen auf diesem Gebiet. www.ago-online.de

 

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