Pressearchiv 2021

 

Nationale Krebspräventionswoche: Pikst kurz, schützt lang – Mach dich stark gegen Krebs!

Gemeinsame Pressemitteilung Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe und Deutsches Krebsforschungsinstitut

Berlin/Bonn/Heidelberg, 07.09.2021. Humane Papillomviren (HPV) sind in Deutschland jedes Jahr für 7.700 Krebsfälle verantwortlich. Bereits seit 2006 gibt es eine Impfung, die vor HPV-Infektionen schützt. Sie wird für 9- bis 14-jährige Mädchen und Jungen empfohlen, aber bislang viel zu wenig in Anspruch genommen. Die Deutsche Krebshilfe, das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) nehmen die Nationale Krebspräventionswoche vom 13. bis 17. September 2021 zum Anlass, um auf die erschreckend niedrigen Impfraten in Deutschland hinzuweisen: Erst ab einer HPV-Impfquote von 80 Prozent könne das volle Potenzial der Impfung zur Prävention von Krebs ausgeschöpft werden.

„Durch einen gesundheitsbewussten Lebensstil ließen sich deutschlandweit fast 40 Prozent aller Krebsfälle vermeiden. Ein Zehntel davon, nämlich rund vier Prozent, gehen allein auf das Konto von Infektionen“, sagt Prof. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ bei einem Pressetermin am 7. September. „Vielen Menschen fällt es nicht leicht, dauerhaft gesund zu leben. Dagegen sind Impfungen gegen Krebs eine sehr einfache Möglichkeit, das persönliche Krebsrisiko zu senken.“ Zu den Krebsimpfungen zählt neben der HPV-Impfung auch die Hepatitis-B-Impfung für Säuglinge.

„Umso erstaunlicher ist es, dass weniger als 50 Prozent der 15-jährigen Mädchen und nur ein verschwindend geringer Anteil an Jungen vollständig gegen HPV geimpft sind“, konstatiert Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Mehrere Tausend Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an HPV-bedingtem Krebs, der die Gebärmutter aber auch zum Beispiel den Penis oder den Mund-Rachen-Raum betreffen kann. Das wäre vermeidbar, wenn wir eine Impfquote von 80 Prozent erreichen. Andere Länder machen uns dies mit Erfolg vor. In Deutschland fehlt es bislang an Strukturen und Strategien, die Kinder und Eltern automatisch an die Impfung erinnern.“

Anlässlich der Nationalen Krebspräventionswoche informieren Deutsche Krebshilfe und DKFZ jedes Jahr über vermeidbare Krebsrisikofaktoren. Unter dem Motto „Pikst kurz, schützt lang – mach dich stark gegen Krebs!“ steht vom 13. bis 17. September 2021 das Thema „Impfen gegen Krebs“ im Fokus. In diesem Jahr ist die DKG erstmals Partner der Aktionswoche. „Damit bündeln wir unser Engagement im Bereich der Krebsprävention, für das sich auch unsere Landeskrebsgesellschaften bereits seit vielen Jahren einsetzen“, sagt Prof. Thomas Seufferlein, Präsident der DKG.

HPV-Impfung schützt vor Krebs
Es gibt über 200 verschiedene HPV Typen, 12 davon werden von der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) als krebserregend eingestuft. Die meisten sexuell aktiven Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV. „Die Infektion verläuft in der Regel unbemerkt, sie kann aber auch zu Zellveränderungen, Krebsvorstufen und schließlich Krebs führen“, erklärt Prof. Sigrun Smola, Virologin am Universitätsklinikum des Saarlandes. „Ich erforsche mit meinem Team, wie HPV-bedingter Krebs entsteht und wie die Krebsprävention verbessert werden kann. Am wichtigsten ist es, dass wir den Krebs verhindern, indem wir dafür Sorge tragen, dass Kinder gegen HPV geimpft werden.“

Gebärmutterhalskrebs ist die häufigste HPV-bedingte Krebsart. Die Fernsehköchin Felicitas Then musste Anfang des Jahres am eigenen Leib erfahren, was die Diagnose bedeutet. „Heute geht es mir wieder gut, aber eine sehr schwere Zeit liegt hinter mir. Nun möchte ich auch etwas Positives aus meiner Erkrankung ziehen und Menschen vor meinem schlimmen Schicksal bewahren. Deshalb mache ich mich heute stark für die HPV-Impfung. Ich kann alle Mütter und Väter, Mädchen und Jungen nur auffordern: Informiert euch und nutzt die Chance, die die HPV-Impfung bietet: Sie schützt vor Krebs, das sollte man sich immer wieder bewusstmachen.“

