Aktualisierte Living Guideline der S3-Leitlinie Lungenkarzinom mit wichtigen Neuerungen veröffentlicht
Berlin, 10.04.2025. Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr konnte auch die aktualisierte Living Guideline der S3-Leitlinie „Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms“ just in time zum Pneumologie-Kongress veröffentlicht werden.
„Wir freuen uns sehr, dass es uns wieder gelungen ist, das nun jährliche Update zu vollenden. Das war sehr viel Arbeit – aber Arbeit, die sich auszahlt: Mit der Living Guideline können wir der großen Dynamik durch neue Studienergebnisse sowie ständige Weiter- und Neuentwicklungen von Diagnose- und Therapieverfahren bei Lungenkarzinomen viel besser gerecht werden als mit einer herkömmlichen S3-Leitlinie, die nur alle fünf Jahre aktualisiert wird“, erklärt Professor Wolfgang Schütte, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau. Er hat die starke Gemeinschaftsarbeit unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) koordiniert – gemeinsam mit Dr. Sylvia Gütz, Chefärztin der Abteilung Innere Medizin I am St. Elisabeth-Krankenhaus Leipzig, und Dr. Wiebke Nehls, Chefärztin der Klinik für Palliativmedizin und Geriatrie am Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin-Zehlendorf. Die Leitlinie wurde von der Deutschen Krebshilfe im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie gefördert. Die aktuelle Version enthält neben zahlreichen Neuerungen in den verschiedenen Krankheitsstadien des Lungenkarzinoms auch ein eigenes Kapitel zum Thema Lungenkrebs-Screening.
Der großen wissenschaftlichen Dynamik bei den früheren Lungenkarzinom-Stadien trägt die aktuelle Living Guideline mit einigen Änderungen Rechnung: Zum Beispiel sind neue Konzepte zu einer erweiterten perioperativen Therapie integriert worden. Im Stadium IV – in dem der Tumor schon Fernmetastasen gebildet hat – gab es weniger neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Entwicklungen im vergangenen Jahr, sodass die Überarbeitungen hier geringer ausfallen. In diesem Bereich gibt es beispielsweise neue Abschnitte zur Nachsorge und zu den therapiebegleitenden Untersuchungen. „Beim kleinzelligen Krebs hat sich zudem gezeigt, dass auch in den frühen Stadien jetzt ein monoklonaler Antikörper nach Radiochemotherapie gegeben werden soll. Das ist auch eine Veränderung des Therapiestandards“, erklärt der Leitlinien-Koordinator. Neueste Studienergebnisse wurden zudem bei der Therapie des EGFR-mutierten Lungenkarzinoms – eine spezielle Form des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms, die durch Mutationen im Gen des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptors (EGFR) gekennzeichnet ist – berücksichtigt und aktualisiert.
Positive Entwicklung bei Etablierung von strahlungsarmem Lungenkrebs-Screening
Das bisherige Kapitel zur Lungenkrebs-Früherkennung wurde aufgrund der großen Dynamik im Bereich Lungenkrebs-Screening komplett überarbeitet. „Aktuell ist es hierzulande noch so, dass mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten im Krebsstadium IV erstdiagnostiziert werden, wenn sie bereits Fernmetastasen haben und nicht mehr geheilt werden können. Das Ziel vom Lungenkrebs-Screening mittels Niedrigdosis-Computertomografie ist, die Patientinnen und Patienten idealerweise schon in Stadium I oder II zu diagnostizieren, wenn noch eine kurative Behandlung möglich ist“, erklärt der Pneumologe Professor Torsten Gerriet Blum vom Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin, der das Kapitel zusammen mit den Professoren Jens Vogel-Claussen, Hans Hoffmann und Rudolf Kaaks neu verfasst hat. Seit Juli 2024 können Rauchende und Ex-Rauchende in Deutschland laut einer neuen Rechtsverordnung unter gewissen Voraussetzungen die strahlungsarme CT-Untersuchung als Selbstzahlerleistung erhalten. Nicht nur Allgemeinmediziner oder Internistinnen, sondern auch Arbeitsmedizinerinnen und Arbeitsmediziner dürfen zu diesem Screening beraten. „Wir gehen davon aus, dass im September 2025 eine entsprechende Richtlinie durch den Gemeinsamen Bundesausschuss veröffentlicht wird und hoffen, dass im zweiten Quartal 2026 das Programm dann durch die gesetzliche Krankenversicherung auch entsprechend vergütet an den Start gehen kann. Das ist eine positive Entwicklung in Richtung flächendeckendes Screening, wie wir es zum Beispiel von der Mammografie kennen“, so Blum.
Die aktualisierte S3-Leitlinie ist hier abrufbar: www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/lungenkarzinom
Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Android-Smartphone- und iPhone-Nutzer können die Leitlinien-App hier herunterladen: www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app/
Das Leitlinienprogramm Onkologie
Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer sowie Patientinnen und Patienten zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008 gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen. Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm 36 S3-Leitlinien, die zu einem großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen. Mehr unter: www.leitlinienprogramm-onkologie.de
Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP)
Die DGP ist darauf spezialisiert, Prävention, Diagnostik sowie Therapie von Atemwegs- und Lungenkrankheiten zu verbessern. Sie ist eine als gemeinnützig anerkannte wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft und dient inzwischen fast 5.000 Mitgliedern als Forum für den Austausch über wissenschaftliche Erkenntnisse und Behandlungserfahrungen. www.pneumologie.de
125 Jahre Wissen aus erster Hand – die Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) – eine Nachfolgeorganisation des 1900 gegründeten „Comité für Krebssammelforschung“ – ist die größte wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum. Die rund 8.300 Einzelmitglieder in 25 Arbeitsgemeinschaften, die 16 Landeskrebsgesellschaften und 33 Fördermitglieder sind in der Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen tätig. Die DKG engagiert sich für eine Krebsversorgung auf Basis von evidenzbasierter Medizin, Interdisziplinarität und konsequenten Qualitätsstandards, ist Mitinitiatorin des Nationalen Krebsplans und Partnerin der „Nationalen Dekade gegen Krebs“. www.krebsgesellschaft.de
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