PLATO 2 – Konzept zur Schaffung einer Plattform für eine bundesweite anlassbezogene Datenzusammenführung und -analyse in der Onkologie – übergeben

Berlin, 13. Mai 2025 Im Rahmen der Querschnitts-Arbeitsgruppe „Qualität und Vernetzung“ des Nationalen Krebsplans (NKP) wurde das Konzept zur Umsetzung von PLATO 2 – Plattform für eine anlassbezogene, bundesweite Zusammenführung und forschungsnahe Nutzung von Krebsregisterdaten – offiziell an das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) übergeben. Es markiert einen Meilenstein in der Weiterentwicklung der datengestützten onkologischen Versorgung und Forschung in Deutschland.

Mit dem Gesetz zur Zusammenführung von Krebsregisterdaten vom 18. August 2021 wurde die jährliche Zusammenführung klinischer Daten aller Landeskrebsregister am Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) am Robert Koch-Institut festgelegt – die sogenannte Stufe 1. Mit PLATO 2 wurde nun das Konzept für Stufe 2 entwickelt: die gezielte, anlassbezogene Zusammenführung dieser Daten mit weiteren relevanten Datenquellen zur Förderung der klinischen und wissenschaftlichen Auswertung.

Die Konzeption von PLATO 2 erfolgte durch einen im Gesetz beauftragten Kreis relevanter Akteure: die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT), die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), die Krebsregister (Plattform §65c SGB V), die Deutsche Krebshilfe, das Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) und Vertretende von Patientenorganisationen.

PLATO 2: Eine Plattform für datenbasierte onkologische Forschung

Ziel von PLATO 2 ist es, den Zugang zu versorgungsnahen onkologischen Daten zu erleichtern, deren Nutzung zu verbessern und so evidenzbasierte Versorgung und Forschung deutlich zu stärken. Im Mittelpunkt des Projekts steht die Untersuchung, welche wissenschaftlichen Fragestellungen bereits heute durch bestehende Datenquellen beantwortet werden können und wo bestehende Defizite die Forschung behindern. Darauf aufbauend werden praxisnahe Lösungsansätze zur Überwindung dieser Hürden aufgezeigt. Grundlage bilden sieben konkrete Anwendungsfälle, die zentrale Themen der onkologischen Forschung abbilden. Eine bereichsübergreifende Arbeitsgruppe und ein rechtswissenschaftliches Gutachten bewerten zudem gesetzliche Rahmenbedingungen und mögliche Zugangswege.

Die Ergebnisse zeigen klar: Die aktuell verfügbaren Datenressourcen werden in Deutschland nicht ausreichend genutzt. Forschung mit versorgungsnahen Daten scheitert häufig an komplizierten Zugangswegen, mangelnder Interoperabilität, uneinheitlichen Regularien und unklaren gesetzlichen Rahmenbedingungen. Besonders die Option des Data Linkage – also die Verknüpfung verschiedener Datenquellen – ist zentral für viele Forschungsfragen, aber aktuell schwer umsetzbar.

Zentrale Bausteine von PLATO 2

Das vorgelegte Konzept schlägt deshalb die Etablierung eines PLATO 2-Kompetenzverbundes vor. Dieser soll als Anlaufstelle für die onkologische Forschungscommunity fungieren und den Zugang zu den notwendigen Dateninfrastrukturen erleichtern. Die Koordinierung dieses Verbundes soll bei der ADT angesiedelt sein, unterstützt durch ein interdisziplinäres Expertenpanel, das über umfassende Kenntnisse zu Datenquellen, Linkage-Verfahren sowie über Auswertekompetenz und medizinisches Fachwissen verfügt.

Zur Verbesserung der Forschungsnutzung sollen bei den Landeskrebsregistern sogenannte Registerdaten-Integrations- und Transferstellen (RISTs) entstehen. Diese sollen Daten aus den Ländern projektspezifisch aufbereiten und in qualitätsgesicherten Studiendatensätzen bereitstellen. Gleichzeitig wird ein gemeinsames Antragsportal angestrebt, das den Zugang zu den Daten vereinfachen und standardisieren soll.

Langfristig soll der PLATO 2-Kompetenzverbund auch eigene Forschungsvorhaben durchführen – etwa zur Überprüfung offener Fragen aus Leitlinien oder zur Validierung von Erkenntnissen aus klinischen Studien im Versorgungsalltag. Damit bietet PLATO 2 eine einzigartige Möglichkeit, die Potenziale versorgungsnaher Daten systematisch zu erschließen und für eine Verbesserung der Krebsversorgung in Deutschland nutzbar zu machen.