Wie kann die Impfquote gesteigert werden?
Ein Grund für die niedrigen Impfquoten in Deutschland sind nach Einschätzung von Dr. Thomas Fischbach, Präsident vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), die zu geringen Teilnehmerraten an den Untersuchungen U10 und U11 für Kinder im Grundschulalter. Diese werden von vielen, nicht aber von allen Krankenkassen bezahlt. „Wir müssen Eltern schon bei der U9 darüber informieren, dass es weitere wichtige Untersuchungen gibt und das zusätzliche Checkheft für die U10, U11 und J2 stärker nutzen. Auch Krankenkassen sind aufgefordert, mehr für diese Untersuchungen zu werben. Zudem richte ich einen Appell an alle Kinder- und Jugendärzte: Unabhängig von den Kinderuntersuchungen sollten sie jede Gelegenheit für die HPV-Impfung nutzen, die sich ergibt.“

Ein weiterer Hebel, um die Impfquote zu steigern, ist die Aufklärung in der Schule. „HPV wird in der Schule im Rahmen der Sexualkunde oft nicht thematisiert“, berichtet Dr. Heike Kramer, Vorstandsvorsitzende der Ärztlichen Gesellschaft für Gesundheitsförderung (ÄGGF). Ärztinnen und Ärzte der ÄGGF besuchen Schulen und führen dort ärztliche Informationsstunden für Schülerinnen und Schüler durch. „Unsere Evaluationen zeigen, dass das Wissen und die Impfmotivation dadurch signifikant und nachhaltig gesteigert werden können.“

- Aktionen in der Nationalen Krebspräventionswoche 2021 -

Ein riesiges HPV-Virus zum interaktiven Spielen und Lernen
Anlässlich der diesjährigen Nationalen Krebspräventionswoche informieren zwei Mitmachstationen in Form riesiger HP-Viren interaktiv und kindgerecht über Impfungen, HPV und Krebs. Die Stationen sind vom 7. September bis 17. Oktober in der DASA Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund und vom 7. September bis 3. Oktober im Technoseum in Mannheim zu sehen und können dort ausprobiert werden.

Fotoausstellung: HPV hat viele Gesichter
Die Fotoausstellung „HPV hat viele Gesichter“ mit Begleitbroschüre versucht eine Annäherung an die Geschichten von sechs Menschen mit der Diagnose Krebs, bei denen eine HPV-Infektion und deren Folgen zum ständigen Begleiter im Leben wurden. Die Wanderausstellung ist zunächst ab dem 13. September 2021 in Heidelberg im DKFZ zu sehen. Danach gehen die Bilder auf Wanderschaft.

Weitere Informationen zur Krebspräventionswoche unter:

www.dkfz.de/krebspraeventionswoche

www.krebshilfe.de/krebspraeventionswoche

www.krebsgesellschaft.de/nationale-krebspraeventionswoche.html

Die Deutsche Krebsgesellschaft
Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) – eine Nachfolgeorganisation des 1900 gegründeten „Comité für Krebssammelforschung“ – ist die größte wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum. In der DKG vertreten sind rund 8.000 Einzelmitglieder in 25 Arbeitsgemeinschaften, die sich mit der Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen befassen; dazu kommen 16 Landeskrebsgesellschaften und 36 Fördermitglieder. Die DKG engagiert sich für eine Krebsversorgung auf Basis von evidenzbasierter Medizin, Interdisziplinarität und konsequenten Qualitätsstandards, ist Mitinitiatorin des Nationalen Krebsplans und Partnerin der „Nationalen Dekade gegen Krebs". Mehr: www.krebsgesellschaft.de

Deutsche Krebshilfe
Die Deutsche Krebshilfe wurde am 25. September 1974 von Dr. Mildred Scheel gegründet. Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es, Krebserkrankungen in all ihren Erscheinungsformen zu bekämpfen. Unter dem Motto „Helfen. Forschen. Informieren.“ fördert die Stiftung Deutsche Krebshilfe Projekte zur Verbesserung der Prävention, Früherkennung, Diagnose, Therapie, medizinischen Nachsorge und psychosozialen Versorgung, einschließlich der Krebs-Selbsthilfe. Ihre Aufgaben erstrecken sich darüber hinaus auf forschungs- und gesundheitspolitische Aktivitäten. Sie ist ebenfalls Mitinitiator des Nationalen Krebsplans sowie Partner der „Nationalen Dekade gegen Krebs“. Die Deutsche Krebshilfe ist der bedeutendste private Geldgeber auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung – unter anderem der Krebsforschung – in Deutschland. Sie finanziert ihre gesamten Aktivitäten ausschließlich aus Spenden und freiwilligen Zuwendungen der Bevölkerung. www.krebshilfe.de

Das Deutsche Krebsforschungszentrum
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs. Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. www.dkfz.de

Pressekontakte:

Strat. Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Deutsches Krebsforschungszentrum
Dr. Sibylle Kohlstädt
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
Tel.: +49 6221 42-2843
s.kohlstaedt@dkfz.de

Kommunikation Stiftung Deutsche Krebshilfe
Christiana Tschoepe
Buschstr. 32
53113 Bonn
Tel.: +49 228 / 72990-96
E-Mail: presse@krebshilfe.de

Pressestelle Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
Dr. Katrin Mugele
Kuno-Fischer-Str. 8
14057 Berlin
Tel.: +49 30 / 322 9329-60
E-Mail: presse@krebsgesellschaft.de