Prof. Dr. Sylke Zeißig, Vorstandsvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren: „Systematische, datenbasierte Forschung ist entscheidend für eine evidenzgestützte, qualitätsorientierte Patientenversorgung. Sie verbessert klinische Entscheidungen, verringert Unsicherheiten und wirkt sich unmittelbar auf die Behandlung aus. PLATO 2 schafft keine neuen Strukturen, sondern vernetzt und ergänzt bestehende Infrastrukturen auf ideale Weise – ein wichtiger Schritt für ein leistungsfähiges Gesundheitsdatenökosystem in der Onkologie – auch im Hinblick auf den European Health Data Space.“

Prof. Dr. Michael Ghadimi, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft: „Die Forschung mit versorgungsnahen Daten bietet für die Versorgung von Krebsbetroffenen ein enormes Potenzial und kann die Onkologie nachhaltig weiterentwickeln. Mit Blick auf neue Therapieformen bei seltenen Krebserkrankungen, zu denen es keine großen Studien gibt, können wir Wissen aus diesen Daten generieren. Mit PLATO 2 haben wir die Chance, den Datenzugang für die onkologische Forschungscommunity zu erleichtern und künftig selbst Forschungsvorhaben voranzutreiben, etwa zu Fragestellungen aus Onkologischen Leitlinien.“  

Dr. Franz Kohlhuber, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe erklärte bei der Übergabe des Konzeptes: „Der Deutschen Krebshilfe ist es seit vielen Jahren ein wichtiges Anliegen, anlassbezogene und bundesweit zusammengeführte klinische Daten aus den Landeskrebsregistern für die Forschung zu nutzen, um neue Erkenntnisse für die Versorgung zu gewinnen. Die Deutsche Krebshilfe kann sich daher zur Umsetzung von PLATO 2 die Einrichtung eines gezielten Programmes zur Förderung von innovativen Forschungsprojekten mit versorgungsnahen Daten sehr gut vorstellen, unter der Voraussetzung, dass das Bundesministerium für Gesundheit hierfür als Grundlage die im Konzept angedachte Koordinierungsstelle als notwendige Struktur finanziert.“

Hedy Kerek-Bodden, Vorsitzende vom Haus der Krebs-Selbsthilfe – Bundesverband e.V.: „Als Interessenvertretung von an Krebs erkrankten Menschen, Personen mit einer erblichen Veranlagung für Krebserkrankungen und deren Angehörigen setzen wir uns dafür ein, die Qualität, den Fortschritt und die Forschung in der Krebsversorgung zu fördern. Ein entscheidender Schlüssel dazu liegt in der verantwortungsvollen und gut geschützten Nutzung von Gesundheitsdaten aus der Routineversorgung und der Forschung. Die Verknüpfung dieser Daten ermöglicht es Ärzt:innen und Forschenden, die Entwicklung von Krebs besser zu verstehen, wirksamere Behandlungen zu identifizieren und individuell angepasste Therapien noch gezielter zu gestalten. Dies bildet die Grundlage für eine innovative und qualitätsgesicherte Versorgung und eine Erhöhung der Heilungschancen.“

Kerstin Weitmann/Tobias Hartz, Sprecher der Plattform § 65c: „Eine Unterstützung der Forscher bei dem Zugang zu onkologischen Daten ist ein wichtiges Hilfsmittel, um die Nutzung der Daten noch mehr zu fördern und so die qualitätsgesicherte Versorgung von onkologischen Patienten noch detaillierter zu betrachten. Damit die entwickelten Ideen und Konzepte Mehrwert bringen, ist es wichtig, alle Akteure gut einzubinden und sichtbar zu machen.“

Dr. Klaus Kraywinkel, Leiter des Zentrums für Krebsregisterdaten: „Mit der Novellierung des Bundeskrebsregistergesetzes im August 2021 wurde der bundesweite Datensatz am ZfKD um zentrale Variablen der klinischen Krebsregistrierung erweitert. Nicht nur wegen allmählich steigender Antragszahlen hat der Aufwand für die Antragsbearbeitung deutlich zugenommen. Die komplexe Struktur der Registerdaten und anderer Datenquellen in der Onkologie erfordert häufig gezielte Unterstützung – zumal bislang nicht alle Forschenden über praktische Erfahrung in der wissenschaftlichen Nutzung solcher Daten verfügen.“

Im Hinblick auf die Umsetzung von PLATO 2 ist als nächster Schritt noch vor der Sommerpause ein vertiefendes Gespräch mit dem Bundesministerium für Gesundheit vorgesehen.

Download Konzept und Kurzbericht PLATO 2

Weitere Informationen zum Projekt PLATO 2

Ersteller des Konzeptes PLATO 2:
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT), Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), Deutsche Krebshilfe, Haus der Krebs-Selbsthilfe – Bundesverband e. V., Plattform §65c, Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD),

Gefördert durch: Bundesministerium für Gesundheit – Das Konzept wurde im Rahmen einer Zuwendung gefördert. Die Ausführungen im Konzept stellen die Meinung der Autoren / Autorinnen dar.


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